Kairo | aktualisiert | Die jüngsten Zusammenstöße in der ägyptischen Hauptstadt Kairo haben am Montag mindestens 51 Menschen das Leben gekostet. Mindestens 435 weitere seien verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium des Landes mit. Am Montagmorgen wurde vor dem Hauptquartier der Republikanischen Garden in Kairo das Feuer auf mehrere Anhänger des in der letzten Woche abgesetzten ehemaligen Präsidenten Mohammed Mursi eröffnet.

Dabei starben Anhänger der Muslimbruderschaft und mehrere Soldaten. Über die Hintergründe des Vorfalls gibt es unterschiedliche Angaben. Die Muslimbrüder, die Partei Mursis, spricht von einem Massaker der Armee an friedlich betenden Demonstranten.

Die Armee hingegen behauptet ebenso wie Interimspräsident Adli Mansur, dass die Mursi-Anhänger das Gebäude stürmen wollten. Die Schüsse seien zudem nicht von Soldaten, sondern laut Armee von „bewaffneten Terroristen“ abgegeben worden. Diese Sicht wird auch von Augenzeugenberichten gestützt.

Mansur kündigte die Einsetzung einer Untersuchungskommission zur Klärung der Umstände des Vorfalls an. Die politischen Folgen zeichnen sich derweil bereits ab: Die Muslimbrüder riefen zum Aufstand gegen das Militär auf. Die salafistische Nur-Partei, die zweitgrößte islamistische Strömung in Ägypten, kündigte an, sich nicht mehr an der Bildung einer neuen Regierung beteiligen zu wollen.

Unter diesen Umständen schnell eine neue Regierung aufstellen zu können, wird nun zum Problem. Angesichts anhaltender Gewalt und verhärteten Fronten zwischen den beteiligten Konfliktparteien droht zudem ein Bürgerkrieg. Die Situation im Land hatte sich in der vergangenen Woche erneut verschärft, als das ägyptische Militär am Mittwoch nach dem Auslaufen eines 48-stündigen Ultimatums die Macht im Land übernommen hatte. Ex-Präsident Mursi steht seitdem unter Hausarrest.

Außenminister Westerwelle warnt vor „Eskalationspotenzial“ in Ägypten

Mit Sorge reagiert die Bundesregierung auf die wachsende Gewalt in der politischen Auseinandersetzung in Ägypten. „Die Gewalt, die wir in diesen Tagen auf den Straßen Kairos erleben, zeigt, wie hoch das Eskalationspotenzial in der derzeitigen Lage ist“, sagte Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) dem „Handelsblatt“ (Dienstagausgabe). „Ich appelliere eindringlich an die politischen Kräfte in Ägypten, jetzt die Gewalt zu stoppen und den Dialog miteinander zu suchen. Von Ägypten muss das Signal ausgehen, dass eine demokratische Transformation in der arabischen Welt gelingen kann“, sagte Westerwelle. In Ägypten stehen sich derzeit vor allem das Militär und Anhänger des in der vergangenen Woche gestürzten Ex-Präsidenten Mohammed Mursi gegenüber. Der Absetzung Mursis waren Demonstrationen breiter Teile der Bevölkerung gegen seine Partei, die Muslimbruderschaft, vorangegangen.

Autor: dts