Köln | Heute, am 8. Mai 2015 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Befreiung Deutschlands von der NS-Diktatur durch die Alliierten zum 70. Mal. „Erinnern für Heute und Morgen“ – vor dem Mahnmal an die Opfer des NS-Regimes im Grünstreifen am Kennedy-Ufer unterhalb des ehemaligen Messeturms fand heute Vormittag eine Kranzniederlegung für die Opfer des Nationalsozialismus in Köln statt.

Die Kränze wurden niedergelegt durch Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters,  Dr. Michael Rado, Vorsitzender der Synagogen-Gemeinde Köln sowie, stellvertretend für die Weltgemeinschaft, durch Nebojša Košutić, Generalkonsul der Republik Serbien vom Doyen des Konsularkorps NRW.  Der Kranzniederlegung wohnten unter anderen auch der langjährige ehemalige Geschäftsführer der Synagogen-Gemeinde, Benzion Wieber, die Bezirksbürgermeister Andreas Hupke und Josef Wirges sowie Messe-Chef Gerald Böse bei.  

Dr. Michael Rado legte entsprechend der jüdischen Tradition einen Stein zur Erinnerung an die Toten am Mahnmal ab.

Rado legte, entsprechend der jüdischen Tradition, anstelle eines Kranzes symbolisch einen Stein – ein  Stück Grauwacke – zur Erinnerung an die Toten am Mahnmal ab. Der Stein stammt aus den Trümmern eines der Häuser des jüdischen Viertels am Rathaus. In seiner Rede mahnte Rado, dass das Gedenken an das, was durch das NS-Regime im Namen aller Deutschen verübt worden sei, fest in der Erinnerungskultur aller Deutschen auch in Zukunft verankert werden müsse.

Kölner Messegelände diente als KZ-Außenlager

Auf dem Kölner Messegelände mussten ab 1939 polnische und französische Kriegsgefangene, aber auch Zivilisten Zwangsarbeit leisten. Von 1942 bis 1944 gab es in der Nähe des Messeturms ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald – eines von insgesamt fünf im Kölner Stadtgebiet. Am Tanzbrunnen hatte die Kölner Gestapo ein „Polizeihilfsgefängnis“, in dem tausende ausländische und hunderte Kölner politische Gefangene oder rassisch Verfolgte inhaftiert waren. Insgesamt gab es in Köln 70 Arbeitslager.

Von 1940 bis 1943 wurden auf dem Messegelände etwa 1.500 Sinti und Roma interniert, die später vom Bahnhof Deutz-Tief in die Ghettos im von Deutschland besetzten Polen oder in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau transportiert
wurden.

Ab dem Herbst 1941 wurden vom Bahnhof Deutz aus mehr als 7.000 Juden deportiert. Die meisten von ihnen starben in den Ghettos Litzmannstadt, Riga und Theresienstadt, in den Vernichtungslagern Auschwitz-Birkenau, Belzec, Kulmhof, Majdanek, Sobibor, Treblinka und Trostenez.  Bei Kriegsende lebte von den ehemals 16.000 Gläubigen , die die die Kölner Synagogen-Gemeinde vor der Machtergreifung durch die Nazis zählte, kein einziger mehr in der Stadt.

Gedenfeier am Abend

Über den ganzen Tag verteilt finden heute mehrere Gedenkveranstaltungen in Köln statt, zu der mehrere Organisationen aufgerufen haben. Unter dem Motto „Erinnern für Heute und Morgen“ wird am Abend in der Kirche St. Michael am Brüsseler Platz ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert . Neben Stadtdechant Robert Kleine und Stadtsuperintendent Rolf Domning wird auch Oberbürgermeister Jürgen Roters der Opfer des Zweiten Weltkriegs in einer Rede gedenken.

Im Anschluss, etwa gegen 19:15 Uhr, findet eine Gedenkfeier im Hiroshima-Nagasaki-Park statt. Dort werden Mitglieder verschiedener Glaubensgemeinschaften Fürbitten sprechen. Im Anschluss werden alle Akteure symbolisch den  „Versöhnungsbaum“ gießen, der vor zehn Jahren,
am 8. Mai 2005, in dem Park gepflanzt wurde.

Zudem wird die Friedensglocke aus Chorweiler in den Park gebracht und geläutet. Sie wurde 2014 auf dem Pariser Platz in Chorweiler auf Initiative der Katholischen Gemeinde gegossen. Dafür waren Menschen aus dem Stadtbezirk aufgerufen worden, eine Handvoll Erde aus ihrer Heimat mitzubringen. Diese Erde wurde als Teil der drei Kubikmeter eingesetzt, die für den Guss der Glocke benötigt wurden.

Autor: dd
Foto: Vlnr.: Dr. Michael Rado, Vorsitzender der Synagogen-Gemeinde Köln, Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters und Nebojša Košutić, Generalkonsul der Republik Serbien vom Doyen des Konsularkorps NRW während der Kranzniederlegung vor dem Mahnmal für die Opfer des NS-Regimes in Köln Deutz.