Alter Brauch – neu belebt
Ein Gautschmeister, ein Schwammhalter und vier Packer zelebrierten heute die Aufnahme. Dabei redete zunächst der Gautschmeister den jungen Kornuten ins Gewissen, "saufet nicht und spielt nicht Karten." Auch sollte sich die Frauen und die Männer vom jeweils anderen Geschlecht fernhalten. zudem sollten sie nur das tun was redlich und wahr ist, denn schließlich haben sie jetzt einen richtigen Beruf gelernt.


Desiree Stiefel sitzt schon auf dem nassen Schwamm…

"Erfrischend"
Nach dem ersten Teil der Rede kam der ungemütlichere Teil für die Aspiranten. Zunächst hieß es auf einem pitschnassen Schwamm Platz zu nehmen, dann gab es mit der Schöpfkelle Wasser über die Schultern am Ende den ganzen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf. Und dann taten die Packer ihr Werk und tunkten und drückten ihr Opfer mit Wonne in den Bottich unters Wasser, so dass das kühle Naß nur so spritzte. Als erste war Desiree Stiefel dran. Die 22 jährige Frau hat bei Bauer Druck an der Tiefdruckrotation gelernt. "Also ich fand es erfrischend bei dem Wetter", lachte Desiree Stiefel, mittlerweile schon wieder trocken gegenüber report-k.de. Sie habe das grausige Ritual schon vor dem Start zu ihrer Ausbildung gekannt und sich dennoch für die Ausbildung entschieden. „Das gehört halt dazu“, sagt Stiefel. Zum Druckerhandwerk habe sie ein Freund ihrer Mutter gebracht. Positiv für die junge Frau ist auch, dass sie nach der Ausbildung in ihren Betrieb direkt übernommen wird. Nur das anschließende Humpen leeren war dann nicht so ganz nach dem Geschmack der jungen Frau: „Ich dachte das sind 03,Liter“. Einer der Packer kommentiert: „Das ist doch der schönste Teil daran.“ Na dann Prost.

Seit Jahrhunderten nehmen die Druckermeister und Gesellen nach Abschluss der Ausbildung die jungen Druckerinnen und Drucker mit dem Fest des Gautschens auf. Heute machen das nur noch die ganz großen Betriebe, haben in der kleinteiligen Struktur die meisten Mittelständler gar nicht mehr genug Lehrlinge um alleine eine Gautschfeier auszurichten. Umso schöner dass sich die Gewerkschaft Verdi des Themas angenommen hat und so eine alte Tradition weiter am Leben erhält.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung