Saarbrücken | Der Verlag der „Rheinischen Post“ steht nach Informationen des Branchendienstes „Meedia“ offenbar vor einem Einstieg bei der Saarbrücker Zeitungsgruppe. Die Düsseldorfer RP-Mediengruppe wolle die Mehrheit an dem Verlag kaufen, berichtete der Mediendienst am Freitag auf seiner Internetseite.

Eine Sprecherin der Gesellschaft für staatsbürgerliche Bildung Saar (GSB), die derzeit fast die Hälfte an der Saarbrücker Zeitung Verlag und Druckerei GmbH hält, sagte auf dapd-Anfrage: „Wir suchen einen Ko-Investor. Wer das sein wird, steht im Moment noch nicht fest.“ Es werde mit verschiedenen Gruppen verhandelt. Die RP-Mediengruppe wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.

Verlagsgruppe mit vier Zeitungen und 330 Millionen Euro Umsatz.

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di nahm die Nachricht über den vermutlich bevorstehenden Einstieg der „Rheinischen Post“ zum Anlass, den Erhalt der redaktionellen Eigenständigkeit der „Saarbrücker Zeitung“ wie auch der anderen Zeitungstitel der Gruppe zu fordern. Gerade auch in einem größeren Zeitungskonzern gelte es, durch einen Ausbau von Redaktionsstatuten „regionale Unabhängigkeiten zu sichern“, sagte ver.di-Vize Frank Werneke. Denn von dieser Unabhängigkeit rühre auch der wirtschaftliche Erfolg des Saarbrücker Konzerns her, betonte Werneke.

Zu dem Saarbrücker Zeitungskonzern gehören auch der „Trierische Volksfreund“, die „Lausitzer Rundschau“ (Cottbus) und der „Pfälzische Merkur“ (Zweibrücken). Die Gruppe beschäftigt eigenen Angaben zufolge 2.700 Mitarbeiter und erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von mehr als 330 Millionen Euro. Neben ihren Zeitungsbeteiligungen ist die Gruppe zudem im Bereich Postdienstleistungen, Telefon- und Branchenbücher, Internet-Portale und IT-Dienstleistungen tätig.

Verkauf der Holtzbrinck-Anteile an GSB gerade erst genehmigt

Erst kürzlich hatte das Bundeskartellamt den Verkauf der Mehrheitsanteile der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck an die GSB genehmigt. Verleger Stefan von Holtzbrinck hatte den Verkauf bereits Ende Mai mit einer „grundsätzlichen strategischen Neuausrichtung“ der Holtzbrinck-Verlagsgruppe begründet.

Der Mitgesellschafter GSB, an den Holtzbrinck seine Anteile in zwei Schritten – zum 1. August 2012 und dann noch einmal bis Mitte 2014 – veräußern will, hatte bereits angekündigt, die Anteilsmehrheit nur übergangsweise übernehmen zu wollen, bis eine neue Verlagsgruppe als Gesellschafter gefunden sei. Die Eigentümerkonstruktion mit der GSB geht auf eine Entscheidung des saarländischen Landtags aus dem Jahre 1969 zur Reprivatisierung der damals staatseigenen „Saarbrücker Zeitung“ zurück. 26 Prozent der Anteile wurden damals an saarländische Institutionen vergeben. Die heutige GSB wird getragen von drei Stiftungen, die den damals im Landtag vertretenen Parteien CDU, SPD (je 40 Prozent) und FDP (20 Prozent) nahe stehen.

Autor: dapd