Köln | aktualisiert | Heute treffen der 1. FC Köln und die Fortuna aus Düsseldorf im Rheinenergiestadion aufeinander. Seit Stunden, am Sonntag, kreist laut dröhnend der Polizeihubschrauber über Köln-Ehrenfeld. Am Ehrenfelder S-Bahnhof geht für die Ehrenfelder Bürger gar nichts mehr. Straßensperren an der Stammstraße, die S-Bahn nur schwer erreichbar, die Linie 13 der KVB außer Betrieb und Hundertschaft reiht sich an Hundertschaft. Die Verladung der Fans auf die Sonderzüge der KVB dauert lange, weil die nicht glauben, dass die Kölner Polizei für ihre Sicherheit garantieren könne. Das Ergebnis der fußballerischen Auseinandersetzung endete mit Unentschieden 1:1. Die Polizei zog mittlerweile Bilanz und die Düsseldorfer Fans hatten Recht, die Bahnen mit denen sie ins Stadion gebracht wurden, wurden von Kölner Fans durch Flaschen und Steinwürfe beschädigt.

Fotoreportage: Die Düsseldorfer Fans am Bahnhof Ehrenfeld >

Man kenne die Szenarien von früher und habe sich die Videos angesehen, so einer der Fanbeauftragten von Fortuna Düsseldorf, als er gegen report-k.de erklärte warum man solche Ressentiments gegen die Fahrt mit einer KVB Bahn in Richtung Stadion hatte. Bei Spielen des 1. FC Köln gegen Mönchengladbach seien die Bahnen immer wieder von FC Fans angegriffen worden und die Kölner Polizei habe nicht ausreichend für den Schutz der auswärtigen Fans sorgen können. Man habe das auch im Vorfeld thematisiert, aber die Polizei habe die Befürchtungen nicht ausräumen können. Aus diesem Grund wollten die Fans zu Fuß zum Stadion laufen. Dies aber war ein No Go für die Kölner Polizei, die die Fans nur und ausschließlich begleitet zum Stadion fahren lassen wollte. Nach einer längeren Pattsituation und Verhandlungen mit den Fanbeauftragten und einer Ansprache des Stadionsprechers von Fortuna Düsseldorf willigten die Fans aus Düsseldorf ein. Ein Argument der Düsseldorfer war auch, dass man bei Fortuna Spielen so nicht verfahren würde, sondern den Fans der auswärtigen Teams einen freien und individuellen Zugang ermögliche.

Bei der ersten Bahn kam es noch vereinzelt zu Würfen mit Bierdosen und pyrotechnischem Material. Immer wieder heizten sich die Düsseldorfer Fans gegenseitig an und sangen „die Scheisse vom Dom“ oder die Polizeibeamten an mit „warum seid ihr alle so hässlich“. Ohne Lust an der Provokation scheint es nicht zu funktionieren. Eigens produzierte T-Shirts mit einem stilisierten Geißbock unter dem in großen Lettern „Opfer“ prangte, oder mit Aufschriften „100% Anti-Colonia“ drückten das Missfallen an dem Fußballclub aus der Nachbarschaft ebenso aus.

Die Polizei versuchte mit deeskalierenden Durchsagen die Situation immer wieder zu beruhigen. Mehrfach wies man darauf hin, dass man die Fans „nicht gängeln“ oder „zählen“ wolle, sondern nur dafür Sorge tragen will, dass die Fans das Stadion sicher erreichten. Am Ende fuhren bis gegen 13:30 Uhr mehrere Bahnen vom Bahnhof Ehrenfeld mit Düsseldorfer Fans in Richtung Rheinenergiestadion. Zwei Kölnerinnen, die am Rande das Geschehen beobachteten kommentierten das Schlagen der Düsseldorfer gegen die Fensterscheiben der KVB Bahnen: „Einmal den Hund (die Polizei hatte Diensthunde vor Ort) rein und Maulkorb ab“, worauf die Ältere entgegnete „dä ärme Hungk“. Die Düsseldorfer Fans gehen übrigens fest von einem Sieg ihres Teams aus. Einer der Fanbeauftragten tippte auf ein 0:2. Um 15:30 Uhr wird die Partie in Müngersdorf angepfiffen. Heute Abend nach Ende des Spiels ist in Ehrenfeld wieder mit Behinderungen zu rechnen, auch auf der Linie 13.

Die Bilanz der Polizei

Die Polizei schreibt zur Fahrt der Züge zum Stadion: „Bei der Anfahrt der Züge kam es in Höhe der Haltestelle „RheinEnergieStadion“ zu Störungen durch Kölner Anhänger. Dabei wurden die Straßenbahnen mit Düsseldorfer Fans durch Stein- und Flaschenwürfe erheblich beschädigt.“ Damit haben sich die Befürchtungen der Düsseldorfer Fans bestätigt. Zudem soll es im Einlassbereich des Gästeblockes und bei zwei Bussen aus Düsseldorf zu Pfefferspray und Schlagstockeinsätzen gekommen sein. Die Polizei spricht von zehn Menschen die in Gewahrsam genommen wurden. 40 Strafanzeigen wegen Körperverletzungsdelikten und Sachbeschädigungen bilanziert die Polizei. Sieben Polizistinnen und Polizisten sollen leicht verletzt.

Autor: Andi Goral
Foto: Die Düsseldorfer Fans warfen am Bahnhof Ehrenfeld mit Pyrotechnik auf die eingesetzten Polizeibeamten