Karaman | Zwei Wochen lang saß eine 49-jährige Deutsche im vergangenen Jahr in der Türkei in Untersuchungshaft – seit diesem Donnerstag steht sie im südosttürkischen Ort Karaman vor Gericht, weil sie der regierungskritischen Bewegung des Predigers Fethullah Gülen angehören soll. Nach Informationen von WDR, NDR und „Süddeutscher Zeitung“ droht der Frau, die nur die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, eine mehrjährige Haftstrafe. Die Anklageschrift umfasst nur wenige Zeilen und legt ihr die Nähe zu der inzwischen als bewaffnete Terrororganisation eingestuften Gülen-Bewegung zur Last.

Dieser soll sie den Ermittlungen zufolge nicht nur als einfaches Mitglied angehören, sondern gar als Leiterin einer lokalen Frauenunterorganisation – wodurch sich eine gehobene Stellung und ein höheres Strafmaß ergeben könnte. Laut Anklage soll es auch elektronische Beweise für ihre angeblichen Straftaten gegen den türkischen Staat geben, die bei einer Hausdurchsuchung in ihrer türkischen Wohnung sichergestellt worden sein sollen. Ihre Zeugenaussage soll zudem als Teilgeständnis gewertet werden.

Die Frau war die erste deutsche Staatsbürgerin, die der türkische Staat nach dem gescheiterten Militärputsch im vergangenen Jahr verhaftet hatte. Im Nachgang des Putschversuchs wurden Tausende inhaftiert und Zehntausende ihrer öffentlichen Ämter in Justiz, Polizei und Verwaltung enthoben. Zu den Verhafteten zählen auch mehrere deutsche Staatsbürger.

Die 49-jährige zuletzt in der Türkei lebende Hausfrau ist denn auch die erste Deutsche, der in der Türkei in Reaktion auf den Putschversuch im vergangenen Juli der Prozess gemacht wird.

Autor: dts