Köln | Die Willi-Ostermann-Gesellschaft eröffnet in diesem Jahr zum 50. Mal die neue Kölner Karnevalssession. Im Internet finden sich vor allem aus den letzten 10 Jahren unzählige Galerien, Videos und Berichte. Sean Magin aus der Report-K Redaktion stöberte ein wenig im Internet und stellte die Fundstücke bis ins letzte Jahrhundert zusammen. Haben Sie auch Fundstücke oder ganz persönliche Erinnerungen und würden diese gerne teilen. Dann schreiben Sie uns doch eine kurze Mail an die Redaktion: redaktion@report-k.de

Was ist überhaupt dieser Elfte im Elften? Das Ganze hat einen religiösen Ursprung. Denn zum einen gilt die Zahl Elf als „unchristlich“, da die Ziffern Zehn und 12 im Christentum heilig sind. Und zum anderen feierten Bauernfamilien am 11. November das Ende der Ernte und ihrer Abgaben, weshalb an diesem Tag gesündigt und über das Maß hinaus getrunken und verzehrt wurde.

Hier wird die historisch-religiöse Verbindung zum Karneval deutlich. Gefeiert wurde an diesem Tag also schon immer – und diese Tradition bis heute beibehalten. Diese Internetzeitung beleuchtete das Thema bereits – den Bericht hier lesen>

Willi Ostermann ist es, auf den sich die Willi-Ostermann-Gesellschaft bezieht. Der Kölner Komponist, Texter und Interpret verfasste über 100 Lieder, die den Kölner Karneval über die Stadtgrenzen hinaus bekannt machten. Es waren Lieder, die das Heimatgefühl der Menschen tief ansprachen. Er verstarb am 6. August 1936.

Nach dem Tod von Ostermann sollte auf Initiative von Thomas Ließem, damals Präsident des Festausschuss Kölner Karneval, der unter seiner Führung und Zustimmung des NS-Gauleiters Josef Grohé gegründet worden war sowie des damaligen Oberbürgermeisters Karl Georg Schmidt ein Denkmal zur Erinnerung an Ostermann entstehen. Wie sich auf der Webseite des Kölner Karnevals nachlesen lässt, wurde dann an Weibertfastnacht 1939 der Ostermann-Brunnen in der Kölner Altstadt eingeweiht. Bei dem Festakt waren viele Kölner Vereine und alle Karnevalsgesellschaften anwesend und der Kinderchor des städtischen Waisenhauses sang, zusammen mit dem Kölner Männerchor, Ostermanns letztes Lied „Heimweh nach Köln“ – heute bekannt durch die Liedzeile „Ich möcht zo Foß noh Kölle jonn“.

Der Brunnen übersteht den Zweiten Weltkrieg

Auch wenn der Rest des Platzes in der Kölner Altstadt fast vollständig zerstört wurde, überstand das Denkmal am Ostermann-Platz den Zweiten Weltkrieg. Fast wie ein Märchen, denn Thomas Ließem sagte in seiner Ansprache bei der Enthüllung des Denkmals: „Bitten wir den Himmel, dass er uns dieses Gemüt erhält und dieses Denkmal so lange schützt, wie die Lieder unseres Willi Ostermann in diesem Volk am Rhein Bestand haben!“

Nach Kriegsende wurde der Ostermann-Brunnen durch den späteren Karnevalisten Franz Unrein und die Karnevalskünstlervereinigung Muuzemändelcher wieder hergerichtet und schließlich am 11.11.1949 die Wiedereinweihung zelebriert. Die Muuzemändelcher wiederholten diese Tradition jedes Jahr am 11.11. um 11:11 Uhr als Karnevalsauftakt. Zum Umbau des Ostermann-Platzes 1961 zogen die Muuzemändelcher und der Karnevalsauftakt allerdings auf den Rathausvorplatz um – und über die Jahre geriet die Tradition in Vergessenheit.

Ein Video zeigt die Sessionseröffnung der Muuzemändelcher vom 11.11.1958 (Quelle: Youtube: Kölner-Karneval.de, Erstveröffentlichung: 13. Januar 2018):

youtube

Wiederbelebung einer vergessenen Tradition

Nachdem sich am 28. Februar 1967 die Karnevalsgesellschaft Willi Ostermann gründete, lud diese am 11.11.1969 erstmals zur Sessionseröffnung am Ostermann-Brunnen ein und belebten so die Tradition wieder. Die Sessionseröffnung etablierte sich und zog aufgrund der steigenden Zuschauerzahlen zum 20-jährigen Bestehen der Karnevalsgesellschaft im Jahr 1987 auf den Alter Markt um. Im Laufe der Zeit wechselte man dann auf den Heumarkt, wo bis heute jedes Jahr am 11.11. die neue Karnevalssession eröffnet wird. Heute ist die Sessionseröffnung weit über die Grenzen Kölns hinaus bekannt – von einem richtigen Hype kann gesprochen werden – und zieht immer mehr ausländische Touristen an.

Aus den Fotogalerien von report-K

Elfter im Elften 2004

Elfter im Elften 2009

Elfter im Elften 2010

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Autor: Sean Magin