Köln | 20 Minuten bevor der erste Flüchtlingszug den Bahnhof am Köln Bonner Flughafen erreicht, bittet Einsatzleiter der Kölner Feuerwehr Hartl die Teams sich aufzustellen und fertig zu machen. Und dann rollt er ein, der IC 2940 aus Salzburg. Nach einer langen Fahrt. Noch ein paar Stufen und die Menschen stehen vor dem großen Platz mit Zelten, Sanitätsstation und Bushaltestelle. Um 4:07 Uhr sind die letzten Flüchtlinge im Zelt angekommen, es gibt etwas zu essen und um 4:57 Uhr verlässt der erste Bus der KVB mit 49 Flüchtlingen an Bord Köln in Richtung Düren und der nächste Bus nach Brilon fährt vor. Ein Reisebus.

Fotostrecke: Um kurz vor vier Uhr morgens erreichte der erste Flüchtlingszug die Drehscheibe Köln >

Viele Flüchtlinge lächelten

Die nüchternen Zeiten zeigen: alles lief rund beim ersten Flüchtlingszug der die Drehscheibe Köln Bonn erreichte. Dies stellte ein Großaufgebot an freiwilligen und hauptamtlichen Helfern sicher. Die Stadt Köln wollte sich gastfreundlich und optimal organisiert präsentieren und das ist auch gelungen. So begrüßte an Gleis 1 des Flughafenbahnhofs nicht nur Stadtdirektor Guido Kahlen und Flughafenchef Michael Garvens die Flüchtlinge, sondern auch Oberbürgermeister Jürgen Roters. Und eine große Zahl an Dolmetschern und freiwilligen Helfern. Man merkt die Flüchtlingszüge werden zur Routine, auch für die Deutsche Bahn, deren Sicherheitspersonal den Sonderzug begleitete. Die Menschen stiegen geregelt aus, nur ein Mann musste beruhigt werden. Er setzte sich auf den Bahnsteig und klagte sein Leid. Ein Notfallseelsorger und ein Dolmetscher konnten ihm aber schnell vermitteln, dass er sicher sei. Der Mann stand auf und stiegt die Treppen in Richtung Busabfahrt empor. Alle anderen Flüchtlinge merkten sofort, dass sie in Sicherheit waren und gaben mit Hilfe der Dolmetscher erste Interviews. Nicht wenige hatten dabei ein Lächeln auf den Lippen. Und Medienvertreter gab es genug, die mit ihren Mikrofonen und Kameras warteten.

Ruhige Ankunft in Köln

Dabei sind die Flüchtlinge ganz unterschiedlich ausgestattet. Da gibt es Familien, die sind mit vollgepacktem Rucksack, warmen Sachen unterwegs und melden per iPhone an ihre Verwandten wo sie gerade sind. Auch Erinnerungsfotos vor der Flughafenkulisse werden geschossen. Und es gibt Familien, die haben gar nichts mehr. Ein Mädchen hatte die Habe ihrer Familie in einem dünnen blauen Müllsack und hievte den auf den Bahnsteig. Ihre Mutter hatte ein Baby nur in eine Wolldecke gewickelt auf dem Arm. Einige haben nur Flip Flops an und nackte Füße, auch Kinder. Es ist ganz ruhig am Bahnhof, die Menschen sind müde, erschöpft, der ein oder andere auch noch schlaftrunken. Sie werden von den vielen Helfern über den Notausgang nach oben gebracht. Dort empfängt sie rheinisches Schmuddelwetter und mittlerweile auch schon herbstliche Kühle. Einige haben kurze Hosen an, sind barfuss in Schuhen. Alle Helfer und Flüchtlinge versammeln sich in einem der Zelte. Draußen regnet es mittlerweile heftig. Einige Flüchtlinge sind verletzt, sie werden zu den Sanitätscontainern gebracht. Später fahren Rettungswagen vor. Alles klappt reibungslos und nur ein kleines Problem wird erkannt: mit blauen Plastiktoiletten auf denen „Toi Toi“ steht, verbinden die Flüchtlinge nicht, dass es sich um Toiletten handelt. Hier will man die Beschilderung verbessern.

Auch die Abfahrt der Busse klappte

Man hat ein Haltestellenschild aufgestellt, allerdings ohne Fahrplan. Davor steht ein Bus. Den haben die Flüchtlinge auch gesehen, als sie ankamen. Nach Verpflegung und erster kurzer Rast, wird der erste Bus gefüllt. Der Gelenkbus der KVB wird nach Düren fahren. Eine Familie steigt zuerst ein. Der Mutter ist kalt, sie wickelt sich in ein Handtuch ein. Später trägt Stadtdirektor Guido Kahlen einer Familie den Kinderwagen in den Bus. Kurzzeitig kommt es zu einer schwierigen Situation, als ein Security-Mann einen Flüchtling nicht mehr in den Bus lassen will. Der sei voll, sagt die Sicherheit. Aber schon zwei seiner Mitreisenden sind in dem Bus. Ein Dolmetscher klärt das Problem auf, die beiden anderen steigen wieder aus. Es ist kurz vor fünf Uhr morgens als der Gelenkbus der KVB sich auf den Weg nach Düren macht. An dieser Stelle wird deutlich Kommunikation ist alles. Ein Reisebus fährt auf das Gelände, er wird später Flüchtlinge nach Brilon bringen. Später folgen weitere Busse.

Eine Helferin erzählt, dass die meisten Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Irak seien. Die Flüchtlinge fanden heute eine fast Eins zu Eins Betreuung vor. Man merkte, wie sich Flughafen und Stadt anstrengten ja alles richtig zu machen. So war man von der Stadt mit vielen Mitarbeitern und auch Führungskräften vor Ort. Der Chef des Ordnungsamtes Rummel, die Feuerwehr mit ihrem Direktor Johannes Feyrer und zwei Führungskräften, unzählige Betreuer und Notfallseelsorger. Unter den Helfern auch Oberbürgermeisterkandidat Jochen Ott. Und so lief beim ersten Flüchtlingszug alles gut. Gut war auch, dass in Köln niemand klatschte als die Flüchtlinge ausstiegen, sondern ihnen vielmehr ein Lächeln schenkte. Ein gutes Willkommen.

Autor: Andi Goral