Die momentane Unfallentwicklung sei "erschreckend und dramatisch", berichtete Georg Dissen, Leiter der Autobahnpolizei Köln gegenüber Report-k. Die enorme Zahl von insgesamt 5.053 Unfällen habe sich im Vergleich zum Vorjahreswert noch einmal um 3,23 Prozent gesteigert. Auf allen Autobahnen im Regierungsbezirk zählte die Polizei 891 verletzte oder getötete Personen, die in Unfälle verwickelt waren. Das seien 100 mehr als in der ersten Jahreshälfte 2010. Auch bei den tödlich Verunglückten sei die Besorgnis erregende Zahl von insgesamt acht auf 13 angestiegen. Im Vergleich zu 2010 sei außerdem die Summe schwer verletzter Personen um 33 Prozent angestiegen. Hier wurden nunmehr 151 Menschen gezählt.

Unfallschwerpunkt: Baustelle und Stauende
Auf Kölns Autobahnen sei nach wie vor an zwei Stellen die Mehrzahl der Unfälle zu zählen. Die Polizei erklärte, dass Unglücke an Stauenden immer noch zahlreiche Verletzte und Todesopfer forderten. Im Vergleich zur ersten Jahreshälfte 2010 hatte sich die Unfallzahl um 26 Prozent auf 342 erhöht. Dabei seien 168 Personen verletzt worden, 23 davon schwer. Außerdem seien insgesamt drei tote Menschen zu beklagen. Auch in Baustellen komme es zu immer mehr Unfällen.
Hier erhöhte sich der Wert ebenfalls deutlich. Die 925 Unglücke seien eine Steigerung um 23,2 Prozent. Es wurde insgesamt 65 Menschen verletzt. Schwerpunkte bilden dabei die beiden Großbaustellen auf der A3 in Richtung Oberhausen und der A1 im Kölner Westen. Die Situation am Aachener Kreutz sei jedoch weniger dramatisch. In dieser Baustelle (A4) wurde keine Steigerung der Unfälle verzeichnet.


Foto oben: Unfallschwerpunkt sind die Kölner Autobahnringe


Zu schnell und zu wenig Abstand

Die Hauptursache für die zahlreichen Unfälle und den gegenwärtigen Trend sieht die Polizei in einer zu hohen Geschwindigkeit der Fahrer auf den Autobahnen. Viele PKW-, aber auch LKW-Fahrer seien außerdem nicht konzentriert genug und hielten
nicht den nötigen Sicherheitsabstand ein. 1.782 Unfälle seien auf diese Ursachen zurückzuführen und 616 der 891 Menschen wurden auf diese Weise in Unfälle verwickelt. Besonders an Stellen großer Verkehrsbelastung komme es bei den genannten Ursachen zu vermehrten Kollisionen. Das 600 Kilometer lange Autobahnnetz des Regierungsbezirkes Köln müsse allein auf den Kölner Autobahnringen (A3,A4,A1) täglich durchschnittlich 160.000 Fahrzeuge standhalten. Dabei handele es sich selbst europaweit um einen absoluten Spitzenwert mit steigender Tendenz.


Ab sofort vermehrt in
Position gebracht: Die mobilen Beobachtungsposten der Kölner Autobahnpolizei.

Intensivierung der Kontrollen in der zweiten Jahreshälfte
Um der ernsten Entwicklung bei der Zahl der Unfälle entgegenzuwirken ruft die Kölner Autobahnpolizei zu mehr Konzentration am Steuer, der Einhaltung von ausreichendem Sicherheitsabstand auf und warnt vor unnötigen Spurwechseln. Als Vorbeugung für den Fall eines Unglückes sei es des weiteren unerlässlich,
sich als Fahrer selbst, aber auch alle Mitfahrenden zu sichern und anzuschnallen. In den nächsten Wochen und Monaten plant die Kölner Polizei eine deutliche Intensivierung ihrer gängigen Kontrollen auf den Autobahnen. Auch wenn es in der ersten Jahreshälfte bereits 40.000 Maßnahmen gab, wird jetzt noch stärkter auf zivile Kontrollen gesetzt. Auch die "klassische" Geschwindigkeitsmessung soll weiter ausgebaut werden. In den vergangenen sechs Monaten wurden hier bereits 30.272 Fälle gezählt. Die Polizei will außerdem nachdrücklich sämtliche Verkehrsvergehen feststellen und verfolgen. Abstandskontrollen sollen durch am Straßenrand vermehrt in Position gebrachte Beobachtungsposten unterstützt werden. Sie können dann gegebenenfalls direkt eingreifen.

[asch]