Berlin | Ein Warnstreik der „Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer“ hat am Morgen weite Teile des deutschen Schienenverkehrs lahmgelegt. Insbesondere die Ballungsräume seien betroffen, hieß es in einer Pressemitteilung der Bahn. Der Verkehr sei „großflächig zum Erliegen gekommen“, so ein Sprecher.

Dies betreffe den „Personen-, Nah-, Fern- und Güterverkehr“. Vor allem im Fernverkehr seien die Auswirkungen bundesweit zu spüren. Der dreistündige Ausstand der GDL-Lokführer und Begleitpersonale, der um sechs Uhr begann, wird auf einigen Strecken bis zum Abend zu Behinderungen führen.

Die Gewerkschaft fordert im Tarifkonflikt mit der Bahn fünf Prozent mehr Löhne und Gehälter und eine Absenkung der Wochenarbeitszeit auf 37 Stunden. Die Bahn forderte die Gewerkschaft auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Lokführer-Gewerkschaft GDL plant Urabstimmung über Streiks

Bahnkunden müssen in den nächsten Wochen mit unbefristeten Streiks auf der Schiene rechnen. Nach ersten Warnstreiks wird die „Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer“ (GDL) voraussichtlich diese Woche entscheiden, eine Urabstimmung über reguläre Streiks durchzuführen, berichtet das Nachrichtenmagazin „Focus“. GDL-Sprecher Stefan Mousiol bestätigte: „Eine Urabstimmung wird zeitnah durchgeführt.“

In drei Wochen könne es dann unbefristete Streiks geben. Am Samstagmorgen hatte die GDL mit einem dreistündigen Warnstreik weite Teile des Personen-, Nah-, Fern- und Güterverkehrs lahmgelegt. Vor allem im Fernverkehr waren bundesweit Auswirkungen zu spüren.

Die GDL fordert fünf Prozent mehr Lohn und Gehalt sowie eine Absenkung der Wochenarbeitszeit.

Hoffmann: Beamtenbund-Chef soll Lokführergewerkschaft mäßigen

Der neue Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Reiner Hoffmann, hat den Chef des Beamtenbundes, Klaus Dauderstädt, aufgefordert, die Lokführergewerkschaft GDL im Bahn-Tarifstreit in die Schranken zu weisen. Dies geht der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstagsausgabe) zufolge aus einem Schreiben Hoffmanns hervor. Hoffmann spricht in seinem Brief von einem „Imageschaden“ für die Gewerkschaften und kritisiert: „Der aggressive Abgrenzungs- und Konfliktkurs der GDL“ sei nicht vereinbar mit „einer solidarischen Interessenvertretung aller Arbeitnehmer“.

Die GDL verweigere sich allen Kooperationsangeboten der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG und wolle „ohne Rücksicht auf öffentliche Ansehensverluste der deutschen Gewerkschaften in ihrer Gesamtheit die eigene Einflusssphäre ausbauen“. Die GDL ist Mitglied im Beamtenbund, die EVG gehört zum DGB. Nötig sei in den gegenwärtigen Tarifverhandlungen „ein konstruktives Miteinander“, schreibt Hoffmann weiter. Dies sei der einzige Weg, „um auch den Interessen von Millionen von Bahnkunden gerecht zu werden“.

Hoffmann fordert deshalb Dauderstädt auf, mit „deiner kritischen Haltung zum Gebaren der GDL“ nicht länger hinter dem Berg zu halten. „Sollen weitere Reputationsschäden für die Gewerkschaften abgewendet werden, so ist es meines Erachtens höchste Zeit, dass Du diese passive Grundhaltung aufgibst und mäßigend auf die GDL einwirkst.“ GDL und EVG kämpfen derzeit um die Vormacht bei der Bahn.

Die GDL verhandelte bislang für die 20.000 Lokführer, die EVG für die übrigen 140.000 Bahn-Mitarbeiter. Die Lokomotivführer-Gewerkschaft will dies künftig auch für die 17.000 Zugbegleiter und Rangierführer übernehmen, die EVG will für die gesamte Bahn-Belegschaft zuständig sein. In seinem Brief argumentiert der DGB-Chef laut SZ auch mit der geplanten Regelung der Tarifeinheit.

Die Bundesregierung will dafür sorgen, dass wieder stärker das Prinzip gilt: ein Betrieb, ein Tarifvertrag. Dann wäre nur die Mehrheitsgewerkschaft für Tarifverträge zuständig, schreibt die Zeitung weiter. Der Einfluss kleinerer Berufsverbände wie die der Lokführer oder Piloten würde schwinden. Hoffmann fürchtet, dass das Vorgehen der GDL die Arbeitgeberseite stärkt, „die in dem Tarifeinheitsgesetz in erster Linie einen Hebel zur Vereinheitlichung der Friedenspflicht sieht“. Die GDL erklärte dazu auf Nachfrage: „Herr Hoffmann soll sich mal lieber um seine eigenen Gewerkschaften kümmern“, sagte GDL-Vizechef Norbert Quitter der SZ. Gewerkschaften seien tarifpolitisch eigenständig, auch innerhalb des Beamtenbundes. „Herr Hoffmann sollte das wissen.“

Autor: dts