Köln Flandern und die Niederlande stehen im Mittelpunkt des diesjährigen Originalklang-Festivals “Felix!”. Vom 27. August bis zum 1. September erklingen in der Kölner Philharmonie und um sie herum Kompositionen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die die weitere Entwicklung der abendländischen Musik grundlegend bestimmt haben. Musik, die Aufbruchstimmung und Klangfülle, aber auch Einkehr und Besinnung verheißt.Zu den Festivalgästen gehören Anima Eterna Brugge, das Collegium Vocale Gent, B’Rock, Lucie Horsch, Holland Baroque, die Cappella Amsterdam und viele mehr. Der Vorverkauf hat begonnen. Wir haben vorab mit dem Intendanten, Louwrens Langevoort, über das Festival gesprochen.
“Felix!” gehört in Köln noch zu den eher jüngeren Festivals. Wie hat es sich in den vergangenen fünf Jahren in die Festivallandschaft der Stadt integriert?
Louwrens Langevoort: 2019 fand bei uns die Premiere von “Felix!” statt, seitdem gab es jedes Jahr eine Ausgabe des Festivals. Wir hatten da den Vorteil, dass wir im Sommer stattfinden, sodass uns Corona nicht ausgebremst hat. Allerdings mussten wir zwei Jahre mit den behördlichen Auflagen leben und die Zahl der Zuschauer reduzieren. In den vergangenen beiden Jahren sind die Zahlen aber wieder kontinuierlich angestiegen. Wir füllen mit “Felix!” eine kleine Woche von Dienstag bis Sonntag und legen den Akzent dabei auf den Originalklang. Der hat in Köln eine lange Tradition, die Stadt war schon immer eine Hochburg für dieses Thema. Unser Festival zeigt unserem Publikum, welchen Reiz diese Art von Musik hat, die nicht nur Barock abdeckt.
Was macht für Sie den Reiz aus, Musik im Originalklang zu hören?
Langevoort: Die Geschichte der Musik und der Instrumente hat immer wieder Veränderungen mit sich gebracht. Ich finde es spannend, ein Stück so zu hören, wie dieses einst von seinem Komponisten gehört wurde. Dafür lohnt es sich, die Ohren zu öffnen. Ich bin in Amsterdam mit dieser Art von Musik aufgewachsen und habe sie so zu schätzen gelernt. Ich mag natürlich auch die moderne Interpretation von klassischer Musik zum Beispiel von Wagner und von Bruckner. Aber im Originalklang mit den originalen Instrumenten nimmt sich das Orchester zurück und spielt leiser, sodass der Gesang eine größere Rolle bekommt und die Texte besser verständlich sind. Da bekommen die Stimmen eine ganz andere Natürlichkeit. Ich mag auch sehr die Musik des 16. und 17. Jahrhunderts, damals gab es wirklich großartige Kompositionen.
In diesem Jahr liegt der Fokus auf Flandern und den Niederlanden.
Langevoort: Dass wir den Blick auf diese Regionen richten, ist eigentlich ganz logisch. Dort gab es im 16. und 17. Jahrhundert bei der Musik eine enorme Entwicklung. Was ich persönlich aber noch spannender finde, ist der kulturelle Austausch zwischen Flandern und den Niederlanden mit anderen Ländern. Das zeigt sich zum Beispiel bei Claudio Monteverdis Reise nach Flandern, der beim Festival ein eigener Abend gewidmet ist. Dann sind die Musikerinnen und Musiker von B’Rock und B’Rock Vocal Consort zu Gast in Köln. Es gab damals aber auch Komponisten, die zum Beispiel in Flandern groß geworden sind, die dann aber an den deutschen Königspalästen oder in Italien ihre Erfolge feierten. Diesen frühen europäischen Kulturaustausch finde ich sehr interessant.
Wie schwer war die Auswahl der passenden Musikensembles für diese Festivalausgabe?
Langevoort: Das war tatsächlich nicht ganz einfach, es gab noch deutlich mehr Künstler, als wir bei “Felix!” in diesem Jahr hätten präsentieren können. Diese Region hat eine großartige Musikkultur, die schon viele große Namen hervorgebracht hat und die auch jetzt in der jüngeren Generation weiter überzeugen kann. Bei den Musikerinnen und Musikern, die gerade aus den Hochschulen kommen, gibt es eine große Energie, wenn es darum geht, alte Kompositionen neu zu entdecken und diese im Originalklang zu präsentieren. Das gilt zum Beispiel für das innovative Ensemble Holland Baroque, die uns mit “Brabant 1653” eine faszinierende Klangwelt aus dem klösterlichen Leben des 17. Jahrhunderts präsentieren. Bei Anima Eterna aus Brügge fällt im Bruckner-Jahr der junge Blick auf dessen Kompositionen, die vom Staub befreit werden, wodurch der Klang der Romantik neu definiert wird.
Das Festival findet wie gewohnt nicht nur in der Philharmonie statt.
Langevoort: Die Konzerte bei uns in der Philharmonie sind mit der guten Akustik die Basis für das Festival und eigenen sich vor allem für längere Programme. Aber wir suchen auch kleinere Orte in der Stadt auf, wie Kirchen oder Museen. Viele Werke wurden für Kirchen geschrieben und in Köln haben wir mit Kirchen wie St. Mariä Himmelfahrt tolle Orte für unser Festival gefunden. Dazu kommt auch der Stiftersaal des Wallraf-Richartz-Museums mit seiner guten Akustik und seiner besonderen Atmosphäre. Bei “Felix! urban” gehen wir einen Tag lang bei freiem Eintritt zu den kleinen Orten der Stadt und präsentieren junge Ensembles. Das stößt bei diesen auf großes Interesse, wir hatten dafür in diesem Jahr viele Bewerbungen und konnten so ein schönes Programm zusammenstellen. Musik gibt es zudem auch auf dem Kurt-Hackenberg-Platz direkt neben der Philharmonie, wo die Originalklänge am Samstagnachmittag quasi im Vorbeigehen genossen werden können. Wir sind froh, dass dieser zentrale Platz inzwischen so schön gestaltet worden ist. Ich habe ihn davor elf Jahre lang als Wüste erlebt.