Köln | 27 Jahre lang war die Fregatte Köln auf den Weltmeeren unterwegs. Jetzt wird sie außer Dienst gestellt. Zum Abschied empfing gestern Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters die Fregatte im Rathaus.

33 Mal rund um die Erde

714.000 Seemeilen hat die Fregatte Köln in den vergangenen 27 Jahren auf den Weltmeeren zurückgelegt – das entspricht 33 Erdumrundungen oder dreieinhalb Fahrten zum Mond. Am 9. Dezember 2011 ist das Schiff der Bundesmarine zum letzten Mal von einem Einsatz am Horn von Afrika in den Heimathafen eingelaufen und liegt seither in Wilhelmshaven als schwimmendes Ersatzteillager im Arsenal. Am 31. Juli wird die Fregatte mit dem Namen der Domstadt offiziell außer Dienst gestellt – am Ende ihres Weges steht wohl die Verschrottung.

„Das war für uns keine schöne Nachricht und eine überraschende dazu“, erinnert sich Fregattenkapitän Kurt Leonards. Ursprünglich sollte die Geschichte der Köln erst 2014 enden, wegen der Neuausrichtung der Marine wird das Ende nun vorgezogen. Es sei eine große logistische Herausforderung gewesen, ein Schiff mit 220 Mann Besatzung zurückzufahren. Derzeit sind noch 65 Männer und Frauen für die Fregatte im Einsatz. Sie werden wie ihre Kameraden auf verschiedene Schiffe der Bundesmarine verteilt. Leonards wird das Kommando auf der Fregatte Niedersachsen übernehmen.

Köln-Geist für Lebensfreude

Beim Abschiedsempfang im Rathaus trug der Kapitän gestern Abend den Leitspruch der Fregatte „Köln kommt“ ins goldene Buch der Stadt ein. „Wir stellen das Schiff erhobenen Hauptes außer Dienst. Die Seele der Köln war besonders ausgeprägt. Wir haben das auch gerne den Köln-Geist genannt, weil es auch ein Stück Lebensfreude symbolisiert hat“, sagt Leonards etwas wehmütig. Als Geschenk für das Stadtmuseum überreicht er Roters die Schiffsglocke der Köln, mit der es eine besondere Bewandtnis hat. Sie war Taufbecken für sieben Kinder, deren Namen mit Datum auf der Glocke eingraviert sind. Das neue Exponat wird zunächst Teil einer Ausstellung über den Kreuzer Köln im Herbst und soll danach einen besonderen Platz im Museum bekommen. Neben der Glocke hat die Besatzung auch das „Köln“-Schild von der Brücke und die goldene Krone vom Schornstein mit nach Köln gebracht. Beides geht in den Besitz des Freundeskreises der Fregatte Köln über, der unter neuem Namen seine Arbeit fortsetzen will. 

Ob es nach der Fregatte ein sechstes Schiff geben wird, das den Namen Köln trägt, steht derzeit noch nicht fest. Laut Roters steht die neue Patenschaft aber mit hoher Priorität auf der Liste des Verteidigungsministeriums. „So eine Patenschaft zu einer Stadt präsentiert die Bürgernähe der Bundeswehr. Da kommt man an den Städten sonst nicht vorbei“, zeigt sich der Oberbürgermeister hoffnungsvoll. Die erste Patenschaft Kölns mit einem Schiff der Marine hat es bereits 1909 gegeben. Die Fregatte Köln habe zuletzt mit dem schwierigen Einsatz gegen Piraten vor der Küste von Somalia ihren Betrag zur Sicherheit auf See geleistet. Zwischen der Besatzung und der Stadt sei eine enge Freundschaft entstanden. „Viele Kölner haben die Fregatte kennen gelernt und viele Besatzungsmitglieder sind in Köln zu Gast gewesen. Das hat die Patenschaft mit Leben gefüllt“, sagt Roters.

Autor: Stephan Eppinger
Foto: Beim Abschiedsempfang im Kölner Rathaus übereichte Kapitän Kurt Leonards gestern Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters die ausgediente Schiffsglocke