Nordrhein-Westfalen positioniert sich weiter als Vorreiter in Sachen Integration. Mit dem 1. Integrationsbericht des Landes legt die Landesregierung zum einen eine integrationspolitische Zwischenbilanz vor, deren Kern die Umsetzung des Aktionsplans Integration ist. Zum anderen postuliert Nordrhein-Westfalen damit den Anspruch, seine bundesweite Vorreiterrolle in Sachen Integration auszubauen und legt erstmalig umfassende Erkenntnisse zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Integration von Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte vor. „Der Bericht gibt ein deutlich realistischeres Bild über den Stand der Integration in unserem Land, als die bisher übliche Auswertung der Statistiken, die lediglich zwischen Deutschen und Ausländern unterscheiden“, sagte Integrationsminister Armin Laschet heute in Düsseldorf. Dem Bericht zugrunde liegt neben anderem umfangreichen Datenmaterial eine Sonderauswertung des Mikrozensus. Dies ist eine jährliche Befragung von einem Prozent der Bevölkerung, und damit repräsentativ. Laschet: „Wir haben erstmals nicht nur Daten zur Lebenslage von Deutschen und Ausländern, sondern auch zur größeren Gruppe der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte vorliegen.“ Laut Mikrozensus 2006 lebten in Nordrhein-Westfalen knapp 1,9 Millionen Ausländerinnen und Ausländer. Mit 4,1 Millionen war die Zahl der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte mehr als doppelt so groß. Im Jahr 2006 lebten in Nordrhein-Westfalen insgesamt 638.000 Menschen, die durch Einbürgerung deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger geworden sind. Zu den Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zählen Ausländer, Eingebürgerte, die Kinder von im Ausland Geborenen und die seit 1950 zugewanderten Aussiedler, Spätaussiedler und jüdischen Zuwanderer. „In Nordrhein-Westfalen leben mehr Zuwanderer der ersten Generation als zum Beispiel in den USA“, stellte Laschet fest. „Knapp jeder siebte Einwohner Nordrhein-Westfalens, das sind 2,7 Millionen Menschen oder 14,9 Prozent der Bevölkerung, ist im Ausland geboren.“ Dies sei bemerkenswert. Im klassischen Einwanderungsland USA seien nur 12,6 Prozent der Bevölkerung Einwanderer der ersten Generation.

Integrationspolitik dringend erforderlich
Der Minister folgerte: „Diese Zahlen machen deutlich, wie dringlich eine erfolgreiche Integrationspolitik ist. Allein aus Gründen der Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft ist das Engagement für eine bessere Integration der Zugewanderten in unser aller Interesse.“ Der Bericht zeigt aber auch noch deutlichen Handlungsbedarf für die Verbesserung der Integration auf. Vor allem im Erwerbsleben sind die Unterschiede zwischen Zugewanderten und Deutschen erheblich. Lag die Erwerbsquote der Deutschen (15 bis unter 65 Jahre) in Nordrhein-Westfalen bei 73,5 Prozent, so liegt sie bei den Menschen mit Zuwanderungsgeschichte bei 65,9 Prozent und bei den Ausländern gar nur bei 62,2 Prozent. Auffallend ist auch, dass Zugewanderte viel häufiger Arbeiter sind als Angestellte. Insgesamt sind 55,5 Prozent der Erwerbstätigen in Nordrhein-Westfalen Angestellte und rund ein Viertel (27,1 Prozent) Arbeiter. Bei Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sind 49,1 Prozent Arbeiter und Arbeiterinnen. Es sei wichtig, auch auf die Integrationserfolge hinzuweisen. „Es ist aufschlussreich, dass viele Eingebürgerte erstklassige Ergebnisse vorweisen. Zum Teil haben sie bessere Abschlüsse als der Durchschnitt der Deutschen. Hier ist das deutliche Signal an die Mehrheitsgesellschaft, dass es viele Menschen gibt, die eine integrationspolitische Leistung erbringen,

Zuwanderung geht zurück
Ja zu Deutschland sagen und sich für diese Gesellschaft engagieren wollen", so Laschet. Der Vorteil der neuen Daten sei es, dass diese erfolgreichen Integrationskarrieren jetzt endlich wahrgenommen würden. Ein weiteres Ergebnis: Von „Zuwanderungswellen“ kann heute keine Rede mehr sein. Im Jahr 2007 wanderten 135.500 Personen aus dem Ausland nach Nordrhein-Westfalen, 125.400 zogen fort. Das ist ein Wanderungsgewinn von nur 10.100 Menschen. „Bei einer Bevölkerungszahl von 18 Millionen ist das kaum noch spürbar“, sagte Laschet. Besonders stark geht die Zuwanderung von Spätaussiedlern zurück. Im vergangenen Jahr kamen 1.266 nach Nordrhein-Westfalen, 1995 waren es noch fast 45.000. Auch viele Deutsche wandern ab: 2007 zog es 28.800 Deutsche ins Ausland, nur 18.300 Deutsche zogen aus dem Ausland zu. Laschet: „Dies zeigt, wir müssen um die besten Köpfe werben und ihnen nicht signalisieren, dass sie eigentlich unerwünscht sind.“ Der Integrationsbericht bilanziert den im Juni 2006 beschlossenen Aktionsplan Integration, mit dem sich die Landesregierung ein integrationspolitisches Arbeitsprogramm gegeben hat. Laschet: „Wir sind ein großes Stück weiter bei der Umsetzung des Plans. Das beginnt bei der gesetzlich verankerten vorschulischen Sprachförderung, reicht über die Einrichtung von Familienzentren als Anlaufstellen für Betreuung, Bildung und Beratung, spezielle Mentoring-Angebote für junge Zuwanderinnen bis hin zum Ausbau der Partnerschaft mit den Kommunen im Rahmen des Programms ‚Kommunale Innovationen in der Integrationspolitik -KOMM-IN NRW’. “Darüber hinaus gibt der Bericht einen Überblick über die Bevölkerungsentwicklung in Nordrhein-Westfalen, den Stand der Integration anhand der Lebenslagen der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Er berichtet auch über bundesweite Gesetzesinitiativen und Entwicklungen auf der europäischen Ebene. Ein wichtiger Teil ist der Bericht des Integrationsbeauftragten der Landesregierung, Thomas Kufen. Außerdem enthält der Bericht zahlreiche Statistiken zu Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Der Bericht mit dem Titel „Nordrhein-Westfalen: Land der Integrationschancen. 1. Integrationsbericht der Landesregierung“ hat rund 240 Seiten und steht auf der Internetseite des Integrationsministeriums als Download zur Verfügung.

[jb; Quelle: Landesregierung NRW]