In zwei Teilen wurde das Holzpferd in der Minoritenstraße angeliefert. Foto: Eppinger

Köln Wenn ein lebensgroßes Holzpferd mitten in der Kölner Innenstadt vorgefahren wird, ist das für die Passanten ein echter Hingucker. Beim Kölnischen Stadtmuseum ist das 1,97 Meter Rüstkammerpferd das letzte Großobjekt, das ins Interim im ehemaligen Modehaus Franz Sauer an der Minoritenstraße angeliefert wurde. Dabei war schon die Vorfahrt des Lkws eine echte Millimeterarbeit.

Auch im Museum selbst war bei den Mitarbeitern der beauftragten Spedition durchaus Präzision angesagt. Wegen seiner Größe konnten diese das in zwei Teilen angelieferte Pferd nicht im Aufzug transportieren. Es musste vor Ort komplett ausgepackt und dann über die geschwungene Treppe ins Untergeschoss transportiert werden.

Der Vis-à-Vis-Motorwagen ist der neue Nachbar des Rüstkammerpferdes. Foto: Eppinger

Dort findet es im Bereich “Was bewegt uns?” seinen Platz direkt neben dem aufwendig restaurierten Vis-à-Vis-Motorwagen aus dem Jahr 1902 – dem ältesten in Köln produzierten Automobil, das in seinem Aussehen noch stark an eine Kutsche erinnert. Vor Ort werden künftig auch weitere Zeugnisse der Kölner Mobilität, wie zum Beispiel verschiedene Zweiräder, zu bewundern sein.

Im Altbau des Stadtmuseums, im Zeughaus, stand das Pferd mit seinem dazugehörigen Harnisch in voller Rüstung im Erdgeschoss und war bei den Besuchern als Blickfang sehr beliebt. Nun kehrt das Pferd aus Lindenholz ohne Rüstung in die neu konzipierte Dauerausstellung zurück.

“Das Rüstkammerpferd ist in seiner Art eines der bedeutendsten Objekte in Europa. Es kam nach 1928 ins Haus. Zu vor hatte es im Hackeney’schen Hof am Neumarkt im repräsentativen Entrée des großen Palais gestanden, der sich neben der heutigen Kreissparkasse befand”, berichtet der neue Direktor des Stadtmuseums, Matthias Hamann.

Über die Treppe musste das Pferd ins Untergeschoss transportiert werden. Foto: Eppinger

Nicasius Hacheney war der Spross einer einflussreichen Dortmunder Familie und kam im späten Mittelalter nach Köln. Als Rechenmeister von Maximilian I. war er der Geldgeber des Kaisers und finanzierte auch dessen aufwendigen Lebensstil. Der Hackeney’sche Hof war auch die Residenz von Maximilian I., wenn dieser mit seinem Gefolge in Köln weilte. Später wurde Hackeney vom Kaiser in den Adelsstand erhoben.

Datiert wurde das stehende Rüstkammerpferd bei wissenschaftlichen Untersuchungen des Holzes auf den Zeitraum um 1500 – die Zeit, in der das Kölner Palais gebaut worden ist. Damit gehört das Exponat zu den ältesten seiner Art. Mitte des 15. Jahrhunderts begann man, die Pferde für Kriegseinsätze mit einem speziellen Panzer zu versehen. Der Rossharnisch wurden dann auf dem Holzpferd gelagert und präsentiert. In Köln ging es bei Hackeney aber weniger um Kriege als um Turniere, die oft auch auf dem Neumarkt ausgetragen worden sind – sie waren in Köln eine der letzten Zeugen Blüte des ausgehenden Mittelalters.

Das Interim des Kölnischen Stadtmuseums wird am 23. März unweit des Doms eröffnet. Das Haus hat ein komplett neues Museumskonzept bekommen, wofür das frühere Modehaus aufwendig umgebaut werden musste. Dabei hat es eine innovative Ausstellungsarchitektur bekommen, die den Besuchern unkonventionelle Blickwinkel auf die Kölner Stadtgeschichte erlaubt.

“Wir freuen uns mit allen Kölnerinnen und Kölnern, dass die Wiedereröffnung unseres Museums nur noch wenige Tage entfernt ist. Bedeutende Schätze unserer Sammlung sind jetzt endlich wieder öffentlich zugänglich. Gleichzeitig präsentieren wir auch einzigartige, bislang unbekannte Objekte. Und das an einem zentralen, modernen Standort. Das können wir versprechen: So haben Sie Köln noch nie gesehen”, erklärt Hamann.