Köln | Der 1. FC Köln traf sich in der Lanxess Arena zu seiner Mitgliederversammlung. Die Halle, für über 75.455 Mitglieder dünn mit knapp über 1.061 Mitgliedern besetzt. 13 Männer und eine Frau wurden in den Mitgliederrat gewählt, der Vorstand entlastet und man zeigte sich realistisch optimistisch. Auf die Bühne durfte nur die Männermannschaft, die Frauen wurden nur erwähnt und beide spielen 1. Bundesliga. Als Belohnung gab es 10 Euro Gutscheine und Freibier nach der Mitgliederversammlung.

Torschreie auf Video, das Männerteam auf der Bühne, die FC Hymne, ein Schal schwenkender Präsident Spinner und eine Arena bei der nicht wenige der Herren die Hand an die Brust drückten. Emotional startete man in die FC Mitgliederversammlung und Spinner versprach Freibier für alle die bis nach dem letzten Tagesordnungspunkt immer noch da seien und 10 Euro Gutscheine für die FC-Fanshops. Der FC hat jetzt fast 600 lebenslange Mitgliedschaften und steht damit an Platz Eins der Bundesliga-Klubs. Die Frauenmannschaft, die in die 1 Bundesliga aufgestiegen ist, war nicht auf der Bühne.

Spinner zieht Bilanz

Spinner erklärte die Mitbestimmung der Mitglieder habe sich sehr gut bewährt, auch wenn man auch mal gestritten habe. Aber jetzt werden die Ansichten und Bedürfnisse der Mitglieder berücksichtigt. Spinner bedankte sich, dass keine Interna an die Öffentlichkeit kamen, denn dies sei in der Bundesliga keine Selbstverständlichkeit. Es herrsche konzentrierte Ruhe im Verein und der aktueller Stand des Vereins sei großartig. Tischtennis und Handball entwickelten sich und die Frauenfußballmannschaft sei in die erste Liga auf gestiegen. Man sei finanziell auf einem guten Weg und mit dem Vermarkter Infront, die richtigen ins Boot geholt.

Die Mitgliederentwicklung, so Spinner, sei phänomenal und als er sagte, dass der FC den HSV und Mönchengladbach überholt habe, da jubelte die Halle. Das Ziel sei 100.000 Mitglieder bis 2017, so Wehrle zu Spinner. Ein interessanter Aspekt ist, dass die Kölner selbst bei den Mitgliedern noch relativ unterrepräsentiert seien. Spinner führt das darauf zurück, dass die Kölner wohl glaubten schon mit der Geburt auch FC-Mitglied zu sein. Das sei aber nicht so, man müsse vorher einen Vertrag unterschreiben, mahnte der FC Präsident an.

Spinner machte deutlich, dass der aktuelle Vorstand den 1. FC Köln in einer gesellschaftlichen Verantwortung sehe. Wer aus dem Verein austrete weil er das Engagement des 1. FC Köln für Flüchtlinge nicht gut heiße, um den sei es nicht schade. Dafür gab es von den anwesenden Mitgliedern tosenden Applaus.

Die Fankultur

Spinner spricht eine klare Sprache und sich für Dialog aus. Nur auf Repression zu setzen helfe nicht, so der FC Präsident. Allerdings sagt er auch: „Der Dialog hat dort Grenzen, wo dem 1. FC Köln massiv Schaden zugefügt wird.“ Spinner bemängelt wie lange die Justiz gebraucht habe, die Täter die den Anschlag auf den Fanbus von Mönchengladbach verübten, zu verurteilen. Dies sei vor dem Hintergrund, dass der Verein für Stadionverbote eine juristische Grundlage benötige zu lange. Das das Urteil in der Derbywoche gesprochen wurde nennt Spinner zynisch und schimpft zunächst allgemein über die Presse, grenzt dieses aber dann doch auf den Boulevard ein. Medien und Politik sieht Spinner in einer Allianz, die die Geschehnisse rund um das Fußballspiel dramatisiere.

