Köln | Ein Tag nach dem Prozess gegen den in Köln lebenden Adil Demirci in der Türkei berichteten die Prozessbeobachter Günter Wallraff, Anke Bruns und Jörg Detjen von ihren Eindrücken aus dem türkischen Gerichtssaal und dem Ablauf des Verfahrens. Günter Wallraff sprach von einem „Trauerspiel“, dass Oberbürgermeisterin Henriette Reker es nicht schaffe – trotz mehrfacher Bitten – eine Solidaritätskundgebung zu veranlassen. Adil Demirci ist an seinem Geburtstag im Gefängnis. In Köln sangen ihm seine Unterstützer „Happy Birthday“. Report-K berichtet im Videobeitrag über die heutige Mahnwache am Walrafplatz, die Forderung Wallraffs und Jörg Detjen spricht über den Prozess in Istanbul, der am 24. Februar 2019 fortgesetzt werden soll.

U-Haft von Adil Demirci wird nicht aufgehoben

Adil Demirci ist Deutsch-Türke. Gestern fand in Istanbul die erste Verhandlung vor einem Gericht statt, dass ordnete an, dass der Journalist Adil Demirci in Untersuchungshaft im Gefängnis Silivri bleiben muss. Wie Jörg Detjen berichtet fand ein Mammutprozesstag bis 22 Uhr gegen 22 Angeklagte statt. Eine Begründung für die Fortführung der U-Haft gegen Demirci gab der Richter nicht. Am 14. Februar 2019 wird weiter verhandelt.

Demirci hat die deutsche und die türkische Staatsangehörigkeit. In Köln arbeitete er beim Internationalen Bund, der ihn auch aktuell unterstützt, als Sozialarbeiter. Auch als Journalist betätigt sich Demirci und schreibt für die Nachrichtenagentur „Etha“. „Etha“ gilt als regierungskritische Agentur. Für „Etha“ arbeitete auch Meşale Tolu Çorlu. Im August konnte Tolu aus der Türkei ausreisen. Die letzten Prozesse in der Türkei gegen Patrick K. aus Gießen und die Künstlerin Hozan Cane aus Köln. Beide wurden zu Gefängnisstrafen von mehr als sechs Jahren im Oktober und November verursteilt.

Demirci machte in der Verhandlung deutlich, dass die Vorwürfe gegen ihn haltlos seien. Er habe zwischen 2013 und 2016 an drei Trauerfeiern und einer Gedenkveranstaltung teilgenommen. Es habe sich dabei um Menschen gehandelt, die gegen den IS kämpften.

Autor: Andi Goral