Köln |aktualisiert 12:42 Uhr |  Heute Morgen haben Polizeibeamte in neun verschiedenen Städten in Nordrhein-Westfalen insgesamt 15 Wohnungen von  Mitgliedern der Rockergruppierungen „Bandidos“ und „Hells Angels“ durchsucht. Dabei wurde auch in Objekten in Köln gefahndet. Aktualisiert: Bei den Durchsuchungen wurden laut Polizei zahlreiche Waffen und Testosteron gefunden. NRW-Innenminister Ralf Jäger kündigte an, weiter konsequent gegen Rockerclubs vorgehen zu wollen.

12:42 Uhr > Waffen und Testosteron sichergestellt

Neben Wohnungen in Köln wurden weitere Objekte in Mönchengladbach, Viersen, Bochum Gelsenkirchen, Herne, Essen, Siegburg und Eitorf durchsucht. Insgesamt wurden laut dem Land bei den Durchsuchungen rund 150 Polizisten eingesetzt. Bei den Durchsuchungen heute wurden laut Polizei eine Vielzahl von Speichermedien, Schlag-/Hieb- und Stichwaffen, alleine bei einer Einzelperson wurden 50 Messer gefunden, drei Faustfeuerwaffen und mehrere Einheiten Testosteron aufgefunden und sichergestellt. Die Auswertung der sichergestellten Gegenstände wird auch wegen ihrer Vielzahl noch eine geraume Zeit in Anspruch nehmen. Festnahmen erfolgten keine. Ziel der heutigen Durchsuchungen war das Auffinden von Beweismitteln bei Tatverdächtigen des schweren Landfriedensbruchs. Dabei setzte die Polizei aus Eigenschutzgründen auch Spezialeinsatzkräfte ein.
Zum Hintergrund teilt die Polizei mit: Am 21.01.2012 kam es in der Mönchengladbacher Altstadt zu einem gewalttätigen Aufeinandertreffen zwischen Rockern der Gruppierungen Bandidos und Hells Angels sowie deren Supportern, an dem ca. 100 Personen beteiligt waren. Es gab zahlreiche Verletzte, wobei vier Personen, wie von der Polizei festgestellt wurde, Schnitt- und Stichverletzungen davon trugen. Drei Männer wurden durch Stiche lebensgefährlich verletzt. Die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach bewertet die Fälle der lebensgefährlich Verletzten als versuchte Tötungsdelikte. Daraufhin wurde seitens der Mönchengladbacher Polizei die Mordkommission „Kutte“ eingerichtet.
Die Mordkommission wertet die Aufzeichnungen der Videobeobachtung in der Mönchengladbacher Altstadt aus. Ziel ist es, die Tatabläufe zu rekonstruieren und Tatverdächtige der versuchten Tötungsdelikte, aber auch des vielfach begangenen Landfriedensbruchs zu identifizieren. Diese Ermittlungsarbeit gestaltet sich schwierig, da weder Tatverdächtige noch Geschädigte mit der Polizei kooperieren. Bereits am 09.02.2012 fanden in Leverkusen, Köln und Duisburg, sowie am 14.03.2012 in Oberhausen, Düsseldorf, Solingen und Langenfeld, am 20.04.2012 in Bochum, Herne und Schermbeck und am 05.06.2012 in Krefeld und Willich Durchsuchungen im Zusammenhang mit den Ermittlungen statt. Hierbei wurden eine Vielzahl möglicher Beweismittel wie Speichermedien, Handys, Hieb-/Schlag- und Stichwaffen sowie Schusswaffen aufgefunden und sichergestellt. Eine Auswertung dieser sichergestellten Gegenstände dauert an.

NRW-Innenminister Jäger: „Rockerkriminalität wurde viel zu lange verharmlost“

„Rockerkriminalität wurde in unserer Gesellschaft viel zu lange verharmlost“, sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger. Es gehe um Drogen-, Waffen- und Menschenhandel, Zuhälterei, Erpressung und schwere Körperverletzungen. „Hells Angels und Bandidos ignorieren bewusst die Grundwerte unserer Gesellschaft. Sie schotten sich ab, stellen ihre eigenen Regeln auf und üben Selbstjustiz“, stellte der Minister fest. „Wir dulden aber keine rechtsfreien Räume. Deshalb gehen wir entschieden gegen diese gewalttätigen Subkulturen vor.“

Als Erfolg der Strategie in NRW gegen gewalttätige Rockerclubs wertet Jäger die Selbstauflösung des Bandidos-Chapters Oberhausen in der vergangenen Woche. „Der Druck zeigt Wirkung. Wir wollen die kriminellen Strukturen dieser Banden zerstören. Deshalb stehen wir der Rockerszene permanent auf den Füßen“, machte der Innenminister deutlich. In den vergangenen zwei Jahren führte die Polizei laut eigenen Angaben bei 105 Treffen Kontrollen und Razzien gegen Rocker durch. Bei den mehr als 7.730 Personen- und über 4.370 Fahrzeugüberprüfungen stellten die Beamten zahlreiche Hieb- und Stichwaffen sicher. Insgesamt hatte die NRW-Polizei 325 Treffen im Visier.

Autor: cs | ots
Foto: Symbolfoto – Polizeibeamte vor dem Symbol der „Hells Angels“