„Köln muss raus aus dieser pubertären Haltung, ob es eine Großstadt sein will oder nicht. Wir müssen uns dazu bekennen, eine zu sein“, betonte heute Wirtschaftsdezernent Norbert Walter-Borjans. Gerade im internationalen Bereich würde Köln ein hohes Ansehen genießen. Gerade in den letzten Jahren hätte man zahlreiche Unternehmen – insbesondere aus China und Indien – vom Wirtschaftsstandort Köln überzeugen können. Und auch das Unternehmen Lanxess, das seinen Umzug nach Köln nun erst einmal verschoben hat, hätte eindeutige Absichten erklärt, so Kölns Wirtschaftsdezernent. Köln würde zwar keine europäische Spitzenposition belegen, sei aber aufgrund seiner Branchenstruktur und der Anzahl der angesiedelten Unternehmen wirtschaftlich stabil. „Darum ist Köln nicht so schwer von der Krise betroffen wie viele andere Städte. Dennoch muss man sagen, es ist und wird schwierig“, so Walter-Borjans.

Insbesondere hätte Köln viel Potential für innovative und kreative Unternehmen, die von der Marke „made in Germany“ profitieren wollten. So hätte der chinesische Baumaschinenherstellter Sany sich für Köln entschieden, obwohl die Produktion in China billiger wäre. Diese Bewegung entgegen der Globalisierung würde sich in den nächsten Jahren noch mehr entwickeln, schätzt Walter-Borjans. Darum müsse man nun verstärkt auf die eigenen Stärken setzen: Service, Verlässlichkeit und Hartnäckigkeit. Da gelte es nun, den spezifischen Charakter Kölns herauszustellen. Das wirtschaftliche Potential der Stadt würde oftmals noch nicht voll ausgeschöpft, weil man sich selbst als zu provinziell betrachten würde.

Wirtschaftsdezernent fordert mehr Gewerbeflächen
Für die Zukunft forderte Walter-Borjans mehr Flächen für Gewerbe und Industrie. Es dürften nicht alle Flächen als Wohn- oder Grünflächen genutzt werden, genauso müsse man auch Unternehmen die Möglichkeit zur Ansiedlung bieten. So hätten Kunden teilweise schon abgewiesen werden müssen, da keine ausreichend großen Flächen vorhanden seien. Darüber hinaus wünschte sich Kölns Wirtschaftsdezernent, dass Ausschreibungen und Entscheidungen der Verwaltung schneller vonstatten gingen. „Es greifen noch nicht alle Verwaltungsstellen schnell genug ineinander“, so Walter-Borjans. Insgesamt sind derzeit rund 60 Mitarbeiter in drei Abteilungen für die Wirtschaftsförderung Kölns tätig.

CDU kritisiert Walter-Borjans
Walter-Borjans fehle „in wichtigen Entscheidungen für die Zukunft Kölns die erforderliche Durchsetzungskraft in der SPD-Fraktion“, so Martin Schoser, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Einige wesentliche Chancen seien an Köln vorbeigegangen – und der ansonsten so eloquente Wirtschaftsdezernent hätte geschwiegen. Dazu gehöre etwa die Ablehnung der Initiative zum Unternehmensscouting, welches clusterbezogen nationale und internationale Unternehmen nach Köln holen sollte. Diese hatte Wirtschaftsdezernent Walter-Borjans selbst befürwortet. Mangelnde Überzeugungskraft attestiert die CDU dem Wirtschaftsdezernenten auch für die letzte Ratssitzung am 30. Juni. Dort habe Walter-Borjans seine Partei nicht überzeugen können, die von ihm selbst geforderte Umnutzung des Deutzer Hafens zu unterstützen.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung