Köln | Köln hat seit kurz nach 10 Uhr wieder einen Erzbischof. Es ist Rainer Maria Kardinal Woelki. Woelki, der zweite Kölner auf dem Bischofsstuhl von Köln bezieht sich auf den Bischofsstab von Kardinal Josef Frings, dem ersten Kölner auf dem Stuhl des Erzbischofes von Köln. Zu Fuß kam der Kardinal zum Dom und betrat ihn auch so. Zu Fuß – nach einem durchaus beeindruckenden Pontifikalamt – verließ er den Dom am Seitenausgang zum Roncalliplatz zum Bad in der Menge.

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Freudentag mit Anspruch

Heute war ein Tag der Freude für die Katholiken im Erzbistum Köln – 5.000 waren in den Hohen Dom gekommen – standen teilweise ab sieben Uhr morgens an, um einen Platz zu bekommen und das, obwohl der Gottesdienst erst um 10 Uhr begann. Später gab es auf dem Roncalliplatz Würstchen, Brezeln und Freibier für alle, das KVB Orchester spielte und der neue Erzbischof von Köln feierte mit seinen Schäfchen. Aber neben Freude, Liturgie und Freibier wurde auch der Anspruch der Katholiken in Köln an den neuen Erzbischof an Veränderung und Öffnung überdeutlich. Aber die Freude der Kölner Katholiken am Pontifikalamt, das würdevoll in den liturgischen Teilen, aber durchaus auch seine volkstümlichen, lockeren und fröhlichen Momente hatte, überwog. Etwa wenn der Kardinal das Kölschfass mit Geisbock nach oben stemmte.

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Wissen: Das Wappen von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki

Der neue Erzbischof führt ein Wappen. Neben dem schwarzen Kreuz des Erzbistums zeigt sich das persönliche Wappen des Bischofs, das auf das Radbild von Bruder Klaus, Niklaus von Flüe (1417-1487) verweist. Es ist der Hinweis auf die Heimatpfarre von Woelki: St. Bruder Klaus in der Bruder-Klaus-Siedlung in Köln-Mülheim. Auch die heraldischen Insignien eines Erzbischof, gekrönt vom Kardinalshut sind dargestellt. Das Motto, das sich Woelki ausgesucht hat heißt „Nos sumus testes“, in der Übersetzung: „Wir sind Zeugen“ und ist der Apostelgeschichte 5,32 entnommen. Zudem weist es auf das II. Vatikanische Konzil: „Ihrer apostolischen Aufgabe sollen sich Bischöfe zuwenden als Zeugen Christi vor allen Menschen“.

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Dank an Alt-Erzbischof Joachim Kardinal Meissner

Der offizielle Akt begann mit einer kurzen Ansprache des päpstlichen Nuntius in Deutschland Erzbischof Dr. Nikola Eterovic, der die Bulle des Papstes überbrachte. Eterovic lobte die Zeit Woelkis in Berlin und dankte Kardinal Meissner für seine über 25 Jahre in der Erzdiözese Köln. Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Erzbischof Reinhard Kardinal Marx bescheinigte Meissner, dass es nie langweilig mit ihm gewesen sei. Manchmal habe der streitbare Kölner Kardinal angeregt, aber auch seine Kollegen in der Konferenz aufgeregt, sei aber von den jüngeren Bischöfen immer bewundert worden, so Marx versöhnlich. In der päpstlichen Botschaft – der Bulle – wurde die Stellung Kölns hervorgehoben und Woelki ermuntert die Kölner Herde kraftvoll zu leiten. Ein rührender Moment war, als Meissner symbolisch den über 1.000 Jahre alten Petrusstab, der in der Schatzkammer des Kölner Domes aufbewahrt wird, an seinen Nachfolger übergab. Der wird den so genannten Fringsstab führen.

