Köln | Heute beriet der Unterausschuss Kulturbauten über die Archäologische Zone/Jüdisches Museum. Beratung konnte man allerdings die Auseinandersetzung im Theo Burauen Saal nicht mehr nennen, sondern mehr einen politischen Eklat, aber nicht nur zwischen den Politikern untereinander, sondern auch mit der Verwaltung. Es ging um die Millionen, die zu viel bei den Grabungen ausgegeben wurden. Dabei fing der Ausschuss eher positiv an, mit dem Besuch des Fassadenmodells.

Das 1:1 Fassadenmodell auf dem Rathausplatz >

Wer will was?

SPD und Grüne wollen die Archäologische Zone und das Jüdische Museum. Sie werden unterstützt von der FDP. Diese drei Parteien wollen seit 2006 das Projekt und treiben es voran. Dabei kam es immer wieder, auch 2008 wegen explodierender Kosten, zu intensiven Diskussionen rund um die Finanzierung, ein gegründeter Förderverein scheiterte und erst im November 2012 wurde der Bau durch einen Ratsentscheid und die Kooperation mit dem LVR beschlossen. Die Kosten wurden damals auf knapp 52 Millionen Euro, inklusive der Grabungskosten festgelegt. Die waren mit 2,31 Millionen Euro veranschlagt und mit der Ratsvorlage vom 14.7.2011 bewilligt worden. Jetzt sind alleine für die Grabungen schon 7,29 Millionen Euro ausgegeben. Darüber hat die neue Kulturdezernentin Laugwitz-Aulbach am 19.11.2013 den Kölner Oberbürgermeister informiert. Auch die Öffentlichkeit wurde durch das Presseamt des Oberbürgermeisters informiert. (report-k.de berichtete). Die CDU lehnt das Projekt ab, wie auch Deine Freunde oder die freien Wähler. Zur Zeit läuft auch ein Bürgerbegehren gegen die Bebauung des Rathausvorplatzes.

Am 10. September 2013 habe das Architekturbüro Wandel, Hoefer und Lorch eine aktualisierte Kostenberechnung der Verwaltung vorgelegt, die man in einem Workshop um sechs Millionen Euro verringert habe, so die Kölner Kulturdezernentin. Nach Bekanntwerden der Mehrkosten sei das Rechnungsprüfungsamt eingeschaltet worden, das jetzt klären soll wie und wann die Mehrkosten entstanden seien und wie sie ausgezahlt werden konnten. Also wer, wann die Verantwortung getragen habe, schließlich waren in den vielen Grabungsjahren Sven Schütte der Leiter im Feld und Georg Quander Kulturdezernent, wie die Grünenpolitikerin Barbara Moritz anmerkte.

Verärgerung und Empörung

Die Kölner CDU, allen voran der stellvertretende Ausschussvorsitzende Dr. Elster reagierte verärgert und empört. Zum einen, weil man sich nicht richtig informiert fühlt, sondern die Öffentlichkeit über die Presse, vor den Ratsgremien informiert worden sei. Nie habe man einen Hinweis bekommen, dass das Projekt aus dem Ruder gelaufen sei. Dies und die Höhe der Summe seien skandalös, so Elster. Er forderte eine sofortige Klärung und Akteneinsicht und eine Aufstellung darüber ob jetzt in den 7,29 Millionen Euro alle Kosten genannt wurden, oder etwa die Marketingkosten von rund 800.000 Euro noch fehlten.

Thor Zimmermann von Deine Freunde stellte die Frage wie es nicht auffallen konnte, dass man fünf Millionen Euro mehr verausgabt habe. Eine Frage die auch Karl-Jürgen Klipper von der CDU stellte, vor dem Hintergrund dass die Stadt ein teures SAP-System betreibe. Görzel von der FDP forderte dazu auf die Kirche im Dorf zu lassen und abzuwarten welche Ergebnisse das Rechnungsprüfungsamt generiere. Allerdings forderte auch er Transparenz und belastbare robuste Zahlen, zeigte sich aber geduldig. Besonders negativ bewertete die CDU, aber auch Thor Zimmermann, dass man zwar wisse, dass sechs Millionen Euro eingespart wurden, aber weder die aktualisierten Zahlen des Architekturbüros, noch die Zahlen der externen Projektsteuerer Drees und Sommer auf den Tisch gelegt wurden. Egbert Rummel von der städtischen Gebäudewirtschaft und Kulturdezernentin Laugwitz-Aulbach lehnten dies ab, mit dem Hinweis, dass man erst die wirklich konkreten Zahlen, nach der Prüfung durch das Rechnungsprüfungsamt und keine vorläufigen Daten vorlegen wolle. Elster will darauf nicht warten, sondern fordert die Vorlage der Zahlen für die morgige Sitzung des Kulturausschusses und dass auch der Finanzausschuss einbezogen wird.

Fassadenmuster auf dem Rathausvorplatz

Auf dem Platz vor dem Historischen Rathaus ist derzeit neben dem Grabungszelt und den Bauzäunen auch ein Modell der Fassade des geplanten Jüdischen Museums und der archäologischen Zone zu sehen. Die Mitglieder des Unterausschusses Kulturbauten des Kölner Stadtrates informierten sich vor ihrer Sitzung.

Man erreiche mit dem Haus wieder den alten Stadtraum, der durch die Portalsgasse und Judengasse begrenzt werde, so Architekt Wandel. Wer jetzt die Fassade sieht, muss sich diese allerdings auf die Linie des Hauses von Farina denken, wo das Haus Farina an die andere Bebauung grenzt (dort wo das Fallrohr der Dachrinne ist), denn dort wird die Flucht einmal stehen. Die Fassadenhöhe orientiere sich an den Traufhöhen und das Haus Farina wird komplett zu sehen sein. Auch der Blick vom Stiftersaal und des oberen Fensters des Wallraf Richartz Museums auf den Dom werde nicht eingeschränkt.

Im unteren Bereich werden sich horizontale Flächen mit Spolien und Fensterflächen, die mattiert sein sollen, abwechseln. Spolien sind Fundstücke aus der archäologischen Zone, die man zu einem Fassadenteil formt und die man nicht ausstellen würde. Die Fenster sollen gezielte Einblicke geben und werden nicht zu groß werden. Konservatorische Gründe sind hier federführend. Denn wenn zu viel Licht in die archäologische Zone komme, dann bilde sich Chlorophyll und damit würden die Fundstücke veralgen. Darüber wird ein heller Stein gesetzt sein, der mehrfach gegliedert sein wird. Abstand genommen hat man von einem gelben Stein, der sich mit der Umgebung „beissen“ würde. Der Stein bekommt Einschnitte, wird an manchen Stellen gefrässt und um 15 mm auch in der Horizontale versetzt. Eine lebendige Fassade soll entstehen. Baudezernent Höing lobte die Feingliedrigkeit der Fassade und stelle fest, dass das neue Haus kein grober Klotz werde.

Autor: ag
Foto: Der Unterausschuss Kulturbauten informierte sich über die Fassadengestaltung des Jüdischen Museums