Helmut Röscheisen vom BUND Köln und BUND-Berater und -Mitglied Jörg Frank auf der Uniwiese in Köln. | Foto: Schiefer

Köln | Wie wird der Straßenkarneval in der kommenden Session gestaltet? Am 10. Januar debattierte der Hauptausschuss des Kölner Stadtrates die Vorschläge der drei Arbeitsgruppen des Runden Tisches Karneval. Die Arbeitskreise empfahlen die Uniwiese weiter für den Straßenkarneval zu nutzen. Die Grünen, stärkste Fraktion im Kölner Rat und deren Sprecher für Verwaltung und Recht Manfred Richter lehnte im Anschluss eine weitere Nutzung der Uniwiesen entschieden ab. Erneut bringt der BUND Kreisgruppe Köln seine Forderung ein, dass Landschaftsschutzgebiet Grüngürtel nicht gegen die Gefahrenabwehr auszuspielen.

Es waren die Bilder vom Elften im Elften 2022 die für Entsetzen in Teilen der Stadtgesellschaft sorgten. Bierflaschen in großer Menge im Aachener Weiher und Scherben im Kölner Grüngürtel. Das war passiert: Die Stadt Köln nutzte ein neues Sperr- und Zugangskonzept für das bei Feiernden beliebte Kwartier Latäng. Als die Feiermeile zu voll wurde, griff die Polizei ein und die Feiernden wichen auf den Grüngürtel aus.

Straßenkarneval 2023: Nach dem Elften im Elften entbrannte in der Stadtgesellschaft und vor allem der Kölner Politik eine heftige Debatte darüber, wie mit den Feiern zum Straßenkarneval umzugehen sei. Die Feiermeile Zülpicher Straße, bundesweit hatte diese in der Corona-Pandemie durch Social Media und Medien eine erhebliche Aufmerksamkeit erfahren, zog immer mehr Menschen an. Die Stadt reagierte und okkupierte erneut gegen den politischen Willen vor allem der Grünen, aber auch von Lobbyverbänden wie dem BUND Kreisgruppe Köln erneut den Grüngürtel. Die Uniwiese wurde als Überlauffläche hergerichtet und das Grün mit einer Abdeckung geschützt. Schon in dieser Zeit wurden Ausweichflächen auf den Ringen oder sogar die Messeparkplätze in Deutz diskutiert. Aus dem organisierten Karneval kam der Vorschlag einen Zug zu veranstalten, um die Feierenden aus dem Kwartier Latäng an Ausweichorte zu bringen.

Nach den Straßenkarneval-Feierlichkeiten konnte festgestellt werden, dass die Überlaufflächen genutzt wurden. Es wurden die Arbeitsgruppen des Runden Tisch Karneval gebildet, deren Ergebnisse seit dem 10. Juli vorliegen. Anschließend versandten die Grünen ein Statement von Manfred Richter, ihrem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden und Sprecher für Verwaltung und Recht: „Die von der Verwaltung geplante weitere Nutzung der Uniwiesen im Grüngürtel als Ausweichfläche am 11.11. lehnen wir hingegen entschieden ab. Die Schäden der Nutzung von den letzten Karnevalstagen sind immer noch nicht vollständig behoben. Wir fordern daher für den 11.11. versiegelte Flächen in der Nähe des Zülpicher Platzes als Ausweichfläche zu nutzen. Dies können z.B. die Ringe zwischen Zülpicher Platz und Friesenplatz oder die Roonstraße sein“.

Das fordert die Kreisgruppe Köln des BUND

Ginge es nach dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) würde es das Karnevalfeiern im Grüngürtel zum kommenden Elften Elften nicht mehr geben. Mit einer Bürgereingabe nach Gemeindeordnung NRW will der BUND das Gebiet im Landschaftsschutzgebiet prinzipiell vor Events bewahren. 

„Das gilt auch für Maßnahmen, die die Nutzung der Uniwiesen durch große Menschenmassen als Ausweichfläche zur Gefahrenabwehr bereitzustellen“, erklärt Röscheisen, Vorstandsmitglied Bund Kreisgruppe Köln. Er wirft Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Stadtdirektorin Andrea Blome vor hier den Landschaftsschutz und den vom Rat verabschiedeten Masterplan Stadtgrün ignoriert zu haben.

BUND Köln macht alternativen Vorschlag

„Wir wollen niemanden das Feiern verbieten“, macht Röscheisen deutlich, „allerdings sind wir gegen das Feiern im Landschaftsschutzgebiet.“ Es müsse also eine andere „Ausweichfläche“ her, die sich an ein junges Publikum richten, um die „Partyzone“ im Kwartier Latäng zu entlasten.

Als alternative Ausweichfläche schlägt der BUND in der Bürgereingabe die „Nord-Süd-Fahrt“ im Bereich Offenbachplatz und Blaubach vor: Dieser soll für den Verkehr gesperrt und als Partyfläche freigegeben werden. „Die Fläche ist bereits erprobt“, sagt Jörg Frank, ehemaliger grüner Fraktionsgeschäftsführer im Kölner Rat und Berater des BUND Köln. „Dort hat bereits zwei Mal das „Sommerland“-Event stattgefunden. Dabei hat es auch keine wirklichen Probleme gegeben.“ Dessen Planungs- und Genehmigungsrahmen biete eine gute Grundlage zur Orientierung.

Doch neu ist der Vorschlag nicht. Im vergangenen Jahr hatte die Stadt mehrere Flächen in der Innenstadt und weiter außerhalb für die Nutzung als Ausweichfläche geprüft und wieder verworfen.

BUND: Die Planung darf nicht weiter der Verwaltung überlassen werden

Der BUND schlägt der Bezirksvertretung Innenstadt vor, bei ihrer kommenden Sitzung am 24. August zu beschließen, dass Planungen und Festlegungen für den öffentlichen Raum zum Elften Elften und zu Karneval nicht mehr der Verwaltung als „Geschäft der laufenden Verwaltung“ überlassen wird, heißt es in der Bürgereingabe. Stattdessen müsse die Bezirksvertretung Innenstadt diese Aufgabe gemäß der Gemeindeordnung NRW an sich ziehen und auf der Basis von Beschlüssen durch den Fachausschuss oder den Rat der Verwaltung konkrete Vorgaben auferlegen.

Stimmt die BV Innenstadt in der Sitzung am 24. August zu, kann sie die Eingabe in den Stadtrat einbringen. „Dann muss die Politik Farbe bekennen“, so Röscheisen. Die Ratsfraktion der Grünen hatte dies bereits getan. Sie hatte sich gegen eine Nutzung der Uniwiese ausgesprochen.

Ob sich eine Mehrheit im Rat gegen die Grüngürtel-Lösung findet, muss abgewartet werden. Röscheisen glaubt an seine Idee: „Ich bin relativ optimistisch, dass wir am Elften Elften keine Karnevalsfeiern im Grüngürtel sehen werden.“

rs, ag