So sollen die die beiden Anbauten an der Hahnentorburg einmal aussehen. Visualisierung: Ehrengarde

Köln | Seit 1988 nutzt die Kölner Ehrengarde per Erbbaurecht die denkmalgeschützte Hahnentorburg am Rudolfplatz als ihr Stammquartier in der Innenstadt. Doch mit dem Abriss der Brücke, die das mittelalterliche Stadttor mit dem Nachbargebäude verbunden hatte, verlor das Traditionskorps 2017 seine Heimat. In der Brücke war der große Veranstaltungsaal für Feste und die regelmäßigen Korpsappelle untergebracht, in dem bis zu 150 Personen Platz hatten. Aktuell trifft man sich in Brauhäusern und bei befreundeten Traditionskorps. Für die Kleiderkammer und das Archiv wurden Räume angemietet.

In der Hahnentorborg wurden alle Räume leergeräumt und auch die Wände freigelegt. Foto: Eppinger

Wegen der Bauarbeiten musste die Ehrengarde ihr angestammtes Quartier in der im 13. Jahrhundert erbauten Torburg komplett leer räumen und auch die Wände mit dem alten Mauerwerk freilegen. Dort wurden während der Bauarbeiten Sensoren angebracht, um mögliche neue Schäden rechtzeitig erkennen zu können.

Inzwischen ist der Neubau in unmittelbarer Nachbarschaft fertiggestellt. Ursprünglich hatte die Gesellschaft geplant, unter dem Platz vor dem Hahnentor einen unterirdischen Saal zu errichten. Das war aber wegen der zu hohen Kosten von mehr als 13 Millionen Euro nicht realisierbar, erklärt Präsident Hans-Georg Haumann.

Deshalb habe man Alternativen gesucht und diese nun in zwei überirdischen Anbauten auf der Nord- und der Südseite auch gefunden. “Die Entwürfe haben wir inzwischen der Stadtverwaltung und dem Denkmalschutz sowie den Fraktionen im Rat und der Bezirksvertretung Innenstadt vorgestellt. Das Feedback war bislang positiv”, berichtet Haumann. Das Ziel der Ehrengarde sei es, diesen kulturgeschichtlichen bedeutsamen Ort durch die Nutzung zu erhalten und auch für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Kommandant Curt Rehfus (l.) und Präsident Hanz-Georg Haumann stellten die Pläne für die Hahnentorburg vor. Foto: Eppinger

“Beim Plan für die Anbauten geht es uns darum, die historischen und die Funktionsflächen in der Torburg zu entkoppeln”, erläutert Kommandant Curt Rehfus. Im nördlichen, neun Meter hohen Anbau soll nach den Plänen der Architekten Kister, Scheithauer, Gross ein zweistöckiger Raum für Veranstaltungen mit bis zu 120 Gästen entstehen. Im südlichen, zwölf Meter hohen Anbau findet unter anderem die Geschäftsstelle und die Kleiderkammer ihren neuen Platz. Dort soll auch ein Aufzug eingebaut werden.

In der Torburg selbst wird es wieder ein Vorstandszimmer über dem Torbogen geben, das wie in der Vergangenheit auch als Trauzimmer genutzt werden kann. In der obersten Etage will die Ehrengarde ein öffentlich zugängliches Museum schaffen und dort auch das eigene Archiv unterbringen. Eine direkte Verbindung zwischen Veranstaltungsbereich und der Torburg wird es nicht geben.

Bis 2026 sollen die beiden Anbauten fertiggestellt sein

Beachten müssen die Bauherren bei ihrem Projekt am alten Bauwerk neben den Aspekten des Denkmalschutzes auch aktuelle behördliche Auflagen beispielsweise zum Brandschutz und zu den Fluchtwegen. Dabei sind Anbauten an die Torburg nicht neu, sie hatte es immer gegeben. So wurde das alte Stadttor zeitweise auch als Museum genutzt.

Bis zum Ende dieses Jahres soll die Planung für die beiden Anbauten abgeschlossen sein. Dann wird bis zum Herbst 2024 ein Konzept für die Finanzierung des Projekts erarbeitet, bevor Ende des kommenden Jahres die Mitglieder über die neuen Anbauten entscheiden werden. Läuft alles planmäßig, könnten die Anbauten bis Ende 2026 fertiggestellt sein und stünden 2027 zum 125-jährigen Bestehen der Ehrengarde zur Verfügung.

Ihren Pachtvertrag mit der Stadt zum Erbbaurecht will das Traditionskorps mit Blick auf das nun anstehende, kostenintensive Bauprojekt für die kommenden 50 Jahre verlängern. Bislang hat die Ehrengarde seit 1988 nach eigenen Angaben mehr als drei Millionen Euro für den Erhalt und die Sanierung der Hahnentorburg investiert. Durch das Tor schritten einst die Kaiser nach ihrer Krönung in Aachen, wenn diese in einer großen Prozession den Dreikönigenschrein im Kölner Dom besuchen wollten.