Laut dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" stammen 1.719 der insgesamt 250.000 veröffentlichten Dokumente aus der US-Botschaft in Berlin. Darin werde insbesondere Außenminister Guido Westerwelle (FDP) negativ beurteilt. Der Politiker sei inkompetent, eitel und amerikakritisch, hieß es in den Dokumenten. Zudem verfüge Westerwelle über eine "überschäumende Persönlichkeit", habe aber wenig außenpolitische Erfahrung. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird in den Dokumenten des US-Außenministeriums als "selten kreativ" und "risikoscheu" bewertet. Die US-Diplomaten verfügen offenbar über ein dichtes Informantennetz in Deutschland. So berichtet eine Quelle im Oktober 2009 mehrmals aus den laufenden Koalitionsverhandlungen zwischen Union und FDP. Bei dem Informanten soll es sich um einen "jungen, aufstrebenden Parteigänger" der FDP handeln, schreibt der US-Botschafter in Berlin, Philip Murphy, in einem Bericht vom 9. Oktober 2009. In den kommenden Tagen sollen weitere Einzelheiten aus den Dokumenten des US-Außenministeriums veröffentlicht werden. Die US-Regierung hatte schon vor dem Bekanntwerden des Inhalts der Dokumente die Veröffentlichung scharf kritisiert und der Enthüllungsplattform Wikileaks vorgeworfen, Menschenleben zu gefährden. Zudem hatten die Vereinigten Staaten bereits in der vergangenen Woche ihre Bündnispartner kontaktiert und sich vorab für die Veröffentlichung entschuldigt.

Aktualisiert um 12:20 Uhr
Bosbach: Wikileaks-Veröffentlichungen führen nicht zu diplomatischen Verwicklungen
Der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, Wolfgang Bosbach (CDU), geht nicht davon aus, dass die jüngsten Veröffentlichungen von Wikileaks zu diplomatischen Verwicklungen mit den USA führen. "Das deutsch-amerikanische Verhältnis ist so gefestigt, darunter wird es nicht leiden", sagte Bosbach der "Rheinischen Post". "Wir wissen wie die Amerikaner sind. Sie sind sehr direkt und sagen, was sie meinen. Wir haben uns hingegen eine verklausulierte Sprache angewöhnt. Da gibt es einen Temperamentsunterschied." Insgesamt bewertet Bosbach die Arbeit von Wikileaks sehr kritisch. Sie kann seiner Meinung nach Frieden und Sicherheit gefährden: "Unsere Sicherheit hängt in hohem Maße davon ab, dass wir unsere Quellen schützen", betonte Bosbach.

Aktualisiert 13:00 Uhr
CDU-Politiker Polenz: Wikileaks gefährdet die internationale Diplomatie
 Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschuss im Bundestag, Ruprecht Polenz (CDU), hat die Veröffentlichung von geheimen US-Botschafterdepeschen scharf kritisiert. "Wikileaks macht mit den Dokumenten die Welt nicht sicherer, sondern gefährdet die internationale Diplomatie", sagte Polenz der "Rheinischen Post" (Dienstagsausgabe). Die These von Wikileaks, alles dürfe öffentlich werden, sei "grundfalsch", so Polenz. "Internationale Politik braucht Vertraulichkeit. Was jetzt passiert ist, ist ein Flurschaden nicht nur für die US-Diplomaten." In den von der Internet-Enthüllungsplattform veröffentlichten Geheimdokumenten waren auch deutsche Spitzenpolitiker schlecht weg gekommen.

[dts]