Köln | Vom 15. November bis zum 23. Februar 2020 wird im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln die Ausstellung „Vergiss deinen Namen nicht – Die Kinder von Auschwitz“ gezeigt. Zusammen mit Ausstellungskurator Alwin Meyer eröffnet Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes die Ausstellung am heutigen Donnerstagabend.

Die Ausstellung wird in Anlehnung an das von Kurator Alwin Meyer veröffentlichte gleichnamige Buch „Vergiss deinen Namen nicht – Die Kinder von Auschwitz“ organisiert. Meyer suchte seit seinem ersten Besuch im KZ Auschwitz-Birkenau im Jahr 1972 über Jahrzehnte nach Überlenden – vor allem Kindern.

Tausende Kinder und Jugendliche starben in Auschwitz

Über 230.000 Säuglinge, Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 17 Jahren wurden bis zum Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945 durch die Truppen der Roten Armee von den Nazis nach Auschwitz deportiert oder kamen dort zur Welt. Die meisten von ihnen wurden während der Schreckenherrschaft des NS-Regimes zum Opfer. Die SS-Schergen ermordeten sie oder ließen sie verhungern. Nur 650 von ihnen überlebten.

Bis zu 1.000 Kinder lebten in Auschwitz in Pferdeställen, die ursprünglich für rund 52 Pferde gebaut wurden. Alwin Meyer hat im Laufe der Zeit 55 überlebende Kinder und Jugendliche des KZ Auschwitz-Birkenau aufgespürt und mit ihnen gesprochen. Er möchte die Geschichten in seinem Buch und in seiner Ausstellung erzählen und weitergeben.

Erfahrungen prägen die Überlebenden für lange Zeit

Viele der Überlebenden litten auch nach der Befreiung unter den Folgen der Inhaftierung. Sie kannten ihre Eltern und Verwandten nicht, waren Waisen, wurden adoptiert oder begingen Suizid, weil sie mit den dort gemachten Erfahrungen nicht umgehen konnten. Viele entwickelten Schuldgefühle, weil sie im Gegensatz zu anderen Gefangenen überlebten. Generell befinden sich die Überlebenden nach der Zeit in Auschwitz in einem emotionalen Chaos, sagt Meyer: „Die, die heute noch leben, holt Auschwitz mit gewaltiger Wucht ein.“

Meyer erzählt in seiner Ausstellung zum Beispiel von einem Jungen namens Kola. Er wurde als Zweijähriger aus dem Konzentrationslager in Auschwitz befreit. Eine polnische Familie adoptierte ihn. Lange Zeit glaubte er nicht, dass Menschen eines natürlichen Todes sterben können. Er kannte kein Spielzeug und versteckte aus Angst vor einer Rückkehr nach Auschwitz bis ins fortgeschrittene Alter Essensreste in seinem Zimmer. Meyer sagt, so ginge es vielen Überlebenden, mit denen er sprach. Die Geschichte von Kola ist einer der Hauptbestandteile der Ausstellung, denn bis heute traf sich Meyer über 20 Mal mit ihm.

Die Kinder können Auschwitz nicht vergessen

Die Ausstellung besteht aus Zitaten, Hintergründen und Geschichten, die auf eine sehr persönliche Art und Weise erzählt werden. Die Erzählungen verbildlichen das Leid, das diese Menschen erfahren mussten und die über 50 Ausstellungsobjekte ermöglichen einen umso näheren Blickwinkel der Überlebenden auf die Erfahrungen aus dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau.

„Keines der überlenden Kinder von Auschwitz konnte und kann Auschwitz vergessen. Der Schmerz ist immer da. Die Mutter, die ermordet wurde, der Vater, die Schwester, der Bruder…“, schlussfolgert Meyer vor der Eröffnung seiner Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum.

[infobox]Das NS-Dokumentationszentrum hat dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr geöffnet – samstags, sonntags und an Feiertagen von 11 bis 18 Uhr. An jedem ersten Donnerstag im Monat öffnet das Museum bis 22 Uhr. Der Eintritt kostet 4,50 Euro, ermäßigt 2 Euro.

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Autor: Sean Magin
Foto: Ausstellungskurator Alwin Meyer versucht die Geschichten der überlebenden Kinder aus dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau weiterzugeben.