Berlin | Die Präsidentin des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI), Friederike Fless, hat aktuelle Pläne kritisiert, die vom „Islamischen Staat“ (IS) zerstörten Bauwerke in der syrischen Ruinenstadt Palmyra mit Hilfe von 3-D-Druckern zu reproduzieren. „Weder der Scan, noch das Modell, noch der Ausdruck würde das Material des originalen Baus wiedergeben, etwas über die Bautechnik des Denkmals oder seine Bauphasen aussagen“, schreibt die Archäologie-Professorin in einem Beitrag für „Die Welt“: „Alle historischen Werte sind nicht erfasst, nicht archiviert und damit verloren. Vom Wissensspeicher, den ein historisches Gebäude in seiner komplexen Materialität darstellt, geht somit fast alles verloren.“

Fless, die dem DAI seit 2011 vorsteht, favorisiert dagegen eine Rekonstruktion, in dem internationale Teams nach dem Vorbild klassischer Bauhütten zusammenarbeiten: „Eine solche Bauhütte hat zudem den positiven Nebeneffekt, dass sie Arbeitsplätze in Regionen schafft, in denen sie dringend gebraucht werden. Schließlich sind Arbeits- und Beschäftigungslosigkeit zentrale Faktoren von Radikalisierungen. Bei einem 3-D-Druck sind hingegen vor allem die Drucker und einige wenige Fachleute beschäftigt.“

Auch würde von den Initiativen, die einem 3-D-Druck das Wort führten, übersehen, „als hätten wir überhaupt keine Daten und Informationen und müssten diese erst schaffen. Wir blicken in Syrien, aber auch in allen angrenzenden Staaten auf eine lange Geschichte gemeinsamer und internationaler Forschung zurück. Es wurden riesige Archive zusammengetragen, die detaillierte Bauaufnahmen von wichtigen Denkmälern, Fotografien und auch 3-D-Scans enthalten.“

Wie die staatliche Antikenverwaltung Syriens mitteilte, hatte die IS-Terrormiliz erst am Sonntag den berühmten Triumphbogen von Palmyra gesprengt. Zuvor waren mehrere gut erhaltene Tempel und Mausoleen zerstört worden.

Autor: dts