Bevor es zum Empfang bei Oberbürgermeister Schramma ging besuchte man die Ausgrabungen vor dem Historischen Rathaus.

Gewohnt in der Liebigstraße 167 in Köln Ehrenfeld
Susi Annes erinnert sich an Alles ganz genau, die Daten kommen exakt präzise und schnell. Im Jahr 1938 wurde die damals Neunjährige mit einem so nennt sie es „Kindertransport“  nach Holland verbracht. Am 2. Dezember 1939 ging die Reise dann weiter nach Amerika. Susi Annes ist das allererste Mal wieder zurück in Köln. Mitgekommen sind auch ihre drei Kinder und eine Nichte, die sich ein Bild von der Stadt machen wollten wo ihre Mutter geboren wurde. Heute besuchte Susi Annes die Liebigstraße und sogar ihre Wohnung im Haus Nummer 167. „Alles ist anders, irgendwie transformiert“ sagt Susi Annes. Der Älteste Teilnehmer der Reise ist 85 Jahre alt, zwei weitere Teilnehmer mussten aus Krankheitsgründen absagen.

Besuch in Kölner Schulen
Zum 23. Mal besuchten ehemalige Kölnerinnen und Kölner auf Einladung der Stadt Köln ihre ehemalige Heimatstadt, die sie in der Nazizeit aufgrund ihres jüdischen Glaubens verlassen mussten. Vom 19.-27. August werden die Emiganten das Köln der Moderne kennenlernen. Stadtrundfahrt, Führungen durch den DOM, das jüdische Köln, wie heute etwa schon die Ausgrabungen auf dem Rathausvorplatz, eine Besichtigung des NS-Dokumentationszentrums, ein Rundgang durch die Synagoge und eine Besichtigung des jüdischen Wohlfahrtszentrums. Ein wichtiger Bestandteil sind auch Besuche in Kölner Schulen, wo die Gäste von ihrer Verfolgung und Emigration erzählen, aber auch über den Verlust der Heimat.

Scham über das Vergangene
Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma empfing heute die Gäste im Hansasaal des Historischen Rathauses von Köln. Schramma erinnerte an die über 7.000 jüdischen Opfer die der Nationalsozialimus alleine in Köln forderte und mahnte: „Es wäre gewiss der falsche Weg, das schwere, fast erdrückende Erbe, das uns die Nationalsozialisten hinterlassen haben, einfach beiseite zu schieben. Vergangenheit kann nicht durch Vergessen aus der Welt geschafft oder gar bewältigt werden. Und durch Vergessen kann kein Fundament für ein friedliches und freundschaftliches Zusammenleben von Juden und Nichtjuden gelegt werden. Erinnerung ist eine bleibende Aufgabe. Denn unter Geschichte lässt sich kein Schlussstrich ziehen.“ Schramma hielt aber nicht nur Rückschau sondern zeigte wie sich jüdisches Leben wieder in Köln entwickelt hat und die Synagogengemeinde heute wieder 5.000 Mitglieder zählt. Die Rückführung und Restaurierung der Thora-Rolle, die Israel Tage, die enge Beziehung mit Tel Aviv als Partnerstadt seien nur einige Beispiele fruchtbarer Zusammenarbeit.

"Haus der jüdischen Geschichte"
Schramma ging auch auf die geplante Archäologische Zone und das „Haus der jüdischen Kultur“ ein: „Die geplante „Archäologische Zone“ wird der Öffentlichkeit ein einzigartiges und spektakuläres unterirdisches Museum zur Geschichte Kölns von der Antike bis zum Spätmittelalter bieten, in dem die Geschichte der Juden in dieser Zeit eine herausragende Rolle einnehmen wird. Damit unterstreichen wir einmal mehr die große Bedeutung der ältesten jüdischen Gemeinde nördlich der Alpen, die 321 erstmal dokumentiert wird. Und genau deshalb befürworte ich auch ein weiteres bedeutendes Museumsprojekt. Genauer gesagt das Projekt des Fördervereins für ein „Haus der jüdischen Geschichte und Kultur“, das die lange jüdische Geschichte Kölns und der Region bis zur Gegenwart zum Thema haben wird. Die Ergebnisse eines Architektenwettbewerbes werden derzeit in einer großen Ausstellung im Rathaus vorgestellt und finden in der Bürgerschaft lebhaftes Interesse. Ich hoffe sehr, dass dieses für Köln wichtige Vorhaben in naher Zukunft in Angriff genommen werden kann, so dass zu den vielen Kölner Museen auch ein spezielles Museum zur jüdischen Kultur und Geschichte hinzukommen wird.“

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung