Köln | Der Winter ist zu Ende und damit auch die „niedrigschwellige humanitäre Winterhilfe“, die während der vergangenen Monate an der Vorgebirgstraße eingerichtet wurde. Nun hat die Stadt eine neue Nutzung für das Objekt angekündigt.

Demnach soll das Bauwerk zukünftig als Anlaufstelle für Menschen aus Osteuropa genutzt werden. Diese künftigen Angebote sind Bestandteile des Maßnahmenplans der humanitären Hilfen für Menschen aus den Staaten der EU-Osterweiterung, in die die Stadt Köln neben den Sanierungs- und Umbaukosten allein 650.000 Euro für Sozialarbeit, medizinische Hilfen sowie Kultur- und Sprachmittlung investiert, wie die Stadt am gestrigen Montag bekannt gab. Mit rund 240.000 Euro entfällt der größte Teil auf den Bereich Sozialarbeit.

Über die Höhe der Ertüchtigung machte die Stadt keine Angaben, da es weder eine Sanierung noch ein Umbau geben werde. Man werde das Objekt lediglich ertüchtigen und die dazu notwendigen Instandsetzungsarbeiten durchführen. Die Höhe der Kosten könne erst nach Abschluss der Arbeiten beziffert werden. Derzeit steht das Objekt leer und ist verschlossen. Im Innenhof des umzäunten Geländes scheinen die Aufräumarbeiten bereits begonnen zu haben.

Neues Betreuungskonzept im Wechsel mit der Winterhilfe

Die ersten Aufräumarbeiten nach der Winterhilfe haben bereits begonnen.

Bisher hatte der SKM (Sozialdienst Katholischer Männer) das Objekt und die Winterhilfe betreut. Die vormalige Flüchtlingsunterkunft bot allerdings nur temporäre Schlafplätze. Vor der angedachten Nutzung muss die Stadt das Gebäude herrichten. Die Bauarbeiten sollen kurzfristig erfolgen und beinhalten neben generellen Sanierungs- auch Umbaumaßnahmen. So wird es künftig in dem Objekt unter anderem Dusch- und Waschräume, eine Kleiderkammer sowie Aufenthaltsräumlichkeiten mit der Ausgabe von Verpflegung geben. Über die genaue Anzahl der Schlafplätze machte die Stadt keine Angaben, sie soll jedoch in etwa der Zahl an Plätzen entsprechen, die bereits zur Winterhilfe genutzt wurden.

Das Raumkonzept soll weitgehend bleiben. Die bisherige Ausstattung mit Notschlafstellen soll jedoch aufgewertet und mehr flankiert werden, betonte die Stadt in einer schriftlichen Antwort. Dafür sind auch mehr Personalkosten eingeplant. Neben den rund 240.000 Euro für Sozialarbeit umfasst das Paket „Humanitäre Hilfen für Menschen aus den Staaten der EU-Ostererweiterung“ auch existenzielle Versorgungsangebote (72.050 Euro) sowie ein „Clearing- und Beratungsangebot Migration“, das bei einem zeitlichen Aufwand von zwei Stunden an fünf Werktagen die Woche mit rund 24.200 Euro kalkuliert ist.Hinzu kommen die Kosten für Sprach- und Kulturmittler, sowie die Kosten der gesundheitlichen Versorgung. Alle Maßnahmen werden von den freien Trägern in Ergänzung bereits bestehender Angebote durchgeführt, wie die Stadt betonte.

Die Umnutzung solle zudem sicherstellen, dass die Winterhilfe auch in der kommenden kalten Jahreszeit wieder im gleichen Objekt unterkommen kann. Die Stadt geht diesmal nicht davon aus, dass in den kommenden Wochen und Monaten die gleiche Zahl an Menschen die Einrichtung und damit die Angebote nutzen werden wie während der Winterhilfe.

Zeitplan für die weitere Umsetzung und eine besondere Zielgruppe

Im ersten Schritt soll das dauerhafte Übernachtungsangebot in Betrieb genommen werden. Das Objekt soll nach aktuellem Zeitplan Mitte Juni fertiggestellt werden. Im unmittelbar anschließenden zweiten Abschnitt werden der Tagesaufenthalt zur Erfül-lung der existentiellen Bedarfe (Verpflegung, Körperhygiene, Reinigung der Bekleidung, Ergänzung der Bekleidung, gesundheitliche Versorgung) und das Beratungsangebot, hergerichtet. Die Inbetriebnahme soll noch in der zweiten Jahreshälfte dieses Jahres erfolgen. Das Übernachtungsangebot und der Tagesaufenthalt werden durch den Sozialdienst Katholischer Männer Köln e.V. (SKM Köln) betreut.

Hintergrund der geplanten Maßnahmen und Hilfestellungen ist, dass im öffentlichen Raum im vergangenen Jahr eine zunehmende Bedürftigkeit von Zuwanderern aus den Mitgliedsstaaten Bulgarien und Rumänien wahrgenommen wurde. Zwar gibt es in Köln eine Reihe von bewährten Angeboten, die sich speziell an hilfsbedürftige Menschen aus den Staaten der EU-Osterweiterung richten, allerdings handelt es sich dabei ausschließlich um drittmittelgeförderte Projekte mit befristeter Laufzeit und ohne humanitäre Hilfen. Ziel des neuen Angebotes ist es, die Lücke zu den bereits bestehenden Angeboten zu schließen und die festgestellte Bedürftigkeit der betroffenen Menschen zu mindern sowie dieser entgegenzuwirken.

Zwar stellen Personen aus den EU-Ostererweiterungsstaaten, besonders aus Rumänien und Bulgarien, nur einen geringen Teil der Menschen im öffentlichen Raum dar. Dennoch ist dieser Personenkreis in den vergangenen Monaten verstärkt in den Fokus öffentlicher Wahrnehmung gerückt, da ihr soziales Verhalten stark abweicht und diese Personen überdurchschnittliche Verwahrlosungstendenzen aufweisen. Die Stadt Köln greift dabei auf Erfahrungen eines zum 1. Juni vergangenen Jahres gestarteten Streetwork-Projekts des Amtes für Soziales und Senioren zurück, das in den Monaten Juli und August 2017 diesen Personenkreis erfasst hatte.

Autor: bfl
Foto: Vor wenigen Tagen endete die Winterhilfe in dem Gebäude. Nun soll es für eine andere Nutzung hergerichtet werden.