Berlin | Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, wertet die jüngsten Aussagen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump als Signal für die deutsche Wirtschaft, über Alternativen für Investitionen nachzudenken. „Donald Trump fehlt offensichtlich ein wirtschaftspolitischer Plan, ansonsten hätte er die Eckpunkte wohl bereits bekannt gegeben“, sagte Fratzscher dem „Handelsblatt“. „Die deutsche Wirtschaft wird sich umorientieren und wieder mehr auf Europa konzentrieren müssen.“

Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, sieht die wirtschaftspolitische Agenda Trumps als Konjunkturrisiko. „Die Wirtschaftspolitik, die Trump bislang angekündigt hat, passt nicht zur aktuellen Lage der US-Wirtschaft“, sagte Fuest dem „Handelsblatt“. Die Arbeitslosigkeit sei sehr niedrig, die Auslastung der Unternehmen sei hoch.

„In dieser Lage ist es kontraproduktiv, mit Steuersenkungen und Mehrausgaben die Konjunktur weiter zu stimulieren“, warnte der Ifo-Chef. „Das wird nur Inflation und Zinsen in die Höhe treiben, die Staatsschulden anwachsen lassen und das Außenhandelsdefizit erhöhen.“ Als „schlimm“ bezeichnete der Ifo-Chef Trumps Abschottungspläne, die er bei seinem jüngsten Auftritt bekräftigt habe.

„Sein Plan, Produktion in Mexiko für den US-Markt zurückzudrängen, wird nicht nur Mexiko, sondern auch den USA selbst großen Schaden zufügen, weil viele US-Unternehmen in Mexiko investiert haben und viele Unternehmen in den USA Vorprodukte aus Mexiko einsetzen.“ Der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, warnte: „Gehen die künftigen Maßnahmen auch nur annähernd in Richtung der geäußerten Absichten, wird sich die Lage noch verschlimmern.“ Turbulenzen auf den Devisenmärkten und den Finanzmärkten wären nur die erste Folge.

„Auf Dauer würde der Welthandel erheblich belastet, was insbesondere die Exportsektoren in Deutschland schädigen würde“, sagte er dem „Handelsblatt“.

Autor: dts