Frankfurt/Main | DFB-Präsident Reinhard Grindel hat nun auch persönlich die vom ehemaligen Nationalspieler Mesut Özil erhobenen Rassismus-Vorwürfe zurückgewiesen.

„Ich gebe offen zu, dass mich die persönliche Kritik getroffen hat“, schrieb Grindel in einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme. Gleichzeitig verteidigte er die selbst geäußerte Kritik: „Wir leben unsere Werte. Deshalb haben wir als DFB das Foto mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan kritisch hinterfragt. Ich bedauere es sehr, dass dies für rassistische Parolen missbraucht wurde.“ Rückblickend hätte er als Präsident unmissverständlich sagen sollen, dass jegliche Form rassistischer Anfeindungen nicht hinnehmbar und nicht tolerierbar sei.

„Das galt im Fall Jerome Boateng, das gilt für Mesut Özil, das gilt auch für alle Spieler an der Basis, die einen Migrationshintergrund haben“, so Grindel. Über die von vielen Seiten geäußerten Rücktrittsforderungen sagte der DFB-Präsident nichts.

Emnid-Umfrage: Jeder Zweite findet Özil-Rücktritt richtig

Die Hälfte der Befragten einer Emnid-Umfrage hält die Entscheidung von Mesut Özil, die Nationalmannschaft zu verlassen, für richtig. Das berichtet der „Focus“. 50 Prozent der Befragten halten die Entscheidung für richtig, 35 Prozent halten sie für falsch, 15 Prozent machten keine Angabe.

Am höchsten war die Zustimmung unter den Anhängern der Linkspartei mit 65 Prozent, gefolgt von Anhängern der Grünen (60 Prozent) und SPD-Anhängern (54 Prozent). Die Wähler der AfD halten die Entscheidung zu 50 Prozent für falsch, Unionsanhänger finden sie zu 44 Prozent richtig, zu 46 Prozent falsch. Die Fragestellung lautete: „Mesut Özil hat bei seinem Rücktritt erklärt, nicht mehr für Deutschland auf internationaler Ebene spielen zu wollen, solange er `dieses Gefühl von Rassismus und Respektlosigkeit verspüre`. Fanden Sie die Entscheidung von Özil richtig?“ Kantar Emnid hat am 24. und 25. Juli 2018 für die Umfrage 1.003 Menschen in Deutschland befragt.

Seehofer: Özil ist einer von uns

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), der auch für Sport zuständig ist, hat sich solidarisch mit dem Fußballspieler Mesut Özil gezeigt. „Özil gehört selbstverständlich zu Deutschland, er ist einer von uns“, sagte Seehofer der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ, Freitagsausgabe). Seehofer sagte weiter, der Sport dürfe nicht in seiner „wichtigen gesellschaftspolitischen Funktion für die Integration“ diskreditiert werden.

„Der Fall Özil ist kein Beispiel dafür, dass Integration im Sport oder generell gescheitert sei.“ Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), hob die Integrationskraft des Fußballs hervor: „Fußball bringt Menschen über alle Unterschiede hinweg zusammen. Deshalb kann Fußball auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken“, sagte sie der FAZ.

Autor: dts