Die Analyse des Kölner Wirtschaftsdezernenten
Die Schließung der Hertie-Filiale in Köln-Porz sowie 53 weiterer Hertie-Häuser, die trotz intensiver Bemühungen des Insolvenzverwalters nicht zu verhindern war, ist nach Ansicht von Kölns Wirtschaftsdezernent Dr. Norbert Walter-Borjans vor allem Folge falscher Strategieentscheidungen in der Vergangenheit.

Für Walter-Borjans war zum einen die Entscheidung vieler Handelsunternehmen, die ehemals eigenen Immobilien zu verkaufen und damit auf international agierende Großvermieter angewiesen zu sein, eine verhängnisvolle Fehlentscheidung auf Kosten der Beschäftigten und der Nahversorgung. Die Warenhausimmobilien seien nicht mehr Teil der gesamten Kostenrechnung, sondern selber eine Ware, die möglichst hohen Gewinn abwerfen müsse.

Zugleich sei das Warenhaussterben aber auch ein Ausdruck einer nicht erfolgten Anpassung an ein verändertes Kaufverhalten. Die Warenhäuser litten unter dem Schrumpfen der Mitte. Die Konsumenten entschieden sich zunehmend zwischen hochwertigem Fachhandel und niedrigpreisigem Discount. Walter-Borjans: „Unser Kölner Warenhausunternehmen Kaufhof hat sich mit seinem Galeria-Konzept deutlich besser darauf eingestellt und sich am gehobenen Segment orientiert, das ist allem Anschein nach erfolgreich. Andere haben den Discount-Bereich entdeckt oder wie die Köln-Arcaden, das Rhein Center Weiden, das City-Center Chorweiler und andere eine Mischung innerhalb einer Immobilie verwirklicht.“ Einige klassische Warenhäuser hätten das verpasst. Die Quittung bekämen jetzt die Verbraucher, vor allem in den Vorstadtzentren.

Die Wirtschaftsförderung steht im Kontakt mit den Beteiligten. „Wo möglich, werden wir den Prozess unterstützen, einen langen Leerstand zu vermeiden und Beschäftigung und ein angemessenes Warenangebot zu erhalten. Eine zentrale Rolle spielt jetzt aber der Immobilieneigentümer“, so der Dezernent.

[ag; Egon Häbich/www.pixelio.de]