Köln | Gestern fand in der Gummersbacher Straße 25 ein Begehungstermin mit Mitgliedern des OMZ, der Stadt Köln und einem Architekten um 11:30 Uhr statt. Um 10:57 Uhr versandte das städtische Presseamt eine Mitteilung mit ihrem Angebot an die Bewohner des OMZ. Der Architekt verschickte seine Stellungnahme um 15:54 Uhr an das Wohnungsamt der Stadt Köln. (siehe Berichterstattung bei report-K) Bei den Bewohnern des OMZ sorgt dieser zeitliche Ablauf für viel Unverständnis und Aufregung.

Die Stadt Köln bestätigt den terminlichen Ablauf und schreibt „Gestern um 11.30 Uhr gab es eine nichtöffentliche Begehung auf Arbeitsebene!“ Zudem stellt die Stadt Köln fest: „Nach der gestrigen Besichtigung gibt es erste positive Signale vom Architekten, der die Gummersbacher Str. im Auftrag der Bewohnerinnen und Bewohner mitbesichtigt hat.“ Andre Salentin, der für die Bewohnerinnen und Bewohner des OMZ spricht, sagt, sie hätten den Architekten nicht bezahlt und hätten dafür auch gar kein Geld. Möglich wäre, dass der Architekt von den Unterstützerinnen und Unterstützern bezahlt wurde. Medienvertretern, die das OMZ eingeladen habe, sei der Zutritt im Rahmen des Begehungstermins, so Salentin, verweigert worden. Die Stadt bezeichnet die Begehung als eine auf Arbeitsebene und daher sei diese nicht öffentlich. Der terminliche Ablauf wirft dennoch die Frage auf: Wie kann es sein, dass die Stadt um 10:57 Uhr eine amtliche Pressemitteilung verschickt, bevor die Begehung auf Arbeitsebene 33 Minuten später stattfand und das Ergebnis des Architekten erst am Nachmittag vorlag?

Die bisherigen Bewohnerinnen und Bewohner der Gummersbacher Straße 25

Mittlerweile äußerte sich die Stadt Köln auch zu den bisherigen Bewohnerinnen und Bewohnern der Gummersbacher Straße 25. Da das Objekt in rund zwei Jahren abgerissen werden solle, sei der Auszug der Bewohnerinnen und Bewohner „vorverlegt“ worden, so die Stadt. Die Stadt schreibt: „Die Bewohnenden erhielten alle unter Berücksichtigung ihrer persönlichen Lebenssituation und nach ihren Wünschen Wohnungsangebote im Unterbringungsbereich des Amtes für Wohnungswesen, die eine Verbesserung gegenüber der bisherigen Wohnung bedeutet – überwiegend abgeschlossene Wohnungen im Mietvertrags- und Sozialhausbereich.“ Allerdings sollen „weniger als eine handvoll“ der Bewohner sich dafür entschieden haben in dem Haus zu verbleiben. Deren Unterbringung, so die Stadt sei in einem separaten Teil des Gebäudes möglich so die Stadt. Deren Umzug würde, so ist die Antwort der Stadt zu verstehen, dann erfolgen, wenn die Menschen des OMZ, das Angebot der Stadt annehmen.

Stadt spricht von baulich und konzeptionell guten Lösung

Zum Umzug der Menschen aus dem OMZ schreibt die Stadt Köln: „Für die Bewohnerinnen und Bewohner der Marktstr. steht noch kein Termin für den Umzug fest. Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass die baulich und konzeptionell gute Lösung, die sie den Bewohnerinnen und Bewohnern angeboten hat, angenommen wird. Sie stellt eine Verbesserung der jetzigen Situation dar. Nach der gestrigen Besichtigung gibt es erste positive Signale vom Architekten, der die Gummersbacher Str. im Auftrag der Bewohnerinnen und Bewohner mitbesichtigt hat.“

Das OMZ hat Konzept erarbeitet

Das OMZ hat, so Andre Salentin, ein Konzept erarbeitet – eine Art Businessplan – der für die Stadt Köln sogar von Vorteil wäre. Neben der Versorgung von wohnungslosen Menschen, wollen die Aktiven Haus zur Selbstverwaltung, das multifunktional nutzbar ist: Etwa mit einer Trödelhalle, Lagerboxen, in denen Menschen ihr Hab und Gut einlagern können, die von Obdachlosigkeit betroffen sind und ein Cafe mit dem kleine Beträge erwirtschaftet werden, um ausländische Obdachlose zu unterstützen, die keine Hilfen erhalten und diesen eine kleine Jobmöglichkeit anzubieten. Wenn Andre Salentin das Konzept vorträgt ist zu spüren, dass hier Hilfe aus Kenntnis der Situation von Obdachlosigkeit organisiert wird. Ein weiterer Aspekt ist, dass das OMZ für einige keine dauerhafte Lösung ist, sondern Durchgangsstation. 27 Menschen seien bereits in Wohnungen oder Hotels weiter vermittelt worden. Auch eine Frau, die im achten Montag schwanger gewesen sei. Dafür fänden neue Mitbewohner ins OMZ, würden dort betreut und dann gegebenfalls weitervermittelt. Salentin spricht von einem Kreislauf, man könnte sagen einem niedrigschwelligen Kreislauf der Selbsthilfe.

Aktuell befänden sich 44 Menschen in der Marktstraße, die groß genug sei, auch die Abstände in der Corona-Pandemie einzuhalten. Dies sieht Salentin im Haus in der Gummersbacher Straße, dessen Zustand er negativ bewertet, nicht so gegeben. Das Haus in der Gummersbacher Straße böte auch aufgrund seiner Größe nicht die Möglichkeit das Selbsthilfekonzept umzusetzen. Und das Projekt sei so nicht auf Nachhaltigkeit ausgerichtet, da das Gebäude eigentlich in 14 Monaten, spätestens aber in zwei Jahren abgerissen werden solle. Dabei gäbe es Häuser und Optionen, die die Aktiven des OMZ bereits vorgeschlagen hätten, etwa die leerstehende Grundschule in der Ehrenfelder Geisselstraße.

Der Rat der Stadt Köln, bis auf die AfD und die FDP, will dem Projekt eine Chance einräumen und hat dazu einen entsprechenden Beschluss gefasst. Jetzt sollte dieser und der neue Rat, der sich am 5. November konstituiert, das weitere Verfahren prüfen und bewerten sowie wenn nötig sich einmischen.

Autor: Andi Goral
Foto: Das Gebäude Marktstraße 10. | Foto: Nunnendorf