Köln | Das Erzbistum Köln und sein Kardinal Rainer Maria Woelki kommen aktuell nicht mehr aus den Negativ-Schlagzeilen und deren Abfolge wird immer dichter. Woelki hält ein von ihm selbst in Auftrag gegebenes Missbrauchsgutachten zurück, begründet dies mit juristischen Mängeln, beaufragt ein weiteres, fordert von Journalistinnen und Journalisten die Unterschrift unter Verschwiegenheitserklärungen bei Hintergrundgesprächen und könnte selbst an der Vertuschung eines Missbrauchsfall aus den 1970er Jahren, von dem er 2015 erfuhr und den er pflichtwidrig nicht an den Vatikan gemeldet haben soll, betroffen sein. Das Erzbistum droht nach Medienberichten jetzt einem Pfarrer mit Konsequenzen, weil dieser Äußerungen Woelkis während der Christmette im Kölner Dom kritisierte und den Rücktritt des Kardinals forderte.

Mehrere unabhängige Medien berichten über einen Brief den das Erzbistum an den betroffenen Pfarrer schrieb, weil er sich in einem Zeitungsartikel kritisch zum Umgang des Erzbistums mit den Missbrauchsfällen und dem Gutachten äußerte und bezog sich auf Äußerungen des Kardinals in der Christmette. Der Kardinal bat Gläubige und Betroffene sexualisierter Gewalt um Verzeihung, dass sie Kritik an der Nichtveröffentlichung des Missbrauchsgutachtens ertragen mussten. Der Pfarrer kritisierte, dass er in diesen Worten keine Reue erkennen könne und fürchtete die restlich vorhandene Glaubwürdigkeit könne verspielt werden.

Das Erzbistum wies daraufhin den Pfarrer hin, dass er womöglich gegen seine Dienstpflichten verstoßen habe und seine Meinungsäußerungen geahndet werden könnten. Der Vorwurf der Illoyalität des Pfarrers gegen die Katholische Kirche, das Erzbistum Köln oder deren Amtsträger steht im Raum. Der Pfarrer, so Medien, antwortete, dass er eine Unruhe unter den treuesten Katholiken beim Umgang mit der Missbrauchskrise verspüre und sein Gewissen ihn dazu brachte diese Position zu beziehen.

Damit ist der Pfarrer nicht alleine, sondern schon Mitte Dezember kritisierte Woelkis Amtsbruder der Münchner Kardinal Reinhard Marx dessen Vorgehensweise. Marx nannte Woelkis Rückzieher bei der Veröffentlichung des Gutachtens als „verheerend für uns alle“. Die Gemeinde des Pfarrers soll sich solidarisiert haben und auch die Reformbewegung „Wir sind Kirche“, so Medienberichte.

Autor: red