„Wie hätte die verkehrliche Situation in Köln ausgesehen, wenn die KVB 2010 deutlich weniger Kapazität in Köln angeboten hätte?“ – oder kurz ausgedrückt: „Was wäre, wenn die KVB nur noch halb so oft fährt?“. Unter diesem Szenario haben die Kölner-Verkehrsbetriebe ihren Nutzen für die Region und ihre Verkehrsleistung analysieren lassen. Die Arbeit zweier Gutachter erfolgte auf Basis einer durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung empfohlenen Methodik. „Wir wollten klarstellen, dass man die KVB nicht nur betriebswirtschaftlich betrachten soll, sondern auch unseren Einfluss auf die Gesellschaft und Wirtschaft“, äußerte sich KVB-Vorstandsmitglied Peter Hofmann zu den Beweggründen der Untersuchung. Dies gelte besonders deshalb, da die KVB im Jahre 2010 ein Defizit von 87 Millionen Euro zu verbuchen hatte. „Es wäre ein Fehler, sich darauf zu beschränken. Durch die Analyse haben wir nun Aufschluss über den vollständigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Effekt des Unternehmens“, so Hofmann.


Weniger KVB bedeutet mehr Ausgaben
So hätten die Gutachter nachweisen können, dass nur mit einer gleich bleibenden Angebotsqualität der KVB die hohe Mobilität in der Stadt Köln kostengünstig gewährleistet werden könne. Wäre die Angebotsleistung der KVB mit ihrem Bus- und Stadtbahnverkehr gemäß dem Szenario nur halb so hoch, müssten viele Menschen auf den PKW umsteigen oder andere Mittel der Fortbewegung suchen. In der Folge würden die Staus auf den Straßen deutlich zunehmen und es entstünde ein noch größerer Bedarf an Parkplätzen. Um diesen Mehrbedarf zu decken und die Staus zu verhindern, müsste die Stadt Köln laut dem Gutachten jährlich rund 34 Millionen Euro mehr für die Vorhaltung von Straßeninfrastruktur und 20 Millionen Euro mehr für Parkplätze aufbringen. Dem entgegen stünden jedoch nur Mehreinnahmen von 26,8 Millionen Euro für die Parkraumbewirtschaftung und ein geminderter Zuschussbedarf für die KVB in Höhe von 26,5 Millionen Euro. Die Verkehrsteilnehmer müssten auch tiefer in die Tasche greifen. Einsparungen von 57,7 Millionen Euro an Tickets für den Öffentlichen Personennahverkehr stünden 103,1 Millionen Euro mehr für den Betrieb und die Vorhaltung der Personenkraftwagen sowie 26,8 Millionen Euro Mehrleistung für Parkgebühren entgegen. Dem verringerten Zuschussbedarf der Verkehrsbetriebe stünden somit gesamtwirtschaftliche Schäden in Höhe von 139,4 Millionen Euro gegenüber. Dies sei ein Ergebnis, dass deutlich mache, dass solch eine Reduktion keine sinnvolle Strategie darstelle. „Wir haben ganz bestimmt nicht vor, unsere Leistungen zu kürzen“, betonte Hofmann, „Köln würde total unbeweglich werden und dem Wahnsinn gleichkommen.“ Anhand des Reduktionsszenarios wurde durch die Gutachter ein gesamtwirtschaftliches Nutzen-Kosten-Verhältnis für diese Ausgaben von 5,3 ermittelt. Für jeden Euro, der in den Betrieb der KVB fließe, entstände somit ein Nutzen von 5,30 Euro.

Das Geld bleibt in Köln
Den Klimaschutz betreffend, hätte die Reduzierung der Arbeitsleistung einen Ausstoß-Plus von 37.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid zur Folge. Hinsichtlich der Bedeutung der KVB für den Arbeitsmarkt haben die Gutachter ermittelt, dass durch jeden der 3.200 Arbeitsplätze in der Region Köln/Bonn indirekt ein weiterer Arbeitsplatz gesichert werde. Rund 70 Prozent dieser Arbeitsplätze würden sich im Stadtgebiet Köln befinden. Diese Wirkung mache unter anderem der Einkauf von Gütern und Dienstleistungen durch die KVB möglich, der jährlich mit einem Volumen von 253 Millionen Euro getätigt werde. Auch die Löhne und Gehälter der Beschäftigten trügen zur Beschäftigungswirkung bei. 64 Prozent der 133 Millionen Euro könnten dem Stadtgebiet Köln zugeordnet werden. Von jedem Euro, den die KVB verausgabt, würden rund 82 Cent in die Region fließen, von denen jeweils 61 Cent direkt in Köln bleiben würden.

Weitere 200 Millionen Euro Investitionen
„Jeder Euro, der in den öffentlichen Nahpersonenverkehr fließt, ist gut angelegt“, bilanzierte Hofmann die Analyse. Außerdem kündigte er an, weitere 200 Millionen Euro in den Betrieb investieren zu wollen. „Wir haben vor, deutlich zu wachsen. Eine Zunahme bei den Fahrgästen bedarf einem Zuwachs von Investitionen“, so Hofmann. Eine Preiserhöhung für die Gäste der KVB werde es im Laufe des Jahres jedoch nicht mehr geben.

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