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Der Petrusstab

Der Petrusstab, der Dom führt auch den Namen St. Peter, sei die höchste Reliquie gewesen, bevor die Gebeine der Heiligen Drei Könige nach Köln kamen. Dies war so bis zum Jahr 1164. Erzbischof Brun (953-965) soll den Stab des heiligen Petrus aus Metz an den Rhein gebracht haben. Eine Legende rankt sich um den Stab und erklärt, warum die obere Hälfte des Stabes in Köln und die untere in Trier ist. So soll der Heilige Maternus auf einer Missionsreise, gemeinsam mit den Heiligen Eucharius und Valerius mit Hilfe des Stabes wiederbelebt worden sein. Während die beiden anderen Heiligen in Trier Bischof wurden, wurde Maternus Bischof von Köln und der war im Besitz des ganzen Stabes. Die Trierer ließen aber nicht locker, forderten den Stab für Trier und bekamen 980 den unteren Teil des Stabes, als Kompromiss. Heute befindet sich der obere Teil des Stabes in der Kölner Domschatzkammer.

Der Fringsstab

Geschaffen wurde der Stab von der Künstlerin Hildegard Domizlaff vor rund 70 Jahren. Es war ihr zweiter von 12 Bischofsstäben, den die Künstlerin schuf. Auf dem Stab zu sehen ist der gute Hirte mit dem verlorenen Schaf und Orpheus mit der Lyra aus der griechischen Mythologie. Die frühen Christen deuteten ihn als frühe Darstellung Christi, weil er auch in die Totenwelt, wie Jesus Christus, hinabgestiegen ist. Der Fringsstab ging von Kardinal Frings auf Bischof Luthe über, der ihm dem Kölner Dom testamentarisch vermachte und der seit 2014 wieder in der Domschatzkammer ist.

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Ein Kölner auf dem Kölner Bischofsstuhl

In seiner Predigt stellte der neue Erzbischof sein Verhältnis zu Köln von Anfang an deutlich heraus: „“Hier bin ich“, so liebe Schwestern und Brüder, habe ich vor etwas mehr als 29 Jahren zum ersten Mal in diesem Dom gesagt. Damals war das der Tag meiner Priesterweihe. „Hier bin ich“, so habe ich vor gut elfeinhalb Jahren ein zweites Mal in diesem Dom gesagt. Es war der Tag meiner Bischofsweihe. „Hier bin ich“, so sage ich heute ein drittes Mal. Es ist gesagt an einem Tag meiner Einführung als Ihr neuer Bischof. „Hier bin ich“ – immer wieder haben Menschen so geantwortet, wenn sie von ihm mit einer Aufgabe beauftragt, wenn sie zu einer neuen Aufgabe entsandt wurden.“

Woelki wirbt um Mitarbeit

Woelki nahm Bezug auf die Geschichte des Orpheus und die urchristliche Botschaft. Es sei die Liebe, die über den Tod gesiegt habe und damit habe der Tod seinen Schrecken verloren, so Woelki in seiner Predigt. Ostern habe sich Gott so den Menschen gezeigt: „Als sich verschenkende Liebe hat er sich gezeigt, als Liebe, die Leben schafft. Diese sich verschenkende Liebe hat den toten Christus ins Leben gehoben.“ So seien auch die Menschen gerettet worden, weil Gott sie liebe. Er habe sie nicht sich selbst überlassen, sondern habe sie angesprochen, sei ihnen nachgelaufen und habe sich ihnen durch seinen Sohn zugewendet. Woelki will Christus und dem Evangelium heute ein Gesicht geben, als Zeuge der Auferstehung. Dabei betont er, dass er das nicht alleine könne, sondern nur in der Gemeinschaft: „Christ sein kann ich nur zusammen mit ihnen, damit ich dann auch für Sie Bischof sein kann“. Woelki warb für wechselseitiges Zuhören, gegenseitiges Verstehen und Zusammenarbeit.

Fröhliche Gabenrunde

Bei den Gaben wurde es rheinisch fröhlich: Aus Düsseldorf gab es Senf und eine DVD der Toten Hosen mit dem Song „An Tagen wie diesen“, aus Remscheid eine „Werkzeugkiste“ und aus Köln ein Kölschfass mit FC Hennes. Das stemmte der frischgebackene Erzbischof von Köln erst einmal energisch in die Höhe und erntete dafür Begeisterung. Eine Familie aus der Ukraine brachte eine Ikone und eine syrische Frau und ein Mann das Vater Unser auf aramäisch. Ein schönes Symbol für die Internationalität der Kirche und ihrer Solidarität.

