Köln | Am heutigen Dienstag jährt sich der Einsturz des Historischen Archivs Köln zum sechsten Mal. Bei dem Unglück wurde nicht nur das gesamte mehrstöckige Gebäude sowie anliegende Wohnhäuser zerstört, sondern es forderte auch zwei Menschenleben. Zum Jahrestag hatten zwei Initiativen zum stillen Gedenken an der Unglücksstelle am Waidmarkt aufgerufen. Zahlreiche Kölner, darunter auch Vertreter aus Kölner Politik, Wirtschaft und Verwaltung waren dem Aufruf gefolgt.

Zur Andacht an der Unglücksstelle hatten die Bündnisse „Köln kann auch anders“ und „ArchivKomplex“ aufgerufen. Mathilde Kriebs vom Bündnis „ArchivKomplex“ zu der Gedenkveranstaltung: „Wir stehen heute hier, um an dieses Ereignis zu erinnern und die Menschen dafür zu sensibilisieren, dass mit diesem Ort eine Veränderung stattfinden muss. Dass man von der ganzen Tragödie wieder den Blick richtet auf das, was zukünftig passieren kann. In der Stadtgesellschaft und mit dem Archiv. Was ich mir wünsche ist ein Neuaufbau an einem Platz, an dem das Archiv wieder seiner ursprünglichen Tätigkeit nachgehen kann und irgendwann auch, dass sich an diesem Ort hier etwas anderes befindet, als diese Baugrube, das aber trotzdem nicht vergessen lässt, was hier einmal stand und hier passiert ist. Und das muss mehr sein, als nur eine Gedenktafel an einer Tordurchfahrt.“ Anwesend an diesem Nachmittag waren neben KVB-Chef Jürgen Fenske und Kölns Stadtdirektor Guido Kahlen zahlreiche Mitglieder des Kölner Rates.

Bild: Kränze, die die Stadt Köln im Gedenken an die beiden Todesopfer hatte anbringen lassen.

Um 13:58 Uhr, dem Zeitpunkt des Einsturzes, ertönte ein Pfiff aus einer Trillerpfeife, die Anwesenden blickten in die Baugrube, aktuell noch ein Tatort, an dem ein Beweissicherungsverfahren zur Einsturzursache ermittelt wird oder verharrten mit geschlossenen Augen. Für sechs Minuten herrschte Stille, der Straßenabschnitt vor der Unglücksstelle war für den Verkehr gesperrt. Während der sechs Gedenkminuten erhallten die Glocken der umliegenden Kirchengemeinden. Einige der Anwesenden, darunter auch Kölns erste Bürgermeisterin, Elfi Scho-Antwerpes, die in Vertretung des Kölner Oberbürgermeisters an der Veranstaltung teilnahm, waren sehr ergriffen. Scho-Antwerpes, gefragt nach dem Gefühl, das sie sechs Jahre nach dem Einsturz an der Unglücksstelle habe, direkt nach den Schweigeminuten: „Jedes Jahr hat man wieder dasselbe Gefühl der Verzweiflung. Ich finde wichtig, an dieser Stelle zu gedenken. Gedenken an die beiden jungen Menschen, die hier zu Tode gekommen sind. Als ich damals zusammen mit dem Stadtdirektor unmittelbar nach dem Einsturz hier ankam, standen wir ja buchstäblich vor einem Berg von Trümmern. Wir wussten ja, wie viele Menschen hier arbeiten. Es hätten noch viel mehr Menschen und der Trümmern liegen können, die verletzt oder zu Tode gekommen sind. Ich habe hier auch ein Gefühl der Wut. Es ist auch wichtig, mahnend zu gedenken, dass sorgsam gearbeitet wird, dass Bestimmungen eingehalten werden und man daran auch festhält, damit so etwas nie wieder passiert.“

Autor: Daniel Deininger
Foto: Ein Teilnehmer des Bündnisses „ArchivKomplex“ hält während der Gedenkveranstaltung ein Schild hoch.