Wer Opfer einer Vergewaltigung wurde, „sollte keine Zeit verstreichen lassen und sofort einen Mediziner aufsuchen. Um zu vermeiden, dass wichtige Spuren verloren gehen. Wie zum Beispiel, kleinere Verletzungen, welche nach zwei, drei Tagen schon wieder verheilt sind“, riet heute Sybille Banaschek, Leitende Oberärztin vom Institut für Rechtsmedizin. Lassen Vergewaltigungsopfer aus Angst oder Scham erst einmal einige Tage, Wochen oder Monate verstreichen, ist der Nachweis der Tat manchmal kaum noch möglich. Doch der Schritt zu einer Anzeige ist kein leichter. Um Vergewaltigungsopfer ab sofort besser zu unterstützen, hat das Institut für Rechtsmedizin der Universität Köln in Kooperation mit dem Arbeitskreis „Gegen Gewalt an Frauen und Kindern“ ein Verfahren entwickelt, das eine anonyme juristisch relevante Spurensicherung nach einer Vergewaltigung ermöglichen soll.

Hilfe in Köln rund um die Uhr
„Bei der Anonymen Spurensicherung stellen sich die Frauen nach dem Ereignis ohne vorherige Anzeigenerstattung in einer der beteiligten Kliniken in der einer gynäkologischen Ambulanz vor. Dort kann Tag und Nacht eine gynäkologische Untersuchung vorgenommen werden.“, erklärt Banaschek. Nach der Untersuchung werden die Beweismittel in eine codierte, anonymisierte und versiegelte Verpackung gegeben und per Bote zur Archivierung in die Rechtsmedizin gebracht. Dort werden sie zunächst 24 Monate gelagert. Die Lagerzeit kann nach Absprache verlängert werden. Die Polizei erfährt davon nichts. Die Initiatorinnen hoffen, dass die Hemmschwelle, sich anonym an einen Arzt zu wenden, geringer ist als direkt zur Polizei zu gehen, die bei angezeigten Fällen eine Ermittlungspflicht hat. Sie möchten den Frauen das Gefühl der Handlungsfähigkeit vermitteln und ihnen die Zeit geben sich für oder gegen eine Anzeige zu entscheiden.

In Köln ist die anonyme Spurensicherung seit heute an fünf Kliniken rund um die Uhr möglich. An alle Kliniken wurden eigens dafür konzipierte Untersuchungssets verteilt. Sie enthalten alle benötigten Utensilien. Wie Dokumentationsbögen, Abstrichtupfer oder Zubehör für die Asservierung von DNA-Proben. Diese können zum Beispiel nicht luftdicht in Plastikbeutel verpackt werden, da sonst die Gefahr besteht, dass Schimmelsporen auf ihnen wachsen und sie unbrauchbar machen.

Diese Kölner Krankenhäuser bieten die anonyme Spurensicherung an
Rechtsrheinisch
Frauenklinik Krankenhaus Holweide
Kliniken der Stadt Köln
Neufelder Str. 32 • 51067 Köln
Gynäkologische Ambulanz • 1. OG (beim Kreißsaal)
Tel. (0221) 8907-2753

Evangelisches Krankenhaus Köln-Kalk
Buchforststr. 2 • 51103 Köln
Gynäkologische Ambulanz • 1. OG
Tel. (0221) 8289-5305

Krankenhaus Porz am Rhein
Urbacher Weg 19 • 51149 Köln
Tel. (02203) 566-1305 oder -06 (Gynäkologische
Ambulanz) bzw. 566-0 (Zentrale: abends, nachts,
Wochenende)

Linksrheinisch
Universitäts-Frauenklinik
Kerpener Str. 34 • 50931 Köln
Tel. (0221) 478- 4910 (Pforte Frauenklinik)

Heilig-Geist-Krankenhaus Longerich
Graseggerstr. 105 • 50737 Köln
Tel. (0221) 7491-8293

Beratungsangebote für Frauen nach sexueller Gewalt:
Notruf und Beratung für vergewaltigte Frauen
Frauen gegen Gewalt e.V.
Fridolinstr. 14 • 50823 Köln • Tel.: (0221) 562035
mailbox@notruf-koeln.de • www.notruf-koeln.de

Frauenberatungsstelle FrauenLeben e.V.
Venloer Str. 405-407 • 50825 Köln
Tel.: (0221) 95416-60 oder -61
mail@frauenleben.org • www.frauenleben.org

LOBBY FÜR MÄDCHEN e.V.
Fridolinstr. 14 • 50823 Köln • www.lobby-fuer-maedchen.de
linksrheinisch: Tel.: (0221) 45355650
rechtsrheinisch: Tel.: (0221) 8905547

Stefan Kalassa für report-k.de | Kölns Internetzeitung
Foto: Claudia Hautumm