Jochen Busse (l.) in der Komödie "Weiße Turnschuhe" im Theater am Dom. Foto: Jennifer Zumbusch

Köln Noch bis zum 5. November ist im Kölner Theater am Dom René Heinersdorff’s Komödie “Weiße Turnschuhe” mit Jochen Busse, Simone Pfennig, Florian Odendahl und Claus Thull-Emden zu sehen. Was das Publikum dort erwartet, darüber berichtet der Schauspieler Jochen Busse in unserem Interview.

Worum geht es in der Komödie “Weiße Turnschuhe”?

Jochen Busse: Es geht um Günther, einen Hedonisten, der auch noch im gesegneten Alter sehr fit und mit sich sehr glücklich ist. Er treibt viel Sport und hat im Leben seine festen Regeln, an die er sich hält. Seinem Sohn hat er zu Lebzeiten bereits sein Unternehmen überschrieben, da er bei der Erbschaftssteuer sparen wollte. Dummerweise verzockt der Sohn alles, hat aber eine glorreiche Idee: Er will für seinen Vater Pflegestufe 4 einreichen, um so wieder an Geld zu kommen. Das muss natürlich überprüft werden und nun ist Günther gefordert. Er muss einen sehr kranken und debilen alten Mann spielen.

Wie nahe ist Ihnen der sportliche Günther?

Busse: Ich bin der Meinung, dass sich ein Schauspieler bei einer Rolle nicht verstellen sollte, sondern dass er alles aus sich selbst herausziehen muss. Und ich mache privat durchaus sehr viel für meine Gesundheit. Dazu gehört Yoga und auch Günthers Hula-Hoop-Reifen ist mir auch nicht fremd. Ich könnte nur nicht so leben wie er – mit einer Wohnung voller Sportgeräte.

„Das Spiel im Spiel ist für mich sehr reizvoll“

Was macht den Reiz dieser Rolle für Sie aus?

Busse: Es hat seinen Reiz, als Schauspieler einen Taubstummen auf der Bühne zu spielen, wenn man gar nicht taubstumm ist. Das gilt auch für fitten Günther, der den kranken Alten spielen muss. Daraus ergeben sich komische Situationen, die das Publikum zum Lachen bringen. Dieses Spiel im Spiel ist für mich sehr reizvoll.

Wie gehen Sie selbst mit dem Alter um?

Busse: Ich habe mein Alter akzeptiert. Aber mein guter alter Bekannter Blacky Fuchsberger hat einmal etwas Richtiges gesagt: Das Alter ist nichts für Weichlinge. Da ist etwas dran.

Und was halten Sie von Berufsjugendlichen wie Günther?

Busse: Jeder geht ganz verschieden mit dem Alter um und das ist absolut in Ordnung, solange man daraus keine Ideologie macht und andere Menschen missionieren möchte. Es ist okay, wenn jemand sagt, jetzt im Alter kann ich gemütlich bis 1 Uhr nachts aufbleiben und meinen Wein trinken. Ich kann am nächsten Tag ja spät aufstehen. Ich bin ein Mensch, der sehr auf seine Gesundheit achtet und der sich auch bewusst ernährt. Dazu zählt auch, möglichst wenig Alkohol zu trinken. Aber ich würde nie jemanden verurteilen, der das anders macht.

„Jeder trägt heute Sneaker“

Um auf den Titel der Komödie zurückzukommen, tragen Sie selbst privat auch weiße Turnschuhe?

Busse: Ich habe ja gelernt, dass man heute dazu Sneaker sagt, und jeder trägt Sneaker. Warum sollte ich das nicht auch so machen. Da sehe ich keine Probleme.

Was macht den Reiz des Boulevardtheaters aus?

Busse: Es gibt für einen Schauspieler nichts Befriedigenderes, als Menschen zum Lachen zu bringen. Wenn man bei einer Pointe genau im richtigen Moment ansetzt, diese aufbaut und punktgenau abschießt und wenn diese dann auch als Salve zurückkommt, hat man in unserem Beruf alles richtig gemacht. Und genau das bietet das Boulevardtheater den Menschen auf der Bühne und im Publikum.

Wie gut kennen Sie das Theater am Dom?

Busse: Ich komme seit 1993 ins Theater am Dom. Meine erste Premiere war dort das Stück “Gerüchte” und die war genau an einem Elften im Elften. Ich bin dem Theater auch in Zeiten erfolgreicher Fernsehformate wie “7 Tage, 7 Köpfe” oder “Das Amt” immer treu geblieben.

Das Boulevardtheater als Einstiegsdroge ins Theater

Ist das Boulevardtheater heute auch noch für junge Menschen attraktiv?

Busse: Da hat René Heinersdorff etwas Richtiges gesagt: “Das Boulevardtheater ist die Einstiegsdroge für das Theater überhaupt”. Das war sehr klug, denn man kann die Menschen mit nichts besser locken, wie mit einem Stück, über das man lachen kann. Und wir haben durchaus ein junges Publikum. Allerdings muss man gleichbleibend hohe Qualität bieten, wenn man so ein Publikum halten möchte.

Sie leben als gebürtiger Sauerländer in Düsseldorf und haben viel Zeit in Köln verbracht. Welche Beziehung haben Sie zu den beiden Städten?

Busse: Ich mag beide Städte gerne. Köln leidet noch unter den Bausünden der Nachkriegszeit, als man die Stadt schnell wieder groß machen wollte. Da hat Düsseldorf städtebauliche Vorteile. Aber das Leben in beiden Städten unterscheidet sich nicht. Solche Unterschiede und Rivalitäten sind künstlich geschaffen worden.

Für Sie ist das Theater am Dom so schon fast ein Heimspiel.

Busse: Ja, ich pendle immer zwischen Düsseldorf und Köln. Allerdings macht einem die Deutsche Bahn mit ihren vielen Baustellen dieses Pendeln im Moment nicht gerade einfach.

Service: “Weiße Turnschuhe”, Spielzeit: bis zum 5. November, Spielort: Theater am Dom, Vorstellungen: Di-So 20, Sa/So 17 und/oder 17 Uhr, Karten: ab 24 Euro unter:

www.theateramdom.de