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Köln | aktualisiert | Abiturient:innen in den Leistungs- und Grundkursen von sechs Fächern, die sich monatelang auf ihre schriftliche Abitur-Prüfung vorbereiteten können diese wie geplant heute nicht schreiben. Die Landesregierung meldet eine massive technische Panne, die einen Download der schriftlichen Abituraufgaben gestern unmöglich machte. Jetzt sollen die für heute geplanten Abiturprüfungen auf Freitag verschoben werden. Die SPD-Fraktion im Landtag NRW will eine unverzügliche Sondersitzung des Schulausschusses und fragt wie vor dem Hintergrund des Bahnstreiks am Freitag die Abiturient:innen die Schulen erreichen sollen.

Heute am 19. April sollten die Abiturient:innen des aktuellen Jahrgangs in den Fächern Biologie, Chemie, Ernährungslehre, Informatik, Physik und Technik, sowohl in den Grundkursen, wie den Leistungskursen ihre schriftlichen Abiturprüfungen ablegen. Das klappt nicht, da in ihren Schulen die zentralen Prüfungsaufgaben nicht vorliegen.

Der Grund: Auf dem Server, über den der Download abgewickelt werden sollte habe es gestern am Dienstag, 18. April eine massive technische Störung gegeben. Diese, so das NRW-Schulministerium, habe bis zum gestrigen Abend angehalten und konnte nicht behoben werden. Die Frage: Verfügt das Land NRW nicht über eine Rückfall-Lösung in einer solchen Situation, also ein Backup. Klar wird, dass das Land NRW selbst die Abiturprüfungen gar nicht auf eigenen Servern abwickelt, sondern einen externen Dienstleister damit beauftragte. Denn Schulministerin Dorothee Feller, CDU, will die Störung mit dem externen Dienstleister intensiv aufarbeiten.

„Die Störung und kurzfristige Verschiebung der Abiturklausuren ist außerordentlich ärgerlich.“

NRW-Schul- und Bildungsministerin Dorothee Feller

Die Abiturient:innen sollen jetzt, so verfügt es das NRW-Schulministerium am Freitag, 21. April ihre Prüfungen abglegen. Sofern dann der Download am Donnerstag klappt.

Das NRW-Schulministerium hofft nun, dass die Analyse der Beamten mit dem externen Dienstleister dazu führt, dass auch bei den noch folgenden Prüfungen solche Störungen vermieden werden können.

SPD im Landtag spricht von „Abi-Super-Gau“ und beantragt Sondersitzung

Die SPD-Fraktion im Landtag spricht vom „Abi-Super-Gau“ in NRW. Sie fordert eine Erklärung der NRW Schulministerin Feller für ihr „katastrophales Kommunikationsverhalten“. Zudem beantragen die Sozialdemokraten eine unverzügliche Sondersitzung des Schulausschusses des NRW Landtages.

Dilek Engin, schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion in einem schriftlichen Statement: „Was für ein Abi-Super-Gau der Schulministerin. Wie konnte man gestern eine ganze Schullandschaft so lange im Unklaren darüber lassen, wie es nach den Download-Schwierigkeiten weitergeht? Über Stunden war die Ministerin abgetaucht. Das war wirklich katastrophales Kommunikationsverhalten von Frau Feller. Von der viel zitierten Verwaltungserfahrung war gestern nicht viel zu spüren. Dass sie in dieser Krisensituation so lange ,auf stumm geschaltet‘ hat, ist mir wirklich ein Rätsel. Dabei müsste sie doch längst gelernt haben, dass in solchen Momenten nichts so wichtig ist wie eine schnelle und klare Information der Betroffenen. Ausbaden müssen es jetzt die Lehrkräfte und die Abiturienten. Im Übrigen insbesondere die Schülerinnen und Schüler muslimischen Glaubens, die am Freitag das Zuckerfest feiern. Und ob bei dem angekündigten Bahn-Streik am Freitag überhaupt ein reibungsloser Ablauf gewährleistet werden kann, ist auch noch völlig offen. Das gilt auch für die Frage nach dem Umgang mit den gestern hoch geladenen Prüfungsaufgaben. Eigentlich können sie nicht mehr verwendet werden, da eine Geheimhaltung nicht hundertprozentig sichergestellt werden kann. Ich erwarte, dass die Ministerin umgehend in einer Sondersitzung des Schulausschusses dem Landtag erklärt, wie sie ein rechtssicheres Abitur gewährleisten will.“

Das sagt Ministerin Feller

Wurden die Abi-Aufgaben geleakt? Im Netz sollen angeblich aktuelle Aufgaben aufgetaucht sein, dass dementiert aber Feller und bezeichnet diese Aufgaben als Fälschungen. Das NRW Schulministerium prüfe dennoch, ob am Freitag andere Aufgaben bearbeitet werden sollen. Nach Angaben von Feller habe der Dienstleister nicht nur einen Server, sondern zwei. Aber die Fallback-Lösung habe ebenfalls nicht funktioniert. Das Ministerium merkt an, dass 300 Schulen die Aufgaben hätten herunterladen können, 600 aber nicht. Neu war in diesem Jahr, dass sich Schulen bevor sie die Aufgaben herunterladen konnten, in einem „Zwei-Weg-Authentifizerungs-Verfahren“ identifizieren mussten. Ministerin Feller sprach davon, dass auch ein externer Hackerangriff geprüft werde.

Kölner FDP zeigt sich fassungslos

Die Abi-Panne in NRW macht die Kölner FDP fassungslos, vor allem dass die meisten Betroffenen erst am Dienstagabend zwischen 18 und 19 Uhr erfuhren, dass sie heute nicht ihre Abiturprüfung in den sechs Fächern schreiben. Die schulpolitische Sprecherin der Kölner FDP-Ratsfraktion Stefanie Ruffen: „Pannen, vor allem im technischen Bereich passieren. Davor ist niemand gefeit. Die größte und am einfachsten zu vermeidende Panne ist hier aber die Kommunikation. Ich selbst habe von der Verschiebung der heutigen Abiturklausuren gestern Abend über Twitter erfahren, auf der Seite des Ministeriums war davon nichts zu sehen. Ich fühle mit den Abiturientinnen und Abiturienten, die wochenlang auf den heutigen Tag hin gefiebert und hin gelernt haben und gestern Abend eine lapidare Meldung bekamen, dass sie erst am Freitag antreten dürfen. Keine Entschuldigung der Ministerin, keine weitere Erklärung. Hinzu kommt, dass die betreuenden Lehrerinnen und Lehrer schon gestern hätten alles vorbereiten müssen und bis zum Abend sinnlos in den Schulen ausharrten. Jetzt müssen die Schulen ihre gesamte Planung umschmeißen und auch noch einen Notfallplan hinzufügen, da am Freitag im ÖPNV mit Streiks zu rechnen ist. Zu all dem schweigt sich das Ministerium aus. Da bleibt die Frage, warum ein externer Dienstleister Daten sensibler Abiturklausuren verarbeitet natürlich auch unbeantwortet. Wir können nur noch den Kopf schütteln und wünschen allen Abiturientinnen und Abiturienten gute Nerven und dass sie ihre Prüfungen am Freitag rechtzeitig erreichen.“

ag