Köln | Wagner für große und kleine Opernfans: Das kündigt Kölns Opernintendantin Birgit Meyer für die kommende Spielzeit 2017/18 an. 15 Premieren stehen auf dem Programm, darunter zwei Uraufführungen und drei Kölner Erstaufführungen. Mit erfolgreichen Wiederaufnahmen wie „Falstaff“ soll die Erfolgsbilanz der laufenden Spielzeit fortgesetzt werden.

Gürzenich-Chef Francois-Xavier Roth wird in Köln seinen ersten Wagner dirigieren, Patrick Kinmonth inszeniert „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg“. Er eröffnet damit auch am 17. September die neue Spielzeit. In der Kinderoper wird „Der Ring der Nibelungen“ zu sehen sein. Aber nicht gleich alle vier Opern an einem Stück – sondern Jahr für Jahr. Es beginnt mit „Rheingold“ in einer Fassung von Regisseurin Brigitta Gillessen und dem Musikalischen Leiter Rainer Mühlbach.

Foto: ehu | Gürzenich-Chef Franz Xavier Roth fühlt sich in Köln wohl, doch ob er das lange „Opern-Interim“ erträgt, ist fraglich.

Erstmals in Köln aufgeführt: Ein Stück aus dem Ghetto Theresienstadt

Premiere feiern die Opern „Ijob“ von Wilfried Hiller, Verdis „La Traviata“, Jules Massenets „Manon“ und Carl Orffs „Carmina Burana in konzertanter Aufführung. Kölner Erstaufführungen sind Giacchino Rossinis „Mose in Egitto“ und – in der Außenspielstätte am Offenbachplatz – „Der Kaiser von Atlantis“. Viktor Ullmann hatte das „Spiel in einem Akt“ 1942 im Ghetto Theresienstadt geschrieben, zwei Jahre später wurde er im KZ Auschwitz ermordet. Es geht darin um Todesangst und den daraus entstehenden Mut. sich einem Tyrannen zu widersetzen

Nach der Weltpremiere von Alois Zimmermanns „Soldaten“ 1965 in Köln wird das Stück, das Musikgeschichte schrieb, im April 2018 wieder in Köln aufgeführt (Roths zweiter Auftritt als Dirigent) – rechtzeitig zum 100. Geburtstag des Kölner Komponisten, der 1970 starb. Auch Heinrich Bölls 100. Geburtstag wird gefeiert: In diesem Dezember erlebt die Auftragsarbeit „Kunst muss (zu weit gehen)“ im Staatenhaus ihre Uraufführung. Regisseur Helmut Oehring und Librettistin Stefanie Wördemann greifen darin eine Rede auf, die der Literaturnobelpreisträger 1966 in Wuppertal anlässlich der Eröffnung des dortigen Schauspielhauses hielt.

Der Bogen von Klassik bis Neuer Musik lässt auch die leichte Muse zu Wort kommen. Diesmal mit einem Streifzug durch die Hits von Operette und Musical unter dem Titel „Somewhere over the rainbow“. „Falstaff“, „Rigoletto“, „La nozze die Figaro“ und „Don Giovanni“ zählen zu den Wiederaufnahmen.

Kölns freie Szene und internationale Künstler füllen das Tanzprogramm

Freuen kann sich Kölns freie Tanzszene: Anfang Oktober wird sie zwölf Tage lang ihre besten Produktionen im Staatenhaus unter professioneller Betreuung vorstellen. Das Kulturamt hat dafür einen Wettbewerb ausgeschrieben, eine Jury entscheidet. Dazu stehen drei Gastspiel auf dem Programm: Der in Köln schon bekannte Choreograf Johan Inger kommt mit seiner italienischen Kompagnie „Aterballetto“, Michelle Dorrance zeigt modernen Stepptanz und der Spanier Tänzer Israel Galvan mit „Fla.co.men“ die vielfältigen Aspekte des Flamenco.

Neben „Rheingold“ ist Hans Werner Henzes „Pollicino“ die zweite Premiere in der Kinderoper. Wieder aufgenommen werden „Die Heinzelmännchen zu Köln“ und „Die Kluge“.Bewährt hat sich auch die mobile Produktion „Irgendwie anders“, die auch in Kitas im Kölner Umland um das Publikum von morgen warb. Verstärkt nutzen auch Seniorinnen und Senioren die Nachmittagsvorstellungen zu einem Besuch. Nachgefragt ist auch ein Besucherprogramm für Demenzkranke.

Nach dem Umzug ins Staatenhaus steigerte die Kinderoper die Besucherzahlen

Nach dem Umzug aus dem Pfandhaus ins Staatenhaus konnte die Kinderoper steigende Zuschauerzahlen verzeichnen. In der laufenden Spielzeit stieg die Besucherzahl um 35 Prozent auf über 10.200. Publikumsrenner war „Hoffmanns Erzählungen“ mit einer fast 100-prozentigen Auslastung.

Erfolgreich ist auch die Bilanz der laufenden Spielzeit für die „Erwachsenen“-Oper (Stichtag: 30. April 2017). Danach wurde bei 173 Vorstellungen – 63 mehr als 2016/17 – eine Auslastung von im Schnitt 81 Prozent erreicht. Spitzenreiter waren hier „Turandot“ (100 Prozent), „Falstaff“ (98 Prozent) und die halb-szenische Operette „Der Vogelhändler (90 Prozent). 102.000 Karten wurden verkauft – rund 38.000 mehr als in der vorigen Spielzeit. Mit jeweils 1.000 Besuchern trugen die 29 Vorstellungen von „Cäcilia Wolkenburg“ einen Großteil dazu bei.

Zur Programmvorstellung hatte Birgit Meyer in die unfertige Oper am Offenbachplatz eingeladen. „Hier gehören wir hin“, sagte sie und hofft, dass die alte Spielstätte spätestens 2023 wieder bereit steht, so aktuelle Prognosen. Die Interimsspielstätte Staatenhaus ist jedenfalls bis 2020 gesichert: „Alles weitere werden wir sehen.“. gefragt, ob er so lange in Köln aushalte, sagte Franz Xavier Roth nur: Ich weiß nicht.“.

Autor: ehu | Foto: ehu
Foto: Opern-Intendantin Birgit Meyer stellte das Programm für 2017/18 vor und ist mit der laufenden Spielzeit mehr als zufrieden.