Köln | Es war in der Nacht vom 9. auf den 10. November in der Körnerstraße in Köln Ehrenfeld. Gerade einmal 11 Jahre war die Synagoge, die Robert Stern entworfen hatte, an diesem Ort, als sie in Flammen aufging. Viele Ehrenfelder schauten zu und die Feuerwehr bewachte das Abbrennen, damit nicht die angrenzenden Häuser in Flammen aufgingen, erzählte heute 75 Jahre später Josef Wirges Bezirksbürgermeister. Heute brannten viele Kerzen, denn die Ehrenfelder gedachten dem schrecklichen Ereignis, wie seit vielen Jahren mit einem Schweigemarsch.

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Miguel Freund von der Synagogen-Gemeinde Köln erinnerte nicht nur an den Bau, sondern auch das jüdische Leben das damit verloren ging: 100 Jahre jüdischen Lebens in Ehrenfeld. Neben der Synagoge in Ehrenfeld brannten vor 75 Jahren auch die Synagogen in der St. Apernstraße und Roonstraße. Auch die Religionsschule für Jungen und Mädchen in der Körnerstraße gab es nach der Reichsprogromnacht nicht mehr. Freund erinnerte auch daran, dass dies nicht der Beginn des Terrors gewesen sei, sondern die Nacht, nach der niemand mehr sagen konnte er habe nichts gewusst, denn am nächsten Tag lagen die Scherben des jüdischen Lebens auf der Straße. Denn vorher habe man weggesehen, wenn Ärzte und Rechtsanwälte nicht mehr praktizieren durften, Juden nicht mehr in Bibliotheken oder Parks oder nicht mehr ihren Geschäften nachgehen durften.

Die Lehre so Freund müsse sein, dass man verantwortlich sei, für das was man geschehen lasse und dass man keine Nazis oder Diskriminierung in jedweder Form tolerieren dürfe. Am Ende rief Freund den Anwesenden die Buchenwaldlosung zu: „Nie wieder Faschismus“. Rolly Brings erzählte in einem unter die Haut gehenden Song die Geschichte des 12-jährigen David, der einst in der Körnerstraße gegenüber der ehemaligen Synagoge wohnte, dann nach Müngersdorf verschleppt wurde und den Holocaust am Ende überlebte. Mit einem Schweigemarsch durch Ehrenfeld erinnerte man an die schlimmen Ereignisse vor 75 Jahren.

Gestern gedachte schon die Synagogen-Gemeinde Köln und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in der Synagoge in der Roonstraße. Schüler und Schülerinnen des Hansa-Gymnasiums und der Königin-Louise Schule präsentierten das Projekt „Begegnung mit der Geschichte“ und diskutierten anschließend mit Elfi Scho-Antwerpes, Sylvia Strubbelt und Dr. Michael Rado. Mit einer Kranzniederlegung gedachte man der 11.000 ermordeten Kölner Jüdinnen und Juden und der sechs Millionen europaweit. Im Gemeindesaal der Kölner Synagoge gibt es derzeit eine kleine Fotoausstellung eines Besuches im Vernichtungslager Ausschwitz.

Autor: ag