Berlin | dts |Viele Wähler in Deutschland entscheiden sich erst kurz vor einer Wahl für eine Partei und einen Kandidaten. Zu diesem Ergebnis kommt eine bislang unveröffentlichte Wahlanalyse der Meinungsforschungsagentur Pollytix, über die die Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ berichten. Die Agentur befragte dafür nach der Bundestagswahl 2021 bundesweit mehr als 26.000 Wahlberechtigte.
Jeder Zweite traf seine Entscheidung laut der Erhebung erst in der heißen Wahlkampfphase in den letzten vier Wochen vor der Wahl. 14 Prozent entschieden sich demnach erst bis zu eine Woche vor der Wahl und weitere neun Prozent trafen ihre Wahlentscheidung erst am Tag der Stimmabgabe selbst. Noch größer ist dieser Anteil, wenn nur die Urnenwähler in den Blick genommen und die Briefwähler herausgerechnet werden: Ganze 18 Prozent der Urnenwähler trafen ihre Entscheidung der Umfrage zufolge am Wahltag – und davon mehr als die Hälfte erst in der Wahlkabine.
Besonders junge Wähler entscheiden sich demnach erst kurz vor knapp: 20 Prozent der 18-34-Jährigen trafen die Wahlentscheidung bis zu eine Woche vor der Wahl und 14 Prozent erst am Tag der Stimmabgabe. Die Über-65-Jährigen legten sich dagegen durchschnittlich am frühesten fest. „Spätentscheider gab es auch früher schon, allerdings beobachten wir schon seit Längerem, dass langfristige Parteibindungen abnehmen und somit immer weniger Menschen `sicher` eine Partei wählen“, sagte Pollytix-Geschäftsführer Rainer Faus dem RND. „Für die anstehende Wahl dürfte Ähnliches gelten“.
In manch aktueller Umfrage werde ausgewiesen, dass noch mehr als ein Drittel der Wähler unentschlossen sei, sagte Faus mit Blick auf die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen. Vor allem bei Landtagswahlen habe es in den vergangenen Jahren eine massive Volatilität im Vorfeld der Wahlen gegeben, erklärte der Meinungsforscher. Parteien hätten kurzfristig einige Prozentpunkte aufgeholt oder verloren.