Beitrag Kölns in der Deutschen Bischofskonferenz erwünscht

Kardinal Marx wünschte sich von Woelki und seinem altehrwürdigen Erzbistum einen starken Beitrag in der deutschen Bischofskonferenz und bei Themen, wie dem Umgang und der Aufnahme von Flüchtlingen. Man müsse den Flüchtlingen menschenwürdig begegnen und ihnen zeigen, dass man bei ihnen sei, für sie bete, so Marx, der Woelki auch bescheinigte in Berlin gereift zu sein. Auch Silvia Löhrmann, stellvertretende Ministerpräsidentin von NRW, lobte Woelki als Kirchenmann, der Menschen vor Weltanschauung betrachte und für Vielfalt, Heterogenität und Multikulti einstehe, wie er es in Berlin bewiesen habe. Dies passe auch zu NRW, wo Vielfalt und Pluralität gelebt werde. Löhrmann mahnte aber auch offene Gespräche und Diskussionen zur Rolle der Frau in der Kirche und dem Thema Partnerschaft, Ehe und Kirche an. Auch die Ökumene und der Umgang mit anderen Religionen seien Themen die bearbeitet werden müssten.

„Es gibt viel zu tun im Erzbistum Köln“

Manfred Rekowski, Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, wünscht sich eine offene und respektvolle Begegnung bei den Themen Familie, Ökumene und konfessionsverschiedene Ehen. Tim O. Kurzbach, Vorsitzender des Diözesanrates der Katholiken im Erzbistum Köln, erinnerte sich an seine erste Begegnung vor über 20 Jahren mit Woelki, als er noch Ministrant in Solingen gewesen sei. Der habe ihnen damals mit den Worten „macht mal voran“ beim Anwerfen der Weihrauchfässchen Dampf gemacht und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Kurzbach sprach den neuen Erzbischof klar an: „Es gibt sehr viel zu tun im Erzbistum Köln.“ und wünschte sich von ihm „Mut zum Handeln“. Die Herde habe nicht nur eines, sondern viele Schafe verloren, daher so Kurzbach, sei es wichtig dass sich die Kirche wieder den Menschen zuwende und sich nicht zurückziehe. Die Menschen fragen und mit ihnen gemeinsam die Themen der Moderne zu hinterfragen, sei die Aufgabe. Und ihnen zur Seite zu stehen bei den Veränderungs- und Transformationsprozessen der Moderne. Denn davor bräuchten Christen keine Angst haben, so Kurzbach und schloss optimistisch: „Was in Neukölln funktioniere, funktioniere auch alten hillijen Kölle“ und spielte damit auf die Berliner Impulse des neuen Kölner Erzbischofs an.

Das Volk und hochrangige Gäste feierten

Rund 5.000 Menschen waren in den Kölner Dom gekommen, darunter viele Vertreter aus der Politik. Allen voran Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Ministerin Löhrmann und Finanzminister Dr. Norbert Walter-Borjans. Aber auch Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters, Vertreter aus dem Bundestag, wie Gisela Manderla oder die Düsseldorfer Regierungspräsidentin Anne Lütkes und der NRW-CDU-Vorsitzende Armin Laschet. Auch viele Ratsmitglieder, wie SPD Fraktionschef Martin Börschel oder die Beigeordneten Henriette Reker und Agnes Klein waren im Dom. 43 Bischöfe und Erzbischöfe und zwei Äbte begleiteten die Amtseinführung von Rainer Maria Kardinal Woelki als Erzbischof von Köln. Vor dem Kölner Dom hat die katholische Kirche ein Volksfest mit großer Bühne aufgebaut, auf der das KVB Orchester spielte. Rundherum gab es Würstchen, Freibier und Brötchen. Nach dem Pontifikalamt füllte sich der Roncalliplatz schnell und die Menschen aus dem gesamten Erzbistum, das ja sogar bis Rheinland-Pfalz reicht, feierten ihren neuen Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki.

Autor: Andi Goral
Foto: Als die Hostien, auch durch den neuen Erzbischof verteilt waren, kam dieser junge Mann nach vorne gelaufen. Wie wird er sich an diesen Tag einst erinnern und dann den heute in sein Amt eingeführten Erzbischof beurteilen?