Köln | Nachdem sie im Sommer gesunken war, ist die Zahl der Flüchtlinge, die nach Köln kamen, im letzten Quartal wieder gestiegen. Darunter vor allem viele Familien aus den armen und korrupten Balkanländern Mazedonien, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Albanien. Zuletzt waren es im Tagesdurchschnitt 100 Menschen, so Wohnungsamtsleiter Josef Ludwig.

Alles zusammen, so Ludwigs Schätzung, müsse die Stadt bis Ende des Jahres 10.200 Flüchtlinge aufnehmen. Denn auch wenn sie unerlaubt einreisen, haben sie – bis ihr Status geklärt ist – zunächst Anspruch auf eine Unterbringung. Das gilt insbesondere für die Winterszeit. Danach, versichert der Amtsleiter, würden sie aber in der Regel in ihre Herkunftsländer zurückgeführt.

Leer geräumte Unterkünfte dienen als Reserve

Nachdem die Flüchtlingszahlen zuletzt gesunken waren, konnte die Stadt einige Containersiedlungen und Hallen wie die am Butzweilerhof auflösen oder als Reserve zurückhalten. Diese können jetzt genutzt werden. Dabei ist die Stadt bestrebt, die Qualität der Unterbringung zu verbessern. So soll es keine Küchen und sanitäre Einrichtungen mehr auf dem Flur geben. Auch die medizinische Versorgung ist ein Schwerpunkt der Betreuung. Für die bislang geleistete Arbeit dankt Sozialdezernent Harald Rau dem Gesundheitsamt und insbesondere der Diakonie und dem Roten Kreuz.

Die Wohneinheiten sollen kleiner werden und so die Privatsphäre besser schützen, als es zum Teil in den Sporthallen möglich war. Maximal sind 80 Plätze das Ziel. Rau will möglichst bald wieder die „Leitlinien“ der Stadt zur Unterbringung von Flüchtlingen erfüllen. Diese sehen kleine Wohneinheiten, möglichst Wohnungen vor, wodurch auch die Integration erleichtert wird. Hier setzt er auf den Ankauf bundeseigener Immobilien.

20.000 Menschen haben einen ungeklärten Status

Von den 220.000 in Köln lebenden Ausländern haben laut Ausländeramt 20.000 – bis auf wenige Ausnahmen aus Nicht-EU-Ländern – einen ungeklärten Status, der nicht mit unerlaubt gleichzusetzen ist. Ungeklärt ist ein Status so lange, bis die Behörde entschieden hat, ob eine Aufenthaltserlaubnis etwa zum Studium, Familiennachzug oder Arbeiten  erteilt oder verlängert werden kann oder auch während eines Klageverfahrens – zum Beispiel auch wenn eine „Flüchtling“ nach Ablehnung auf Anerkennung oder Erweiterung des Flüchtlingsstatus klagt.

In Köln leben derzeit: 3.700 Personen im Asylverfahren, 6.000 im Status der Duldung, bei 11.000 läuft das Prüfverfahren. Wer von diesen Personenkreisen in städtischen Unterbringungseinrichtungen leben, wird vom Ausländeramt nicht erfasst. Die Zahl der Obdachlosen, die auch nachts auf der Straße leben, wird auf etwa 150 geschätzt.

Autor: ehu
Foto: In Longerich wurde schon 2016 diese Flüchtlingsunterkunft in „modularer Bauweise“ eröffnet.