Köln | Was in den letzten Wochen vielleicht als „Schultornister“ oder „Schulranzen“ gekauft wurde, wird vielleicht schon bald „Toni“ heißen, wenn die Erstklässler den internen Jargon der älteren Schulkinder übernehmen. Die fast schon liebevoll klingende Kurzform „Toni“ setzt sich nämlich im Rheinland mehr und mehr durch, wie Sprachforscher des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) in einer soeben abgeschlossenen Befragung mit mehr als 2000 Beteiligten herausgefunden haben.

Im Süden hat der „Ranzen“ das Rennen gemacht

„Im Süden des Rheinlands kann man die alte Bezeichnung ,Schultornister‘ immer seltener hören, dort hat der ,Ranzen‘ das Rennen gemacht, aber vielleicht wird der ,Tornister‘ ja bald als ,Toni‘ auch in den Raum Köln-Bonn zurückkehren“, so Georg Cornelissen, Sprachforscher im LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte in Bonn. „Toni“ geht auf die regional typische Aussprache „Tonister“ (ohne „r“) zurück. Besonders beliebt ist der „Toni“ im Augenblick im Raum Geldern-Krefeld-Düsseldorf-Grevenbroich. Außer „Tonister“ (mit langem „o“) ist im Rheinland die Variante „Tonnister“ zu hören, aus der in der Schülersprache schon vor Jahrzehnten die „Tonne“‚ hervorgegangen ist. Neben die „Tonne“ tritt in Oberhausen der „Tonnek“, der wie etwa der „Pastek“ (Pastor) zu den slawisch inspirierten Wortschöpfungen des Ruhrgebiets gehört.

Die „Schultasche“ stirbt aus

Alte rheinländische Bezeichnungen wie „Schultasche“ oder „Schulmappe“ werden von jungen Leuten heute nicht mehr verwendet. Sie haben ihren „Toni“ oder ihre „Tonne“, deren Zeit abläuft, wenn sie  gegen den Schulrucksack eingetauscht werden: „Wenn man den jetzt ,Schulsack‘ nennen würde, käme man wieder bei einem urrheinländischen Wort aus der Zeit um Anno Tubak an“, so Cornelissen. „Damals hieß das Behältnis noch ,Schollsack‘ oder ,Schullesack‘, sah aber natürlich noch ganz uncool aus.“  

Autor: hh