Köln | aktualisiert | Die Kitas der Stadt Köln sollen ab kommenden Montag, 11. Mai 2015, für zwei Wochen bestreikt werden. Rund 4.000 städtische Beschäftigte sind dazu aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Nach derzeitigem Stand sollen 150 der 229 Einrichtungen komplett schließen, sieben Kitas sind komplett geöffnet, 72 im Teilbetrieb. Etwa 2.000 der knapp 17.000 Kinder, die in städtischen Kitas betreut werden, können demzufolge nach Angaben der Stadt wie gewohnt betreut werden.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Kitas seien dazu aufgefordert, die Eltern über die Situation in ihrer Einrichtung zu informieren, so die Stadt Köln. Zudem ist ein Sondertelefon mit der Rufnummer 0221/221-35240 für die Eltern eingerichtet. Heute, Mittwoch, 6. Mai 2015, zwischen 13 und 15 Uhr und in den folgenden Tagen zwischen 7.30 bis 15 Uhr stehen dort vier Beschäftigte des Jugendamtes für Auskünfte zur Verfügung.

Das Jugenddezernat empfiehlt im Interesse der Eltern, alle privaten Möglichkeiten auszuschöpfen. Die Verwaltung arbeite mit Hochdruck daran, Betreuung für Härtefälle zu organisieren. Die Stadt habe die freien Träger und Tagesmütter angeschrieben, um möglichst im Umfeld der Kita Ausweichplätze für Einzelne zu schaffen.

Juristisch gesehen können die Eltern erst nach einer Streikdauer von 24 Tagen einen Minderanspruch bei der Stadt Köln geltend machen. Die Verwaltung prüfe derzeit, so die Stadt, ob sie den Eltern in irgendeiner Form entgegen kommen könne.

Verdi NRW: Landesweit 1.000 kommunale Kitas geschlossen

In Nordrhein-Westfalen werden laut Verdi NRW ab Montag 1.000 kommunale Kitas unbefristet bestreikt. An den Arbeitsniederlegungen, die alle Landesteile betreffen, sollen rund 10.000 Beschäftigte teilnehmen. Viele Kitas würden geschlossen bleiben, auch in Einrichtungen der Jugend- und Familienhilfe, offenen Ganztagsschulen, Behinderteneinrichtungen und Sozialdiensten habe man zu Streiks aufgerufen, so Verdi. Schwerpunkte der Aktionen sind das Ruhrgebiet, das Rheinland und Ostwestfalen.

Die Beschäftigten des Sozial- und Erziehungsdienstes hatten sich laut Gewerkschaft in einer Urabstimmung mit 93,44 Prozent für den Streik ausgesprochen, in etlichen Einrichtungen in NRW sogar 100 Prozent der Mitglieder. Im Vorfeld waren fünf Verhandlungsrunden mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) und bundesweite Warnstreiks ohne ein Angebot für die 240.000 Beschäftigten geblieben. „Die Sankt-Nimmerleins-Nummer der Arbeitgeber hat zu der Eskalation geführt. Und nun wollen sich die Täter auch noch zu Opfern stilisieren“, kritisierte die nordrhein-westfälische Verdi-Landesleiterin Gabriele Schmidt in einer schriftlichen Mitteilung. Die Gewerkschaft fordert eine Aufwertung der Berufe im Sozial- und Erziehungsdienst durch eine neue Eingruppierung. Dies würde eine durchschnittliche Lohnerhöhung von zehn Prozent bedeuten. Verdi verhandelt gemeinsam mit den Gewerkschaften GEW und dem dbb.

Betroffene Kita-Eltern seien bereits über die Streiks und ihre Rechte gegenüber den kommunalen Trägern und den jeweiligen Arbeitgebern informiert worden, so Verdi NRW. In besonders hart betroffenen Städten und Gemeinden will Verdi mit den zuständigen Verwaltungen für die Einrichtung von einzelnen Notgruppen sorgen. Verdi-Landesleiterin Gabriele Schmidt appellierte an die Arbeitgeber in Nordrhein-Westfalen, den Beschäftigten zu ermöglichen, in Ausnahmefällen das Kind zur Arbeit mitzubringen, sofern dies machbar sei.

AStA Köln: Verständnis für Studierende mit Kind im Hörsaal

Der Allgemeine Studierendenausschuss Köln (AStA) zeigt sich solidarisch mit dem Streikvorhaben von Verdi in den unterschiedlichen Betreuungseinrichtungen. Lusalla Nzanza, Referent für Soziales und Internationales, mahnt jedoch auch die Universität zur Reaktion: „Wenn die Kitas geschlossen bleiben, haben vor allem viele studierende Eltern ein großes Problem. Weder können sie sich einfach von der Uni ‚freinehmen‘, noch können sie finanziell eine Ersatzbetreuung stemmen. Daher fordern wir als AStA insbesondere für die kommenden Wochen von den Lehrenden der Universität: Setzen Sie Studierende, die ihr Kind mitbringen, nicht vor die Hörsaaltür.“ Darüber hinaus, so Nzanza weiter, sei eine grundsätzliche Offenheit der Lehrenden gegenüber Studierenden mit Kindern vonnöten: „Einige Lehrende fühlen sich durch Kinder in ihren Vorlesungen stark gestört, selbst wenn sie ganz friedlich sind. Studierende mit Kind müssen die Möglichkeit haben, an den Veranstaltungen teilzunehmen. Die Lehrenden müssen verstehen: Das Studium mit Kind geht nicht ohne Kind.“

Ein konkretes Entgegenwirken, um den Betreuungsengpässen zu entgehen, könne man selbst nicht leisten, so der AStA. Die Universität zu Köln verfüge zwar über eine Backup-Betreuung, die in Betreuungsnotfällen stundenweise kostenpflichtig gebucht werden könne und auch während des Streiks verfügbar sei. Um den rund 2500 Studierenden mit Kind gerecht zu werden, müsse sie allerdings deutlich ausgebaut werden, so die Forderung des AStA.

Autor: dd
Foto: Die Kitas der Stadt Köln sollen ab kommenden Montag, 11. Mai 2015, für zwei Wochen bestreikt werden. Die Gewerkschaft Verdi ruft Beschäftigte des Sozial- und Erziehungsdienstes zu einem unbefristeten Streik auf.