Köln | Der Intensivmediziner Christian Karagiannidis sieht die Krankenhäuser in Deutschland gut gerüstet für den Umgang mit schwer an Covid-19 erkrankten Patienten im Herbst und Winter. „Ich habe einige schwerstkranke Patienten gesehen, die jetzt wieder im Berufsleben stehen“, sagt er der Wochenzeitung „Die Zeit“, die am Donnerstag erscheint. Der Professor für extrakorporale Lungenersatzverfahren an der Universität Witten/Herdecke und Oberarzt eines Kölner Krankenhauses berichtet von einem Lernprozess in der Pandemie.

Anfangs habe man in einigen Fällen zu früh mit der Beatmung begonnen und damit teils schwere Nebenwirkungen riskiert, auch wenn nicht zu beatmen „oft noch schlimmer“ sei. Die Sterblichkeit von Covid-19-Patienten werde sich in den kommenden Monaten senken lassen, erwartet Karagiannidis, weil sich inzwischen Behandlungsstandards herausgebildet hätten. „Wir wissen mehr über den richtigen Beatmungszeitpunkt, über Medikamente wie Remdesivir gegen die Virenlast in der Frühphase der Erkrankung und Dexamethason als Entzündungshemmer bei beatmungspflichtigen Patienten“, sagt er.

Außerdem habe man gelernt, dass viele Patienten Thrombosen und Lungenembolien entwickeln, was einen frühzeitigen Einsatz von Blutverdünnern nötig mache. „Das alles trifft aber vor allem auf den Umgang mit jüngeren Patienten zu“, sagt der Experte für die Behandlung von Lungenkrankheiten mit einer Einschränkung: Gegen Vorerkrankungen und das Alter als Risikofaktor „werden wir nicht immer ankommen“. Nach Berechnungen der dts Nachrichtenagentur ist die Sterblichkeit insgesamt bereits deutlich zurückgegangen.

Starben von April bis Juni noch vier bis sechs Prozent aller nachgewiesen Infizierten, sank der Wert zuletzt auf 0,3 Prozent. Dabei werden die vom Robert-Koch-Institut veröffentlichten Todesfallzahlen ins Verhältnis mit den durchschnittlichen Neuinfektionszahlen im Zeitraum von 14 bis 21 Tagen zuvor gesetzt. Auch der Anteil von akut Infizierten, die auf einer Intensivstation behandelt werden, sank von in der Spitze fast zehn auf zuletzt 1,4 Prozent.

Dabei dürfte auch eine wichtige Rolle spielen, dass sich zuletzt vor allem jüngere Menschen infiziert haben.

Autor: dts