Köln | aktualisiert | Vor fast einem Jahr erreichten die schrecklichen Bilder aus der Kölner Silvesternacht ganz Deutschland. Mit einem neuen Sicherheitskonzept bereiten sich nun Stadt Köln, Polizei Köln und die Bundespolizei auf die bevorstehende Silvesternacht vor. Dafür setzten sie auf mehr Einsatzkräfte, mehr Kontrollen und mehr Licht. „Wir wollen Köln wieder zudem machen, was es wirklich ist, nämlich mehr als die Silvesternacht im letzten Jahr“, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

Mehr Einsatzkräfte

Stadt Köln

Die Stadt Köln wolle insgesamt rund 600 Kräfte des Ordnungs- und Verkehrsdienstes sowie Mitarbeiter eines beauftragten, privaten Sicherheitsdienstes in der Kölner Innenstadt vertreten sein. Die Mitarbeiterinnen des Ordnungs- und Verkehrsdienstes übernehmen ordnungsrechtliche Aufgaben, sichern die gewählte Verkehrs- und Fußgängerlenkung, übernehmen die Kontrollen an den Eingangsbereichen zur „böllerfreien Zone“ und sind Ansprechpartner für Besucher, die sich mit einem Problem konfrontiert sehen. Sie sollen von rund 250 Ordnern privater Sicherheitsdienste unterstützt werden.

Streetworker

Das Amt für Kinder, Jugend und Familie setzt 20 Streetworker von 18 bis 2 Uhr ein mit einem Schutzangebot für hilfesuchende Jugendliche und junge Erwachsene. Sie sind vornehmlich am Dom sowie der Altstadt unterwegs, beobachten aber auch Randbereiche und seien flexibel einsetzbar.

Feuerwehr und Rettungsdienst

Im Bereich Feuerwehr und Rettungsdienst werden insgesamt 438 Kräfte der Berufsfeuerwehr, der Freiwilligen Feuerwehr der Hilfsorganisationen im Dienst sein. Das sind gegenüber der täglichen Grundvorhaltung 212 Kräfte mehr und damit fast doppelt so viel wie normal üblich.

DB Sicherheit

Die Deutsche Bahn wird mit rund 250 Mitarbeitern der DB Sicherheit präsent sein.

Bundespolizei setzt 800 Bundespolizeibeamte in NRW ein

Die Bundespolizei wolle vor allem in den Bahnhöfen und Zügen in Nordrhein-Westfalen (NRW) mit rund 800 Bundespolizeibeamten präsent sein. Neben uniformierten Kräften sollen vor allem auch zivile, insbesondere Taschendiebstahlfahnder, zum Einsatz kommen, berichtet Wolfgang Wurm, Präsident der Bundespolizeidirektion St. Augustin. Darüber hinaus werde die Bundespolizei auch Spezialkräfte einsetzten.

Polizei Köln: 1.500 Beamte werden im Einsatz sein

Rund 1.500 Beamten sollen in der kommenden Silvesternacht im Einsatz sein, also rund zehn Mal so viele wie im letzten Jahr. Das teilt Polizeipräsident Jürgen Mathies bei der heutigen Pressekonferenz in Köln mit. Rund 300 Polizisten sollen zu dem in Dreierteams im Domumfeld, am Hauptbahnhof, in der Altstadt und anderen angrenzenden Bereichen unterwegs sein. Die Präsenz der Polizei soll aber auch auf den Ringen und auf der Zülpicher Straße verstärkt werden. 900 Beamten aus der Kölner Polizeidirektion und fünf Hundertschaften sollen zudem im Einsatz sein.

Mathies: „Wir waren nicht in der Lage für die Menschen da zu sein, die uns brauchten“

„Die in vielen Videos, Fotos und Schilderungen belegten die Übergriffe dieser Nacht erzeugen Mitgefühl, Wut und bei mir vor allem Betroffenheit, weil wir nicht in der Lage waren da zu sein, für die Menschen, die die Polizei in dieser Nacht gebracht haben“, bedauert Polizeipräsident Jürgen Mathies.

An Silvester 2016 wolle man alles dafür tun, dass die Menschen friedlich und sicher auf Kölner Straßen, Plätzen und Brücken feiern können, so Mathies. Zum Schutz der vielen Menschen, werde die Kölner Polizei bei Gefahrensituationen und Störungen früh und konsequent einschreiten. „Dort, wo wir in besonderem Maße das Geschehen im Auge behalten wollen, werden wir Videotechnik einsetzen“, so Mathies. Mit der Anbringung der Überwachungskameras rund um den Dom, soll übermorgen begonnen werden.

Städtische Sicherheits-Plannung

Gemeinsam mit der Polizei Köln, der Bundespolizei, den Kölner-Verkehrsbetrieben (KVB), Rheinenergie und der Deutschen Bahn (DB) hat die Stadt Köln in verschiedenen Arbeitsgruppen die Vorbereitungen für die bevorstehende Silvesternacht besprochen und abgestimmt.