Nicht begeistert zeigte sich Spinner vom letzten Derby gegen Gladbach und den personalisierten Tickets und einem halbleeren Gästeblock. Wer darin eine Blaupause für die Zukunft sehe liegt nach Spinners Ansicht falsch und der Verein werde das nicht zulassen. Man habe Fortschritte gemacht und auch NRW Innenminister Jäger unterstütze den Weg des Dialoges. Es sei richtig den Boyz einen Weg in die aktive Fanszene zurück zu zeigen, sagt Spinner. Jetzt ist allerdings ein Bild aufgetaucht aus Saloniki, wo bei einer Fanrandale von BVB Fans am Tag der FC Mitgliederversammlung auch ein Boyz Schal zu sehen ist. Ob dies allerdings Kölner Fans waren, die sich mit Dortmunder Ultras solidarisierten ist noch nicht geklärt. Der 1. FC Köln werde für den Erhalt der Fankultur kämpfen. Klar und deutlich sagte Spinner aber auch, dass der Verein sich nicht von einzelnen Fangruppierungen erpressen lassen werde. Fußball, so Spinner, sei ein besonderes Kulturgut.

Es geht wirtschaftlich voran

Alexander Wehrle, kaufmännischer Geschäftsführer des Klubs, erklärte, dass der 1. FC Köln 2,7 Millionen Euro Gewinn gemacht habe. Der Umsatz war noch nie so hoch und lag bei 89,7 Millionen Euro. Jetzt peilt Wehrle die 100 Millionen Grenze an und gab sich optimistisch das auch zu schaffen. Man habe die Strukturen vereinfacht und baue unabhängig davon in welcher Liga man spiele Schulden ab. Trotz der guten Zahlen warnte Wehrle vor zu viel Euphorie und lies durchklingen, dass der Verein sich immer noch in der Phase der Konsolidierung befinde. Die nächste große Herausforderung sei die Umsetzung und Gestaltung des Masterplan RheinEnergieSportpark mit neuen Plätzen für die Jugend, um in Zukunft unter professionellen Bedingungen, nicht nur in der Profimannschaft, sondern auch in der Jugendarbeit zu trainieren. So soll es drei neue Kunstrasenplätze und eine Sporthalle, aber auch eine Anbindung an den ÖPNV mit einer neuen Bushaltestelle geben. Der FC werde seine digitale Strategie noch stärker vorantreiben und internationalisieren. Vor allem die englischsprachigen Länder und Japan hat man im Visier.

Klassenerhalt als oberstes Ziel

Der sportliche Geschäftsführer Jörg Schmadtke lobte die Arbeit des Teams und wertete das Abschneiden in der letzten Saison als großen Erfolg. Man setze weiter auf junge Spieler und die Gruppe. Nicht auf einzelne Stars. Beim aktuellen Budget für den Kader habe der Klassenerhalt nach wie vor oberste Priorität und man müsse sich für zwei bis drei Jahre stabilisieren. Es gebe ganz klar in der Bundesliga eine Korrelation zwischen dem eingesetzten Geld und dem sportlichen Erfolg. Bayern München setze mehr als 200 Millionen Euro ein, Schalke und Dortmund immer noch mehr als 100 Millionen. Wolfsburg werde aufschließen. Köln agiere in einer Liga mit Augsburg Bremen, Mainz, Hannover und Frankfurt am Main.

Gewählt wurde der Mitgliederrat. 14 Mitglieder stellten sich zur Wahl und alle wurden auch gewählt, dabei blieb ein Platz unbesetzt. Im Mitgliederrat eine Frau. Ansonsten bleibt der 1. FC Köln auch weiterhin klar Männer dominiert. Die Mitglieder scheinen sehr zufrieden, keine Fragen, keine Anregungen und keine Kritik. Es gab nicht eine Wortmeldung, weder zur Entlastung des Vorstandes oder Mitgliederrates. Es herrscht Ruhe, die hat der Vorstand auch ausgegeben und danach Freibier.

Autor: Andi Goral
Foto: Das FC Triumvirat: Werner Spinner mit Schal, Markus Ritterbach und Toni Schumacher