Am 1. März dieses Jahres fand im Kölner Consilium eine kurzweilige Veranstaltung mit ernstem Hintergrund statt. Der Kölner Comedian Ralf Kabelka stellte sich dabei den Fragen des DJV-Vorsitzenden Dr. Frank Überall. Am gestrigen Donnerstag überreichten die Initiatoren einen Spendenscheck.

Genau 1.100 Euro kamen bei der Veranstaltung zusammen, unter anderem auch weil der Lions Club Köln-Laetitia und Tina Schwiering als Mitveranstalterin an Bord war. Consilium-Chef Josed Rayes stellte zudem seine Räumlichkeiten bereit. Für die musikalische Begleitung an diesem Abend sorgten Nici Liebrich und Franco Clemens, bekannt als Duo „Anyway“. Und die Moderation übernahm Dr. Frank Überall, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalistenverbandes DJV.

Der hatte neben dem kurzweiligen Anlass aber auch ein Thema auf der Agenda, das alles andere als heiter daherkommt. Nach derzeitigem Stand sind weiterhin hunderte Journalistinnen und Journalisten in der Türkei hinter Gittern, manche bereits zu langjährigen Haftstrafen verurteilt, andere in „Untersuchungshaft“, die in der Türkei schon mal mehrere Monate wenn nicht Jahre andauern kann. Nicht selten warten sie, wie zuletzt der freigelassen Deniz Yücel lange Zeit auf die konkrete Anklage. Andere werden pauschal der Unterstützung terroristischer Vereinigungen angeklagt, nur weil sie ihrer journalistischen Sorgfaltspflicht nachkamen und Fragen stellten.

Auch wenn die deutsche Öffentlichkeit inzwischen nur noch sporadisch über das Thema Presse in der Türkei berichtet und die vielen Plakate, die zur Befreiung des Journalisten Deniz Yücel aufriefen, inzwischen aus den sozialen Medien und damit aus der breiten Medienöffentlichkeit verschwunden sind, bleibt die Situation am Bosporus prekär. Nachdem der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan zu vorgezogenen Neuwahlen aufrief, scheint der Druck auf die Berichterstatter noch weiter gestiegen zu sein, wie Osman Okkan, Vorsitzender des Kulturforums TürkeiDeutschland e.V. aus eigenen Erfahrungen zu berichten weiß.

Rechtshilfefonds soll nicht nur beim Rechtsbeistand helfen

https://www.youtube.com/watch?v=0_NGOK_eJvs

Um den Kolleginnen und Kollegen und ihren mitbetroffenen Familien zu helfen, hatten die Verantwortlichen des gemeinnützigen Kulturforums in Köln die Idee, einen Rechtshilfefonds zu gründen. Okkan warb am gestrigen Donnerstag um weitere Spenden, denn viele Familien, deren „Ernährer“ inzwischen inhaftiert sind, kämpfen ums nackte Überleben. Zwar soll der Fonds vor allem die Rechtsbeistände in der Türkei bezahlen, in mehreren Dutzend Fällen (rund 60) übernimmt der Fonds inzwischen aber auch Hilfszahlungen an die Angehörigen.

„Wir dürfen unsere Kolleginnen und Kollegen, die für die freie Berichterstattung in der Türkei kämpfen, nicht vergessen“, so der Appell des DJV-Vorsitzenden Dr. Frank Überall. Der Journalist und Hochschulprofessor (HMKW) weiß aus vielen Türkeibesuchen, wie kritisch die Lage für die dortigen Kollegen ist. Und so stellte er sich nicht das erste Mal für die gute Sache zur Verfügung, um ganz konkret für die Journalistinnen und Journalisten um Unterstützung zu werben, die wegen ihres Mutes zur unabhängigen Berichterstattung im Gefängnis sitzen.

[infobox]Co-Initiatoren des Rechtshilfefonds sind das Literaturfestival lit.Cologne, die Kölner Rechtsanwältin Raphaela Wilde (Kanzlei Wilde Beuge Solmecke), der bekannte Journalist und Publizist Günter Wallraff und der ehemalige Landtagsabgeordnete Bernd von Grünberg.

Wer helfen will, kann dies tun. Jede Spende zählt. Das Spendenkonto des Kulturforums Türkei/Deutschland e.V. lautet: IBAN DE 53 3705 0198 1929 9103 94 – Stichwort: Rechtshilfefonds

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Autor: bfl
Foto: v.l.n.r.: Corinna Blümel, Josef Rayes, Tina Schwiering, Osman Okkan, Frank Überall, Ralf Kabelka (Foto: Christian Esser, DJV – honorarfrei verwendbar)Foto: Christian Esser, DJV