Köln | Im Polizeipräsidium in Köln findet heute eine Fachtagung gemeinsam mit der Stadt Köln statt. Es diskutieren über 180 Fachkräfte der Verwaltung der Stadt Köln, Träger der Jugendhilfe, sowie der Kölner Polizei über das Thema Opferschutz und Opferhilfe bei sexueller Belästigung. Die Initiative Zartbitter e.v. hat bei dem Treffen Aufkleber gegen sexuelle Belästigung vorgestellt. Die Kölnbäder sind die erste Einrichtung, die nun dabei helfen wollen. Sie werden bei Eröffnung der Freiluftsaison 2016 das obenstehende Bild in den Bädern publizieren.

Mit der Kampagne will Zartbitter erreichen, dass Erwachsene und anwesende Personen sich aktiv für den Schutz von Kindern und Jugendlichen einsetzen. Im Rahmen von Präventionsworkshops berichten Mädchen und Jungen, so Zartbitter, häufig über sexuelle Belästigung in Bussen und Bahnen der KVB. Frau Ursula Enders von Zartbitter erzählt, dass viele Jugendliche berichten, es fange häufig mit Berührungen von Erwachsenen an, und ende mit einem Griff in den Schritt. Die Kinder beschweren sich, dass es zwar Aufkleber mit Piktogrammen gegen Pommes und Eis gebe, aber keine gegen sexuelle Belästigung. Daher wurden in den Workshops Motive und Icons erarbeitet, die das Thema sexuelle Belästigung visualisieren. Diese wurden heute der Öffentlichkeit vorgestellt.

Zwei Motive der Kampagne beschäftigen sich mit sexueller Belästigung im ÖPNV. Denn nicht nur Mädchen, sondern auch Jungen werden Opfer von übergriffigen Erwachsenen. Man habe bereits bei der KVB vorgesprochen, aber die Motive hängen noch nicht. Die Kölnbäder dagegen unterstützen die Kampagne und werden das für Sie entwickelte Motiv mit Beginn der Freibadesaison in ihren Anlagen zeigen. Das Motiv soll auf den Bildschirmen in den Bädern regelmäßig erscheinen.

Zum Test hatte man das Mädchen-Motiv für die KVB auf Facebook gepostet, erzählt Enders. Insgesamt 11.000 Personen haben dieses Bild geliket und es gab eine rege Debattenkultur via Kommentarfunktion. Ursula Enders findet es gut, dass auch viele 16-24-jährige sich in den Kommentaren klar gegen sexuelle Belästigung aussprachen. Auch die Polizei Köln möchte kooperieren sicherte Polizeipräsident Jürgen Mathis zu. Er sei froh, dass so viele Netzwerker und Fachkräfte heute zusammenfinden und sich gegenseitig weiterhelfen möchten. Auch die Kölner Polizei sieht sich in der Pflicht Opfern zu helfen und hat ein 20-köpfiges Team, dass Opfer von Gewaltdelikten und deren Angehörige betreut. Deren Hilfe wurde im Jahr 2015 insgesamt 273 in Anspruch genommen. Darunter fallen aber nicht nur Delikte gegen die sexuelle Selbstbestimmung, sondern auch Hilfe nach Einbruchsdelikten.

Bei Zartbitter schätzt man, dass jedes vierte bis fünfte Mädchen und jeder neunte bis zehnte Junge sexuelle Gewalt oder Belästigung schon selber erlebt haben. Nach der Silvesternacht von Köln merken die freien Träger, die nicht erst seit heute das Thema an die Öffentlichkeit bringen, dass die Bereitschaft steige, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. So hofft man, dass es auch gelingt Opfer darin zu bestärken, sich gegen sexualisierte Gewalt zu wehren und auf sie aufmerksam zu machen. Etwa in den Bahnen und Bussen der KVB und dass die Umstehenden dann auch bereit sind Opfern zu helfen. Auch bei der Polizei stellt man fest, dass nach Silvester mehr Taten angezeigt werden. Zudem hofft man dass die freien Träger, die sich für die Opfer einsetzen, in ihrer Existenz gesichert werden und die Hilfen für Betroffene weiter ausgebaut werden.

Autor: Sean Magin
Foto: Mit einer Kampagne gegen sexualisierte Gewalt werden die Kölnbäder in die Freibadesaison starten