Köln | Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf die Gastronomie. Jetzt wendet sich ein Wirt an seine Gäste.
Denn Reja und Daniel Rabe von der „Bagatelle Südstadt“ sprechen ein ernstes Wort schonungslos offen aus.
Sie erklären ihren Gästen, warum es ab April im Lokal zwangsläufig zu Preisanhebungen kommt und diese aus wirtschaftlicher Sicht unausweichlich geworden sind. Ein sensibles Thema, mit dem die Rabes offensiv umgehen und mit einem Post in den sozialen Netzwerken um Verständnis werben.
Kölner Gastro: Preise für Lebensmittel explodieren wegen Corona
„Die erheblichen Preissteigerungen der vergangenen Monate und die radikalen Teuerungen, die durch den Angriffskrieg in der Ukraine zustande kommen, stellen uns vor grosse Probleme„, schreiben sie, „Alles an unserem Einkauf wird teurer und die Energiepreise explodieren. Wir haben vier Betriebe mit jeweils 3 Fritteusen für je 8 Liter Öl. Wir frittieren viele Süsskartoffelpommes oder Camembert, daher wechseln wir das Öl täglich.
Der Preis für Speiseöl hat sich verdreifacht, von ca. 80 Cent auf 2.40€ – das macht nur für die Bagatelle im Jahr weit über 50.000€ im Einkauf für Speiseöl. Die Kosten für Gas und Strom haben sich verdoppelt. Wir kochen überall mit Gas und haben auch kaum eine Chance den Verbrauch zu reduzieren.“
Auch die Tilgung der Staatshilfen werden noch ins Kontor schlagen, rechnen die beliebten Gastronomen aus dem Veedel vor.
„Je nach Größe des Betriebes werden da Rechnungen zwischen 5000€ und 100.000€ reinfliegen, das wird absolut desaströs“, heißt es, „Und die Verdopplung ist wahrscheinlich nicht das Ende der Fahnenstange. Gemüse, Butter, Ziegenkäse steigen ebenfalls im Preis. Die Kölschbrauereien erhöhen die Preise und auch der Wein wird teurer dieses Jahr. Insgesamt haben wir in den vergangenen zwei Jahren die Löhne unserer Mitarbeiter:innen um 15 bis 20% erhöht, weil wir ein attraktiver Arbeitgeber bleiben möchten.
Wir möchten nicht klagen und leiden, vor allem weil es nur 1200 km weiter östlich von uns einen verheerenden Angriffskrieg gibt. Sollte Putin in die Knie gezwungen werden können, selbstverständlich würden wir uns auch komplett ohne Gas arrangieren oder den Grill auf die Terrasse stellen. Vorerst aber sind wir gezwungen unsere Preise zu erhöhen.“
Die Zeiten seien schön gewesen, als man zwei Jakobsmuscheln (aktueller Kilopreis 36€) für 5 oder 6€ verkauft habe, aber das gehe einfach nicht mehr und sei wirtschaftlich nicht mehr darstellbar.
Bagatelle-Wirt hofft, dass Kollegen auch die Preise anpassen
Rabe: „Wir hoffen dass die gesamte Gastronomie die Preise anpasst, sonst wird es spätestens bei den Abrechnungen für Strom und Gas relativ düster. Das alles in einer Phase, in der die Gastronomie noch immer erheblich weniger Umsätze macht durch die Pandemie.
Die Bagatelle Südstadt ist da eine Ausnahme, einfach weil hier irgendwie schon fast alle von Omikron Genesen sind und wieder Vollgas geben können. Bleibt uns bitte treu, auch mit leicht steigenden Preisen ab April. Leider geht es momentan nicht anders.“
Zuspruch gibt es in den Kommentaren. Kollege Martin Schlüter: „Wahre Worte. Alle verantwortungsvollen Kollegen werden es genauso machen. Es geht nicht anders, „normale“ Gastronomie wird leider immer mehr zum Luxusprodukt werden.“