Folgende Veränderungen sollen in diesem Jahr vorgenommen werden:

<UL><LI>Dom wird zur „böllerfreien Zone“

</LI><LI>Dom und seine direkte Umgebung werden Schauplatz der multimedialen Lichtinszenierung von Philipp Geist

</LI><LI>Verstärkung der Einsatzkräfte

</LI><LI>Hohenzollernbrücke wird in beide Richtungen für Fußgänger gesperrt

</LI><LI>Die Treppen des Rheinboulevards bleiben geschlossen

</LI><LI>Rheinboulevard selbst bleibt offen

</LI><LI>Zusatzbeleuchtungen, insbesondere am Bahnhofsvorplatz, Breslauer Platz, Domumfeld, Rheingarten und Zülpicher Straße

</LI><LI>Beratungsmobil am Alter Markt, Anlaufstellen für Frauen und Mädchen

</LI></UL>

Grafik: Stadt Köln

Programm auf den Roncalliplatz

Lichtinstallation, Henning Krautmacher mit dem Chor „Grenzenlos“ und „Gospelcologne“ zum Mitsingen auf der Domplatte

Die Kölner Domplatte mit dem Roncalliplatz soll in der bevorstehenden Silvesternacht zum Schauplatz verschiedener künstlerischer Angebote werden. Die Menschen, die dorthin kommen, können selbst aktiver Teil des Programmes werden. „Bei der Gestaltung eines kulturellen Rahmenprogrammes ging es mir darum, dass sich die Menschen selbst an der Gestaltung beteiligen können. Und das ist auf höchst unterschiedliche Weise gelungen“, so Reker zu den Grundzügen des Programmes.

Noch bevor der Lichtkünstler Philipp Geist um 17 Uhr die multimediale Lichtinszenierung auf dem Roncalliplatz und vor dem Westportal des Domes „Dein Wort für Köln“ startet, wird der Chor „Grenzenlos“, verstärkt durch Mitinitiator Henning Krautmacher, oberhalb der Domtreppe eine musikalische Einladung an alle aussprechen, den Silvesterabend „fröhlich und sicher“ in Köln gemeinsam zu feiern. Dieser Chor wird gebildet aus Mitgliedern des Jugendchors St. Stephan und der Gruppe „Lucky Kids“ gemeinsam mit jungen Flüchtlingen im Alter von 14 bis 25 Jahren. Sie haben unter der Leitung von Michael Kokott international bekannte Popsongs eingeübt und sind damit bereits erfolgreich aufgetreten. Sie wollen in Englisch, Deutsch, Kölsch und den Muttersprachen der Sänger ein klares Zeichen setzen: ein harmonisches Miteinander.


Helmut Bien, Kurator des Frankfurter Lichtkulturfests und Philipp Geist, Berliner Lichtkünstler

Dein Wort für Köln“

Die multimediale Lichtinszenierung von Philipp Geist startet kurz nach dem Chor. An der Gestaltung der multimediale Lichtinszenierung hatten in den vergangenen Wochen viele Kölner die Möglichkeit, sich mit Wortvorschlägen zubeteiligen. „Dein Wort für Köln“ ist diese Licht- und Klanginstallation betitelt. Die Besucher der Domplatte erwarte eine spielerische und zugleich entspannte Auseinandersetzung freuen mit all den Bildern, mit all den Worten und Begriffen, die auf dem Boden und an den Fassaden zu sehen sein werden. Verstärkt werde der optische Eindruck durch Ambient-Klänge, die diese Projektionen und Lichteffekte begleiten. Die Lichtinstallation soll erst in den frühen Morgenstunden des neuen Jahres 2017 enden.


Illustration: Stadt Köln

Gospelcologne“

Eine Stunde lang gehört die Bühne vor dem Dom von 22:30 Uhr bis 23:30 Uhr dem Chor „Gospelcologne“ und alle denen, die spontan mitsingen wollen. Der Chor „Gospelcologne“ ist spezialisiert auf internationale Gospellieder. Neben dem Kernteam des Chores, seinen beiden Solistinnen und dem international renommierten Gospel-Star Tyndale Thomas aus Liverpool seien alle interessierten Kölner egal welchen Alters herzlich eingeladen, aktiver Teil der Inszenierung zu werden.

[infobox]Die städtische Stelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern wird in Zusammenarbeit mit freien Trägern und Frauenprojekten ein „Beratungsmobil“ als Anlaufstelle für Frauen und Mädchen auf dem Alter Markt einrichten. Von 21 Uhr bis 3 Uhr sind dort permanent erfahrene Fachkräfte erreichbar, die angesprochen werden können. Das Beratungsmobil ist unter der Rufnummer 0221/221-27777 zu erreichen.

Die Bundespolizei ist rund um die Uhr kostenfrei über die Servicenummer 0800 / 6 888 000 erreichbar

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Autor: Irem Barlin