Köln | „Alltagsgeschäft“ ist es für Marcus Trier, Leiter der Bodendenkmal Archäologische Bodendenkmalpflege, wenn man bei Bauarbeiten in Köln auf römische Relikte stößt. Wie jetzt unter dem Domhotel. Hier werden derzeit die Grundmauern eines Wohn- und Geschäftshauses freigelegt. Nicht überraschend – aber ein wichtiges Puzzleteil für die 2000 Jahre Stadtgeschichte.

Einfach „entsorgt“ oder ordentlich begraben? Rätsel gibt das Hundeskelett auf, das gefunden wurde.

1.700 Quadratmeter groß ist die Baustelle Domhotel. Unterhalb des Wallrafplatzes stießen die Arbeiter auf die Grundmauern des Hauses, das eine Fläche von etwa 8 x 10 Metern einnimmt. Es stand an der Nord-Süd-Achse der römischen Provinz-Hauptstadt, damals lag das Straßenniveau etwa vier Meter tiefer als heute. Es muss ein Fachwerkhaus gewesen aus augusteischer Zeit – wohl noch vor Christi Geburt – gewesen sein. Verfärbungen im Boden weisen auf inzwischen verrottete Türschwellen hin, zusätzlich sind noch Pfahllöcher zu erkennen. Später entstand hier ein Steinhaus.

Aus Keramikscherben lässt sich das Alter der Fundstelle bestimmen

Außerdem stieß man auf Teile eines Abwasserkanals und einen Keller, der im Laufe der folgenden Jahrhunderte aufgefüllt wurde. Etwa mit Keramikscherben, aus denen sich das Alter der jeweiligen Schicht bestimmen lässt. Auch Abfall wie Rinderknochen landete in der Grube. Für Verwunderung sorgt das Skelett eines Hundes. Bedeckt war das Areal mit einer neuzeitlichen Betondecke.

Noch etwa 14 Wochen wird es – so Trier – dauern – bis das gesamte „Grundstück“ vor allem von Archäologiestudentinnen und –studenten freigelegt und alles dokumentiert ist. Erst dann entscheidet sich, was mit dem Fund passiert. Etwa ob er – was sehr wahrscheinlich ist – zugeschüttet und überbaut werden kann. Verloren ist er aber auf keinen Fall: Die Daten werden digital gespeichert.

Verfärbungen im Boden weisen auf eine verwitterte Türschwelle aus Holz hin. Links dahinter sind im Boden Pfahllöcher zu erkennen.

Fast 3.500 Fundstellen sind innerhalb der Ringe bekannt

Fast alle der 3.500 Fundstellen aus den letzten 100 Jahren auf dem Stadtgebiet innerhalb der Ringe sind so gespeichert, große und kleine, spektakuläre und eher „alltägliche“ wie der aktuelle. So weiß man recht genau, wie die Hauptstadt der römischen Provinz Niedergermanien bebaut war. Kennt die wichtigsten Gebäude inklusive Friedhöfen – nur auf ein Amphitheater ist man noch nicht gestoßen. Es lag wohl außerhalb.

Mit archäologischen Bodenfunden muss in Köln jeder Bauherr rechnen. Die Denkmalpflege ist bei jedem Bauantrag und den Planungen von Anfang an beteiligt. Auch hier geschehen die Grabungsarbeiten in enger Abstimmung mit dem Bauherrn, der Bayerischen Versorgungskammer.

Autor: ehu
Foto: Archäologiestudentinnen und Studenten der Universität Köln helfen maßgeblich bei den Grabungsarbeiten auf dem Gebiet des Domhotels.