Eine Banksy-Ausstellung in Los Angeles wurde in Köln nachgebaut. Foto: Eppinger

Köln Es ist weltberühmt und doch ein Mysterium – Banksy, der im englischen Bristol geborene und bis heute anonyme Graffiti-Künstler. Dieser ist bekannt dafür, die Grenzen des Kunstmarktes zu sprengen und Missstände weltweit anzuprangern. Seine gesprayten Werke finden sich in mehr als 30 Ländern rund um den Globus. Manche sind nur für wenige Stunden oder Tage zu sehen, andere bleiben Jahre an Hauswänden erhalten.

Etwa 180 Werke hat die Ausstellung “The Mystery of Banksy” als Repliken zusammengetragen und präsentiert so den Besuchern die Welt von Banksy an einem einzigen Ort. In Köln ist das die 1700 Quadratmeter große Industriehalle eines ehemaligen Autohauses im Stadtteil Ehrenfeld. “Viele der Werke sind inzwischen verschwunden, weil Wände abgerissen, übermalt oder gereinigt worden sind. Wir wollen die Arbeiten der Öffentlichkeit zurückgeben und so auf die Themen aufmerksam machen, die Banksy wichtig sind”, erklärt Kuratorin Virginia Jean.

Auch ein Waggonteil der Londoner U-Bahn wird zum Teil der Schau. Foto: Eppinger

Köln ist die 20. Station der Ausstellung, die stetig um neue Werke des Künstlers anwächst. Mehr als zwei Millionen Besucher haben die Schau in Europa bislang gesehen. Für Köln gibt es schon vor der Eröffnung am Freitag, 3. November, mehr als 15.000 vorbestellte Karten.

Direkt am Eingang nimmt die Ausstellung mit der “Palästinensischen Mauer” ein so hochaktuelles wie auch umstrittenes Thema auf. An der Mauer, die Palästinenser und Israelis in Bethlehem trennt, finden sich nicht nur zahlreiche Werke des Künstlers, sondern auch dessen eigenes “The Walled Off Hotel”, durch dessen Lobby die Besucher die Schau mit ihren insgesamt 15 Räumen betreten.

Schon bald bemerken die Gäste, dass Banksy nicht nur auf Graffiti, sondern auch auf Skulpturen, Installationen, Siebdrucke, Zeichnungen und Ölgemälde setzt. So hängen in der Lobby idyllische Meeresgemälde, denen Banksy Überbleibsel von geflüchteten Menschen hinzugefügt hat. Am Ende der Schau ist im letzten Raum Banksys pinkes Seenotrettungsschiff “Louise Michel” zu sehen – ein Projekt, für das vor Ort Spenden gesammelt werden.

Polizisten finden sich als Thema immer wieder bei Banksy. Foto: Eppinger

Immer wieder hat Banksy auch Werke von sich öffentlich ausgestellt, so in seinem “Barely Legal Room” in Los Angeles, mit verfremdeten Ölgemälden und einer pink-goldenen Mustertapete. Nur zwei Tage dauerte die Schau mit vielen Promis, doch der eigentliche Star war ein alter Zirkuselefant, den Banksy in den Farben seiner Tapete “koloriert” hatte. Gezeigt hat Banksy in einem anderen Ausstellungsprojekt auch seine Schablonen, mit denen er vor Ort möglichst schnell Graffitis an die Wände bringen kann.

Auch einen eigenen Online-Shop hat der Street-Art-Star betrieben – mit Objekten, die schnell ausverkauft waren und deren Wert explosionsartig in die Höhe stieg. Dazu gehört auch eine Damenhandtasche aus einem ausgehöhlten Ziegelstein, die genauso wie die Schablonen und der rosa Elefant beim Rundgang zu sehen sind. Allerdings wurde der lebendige Gigant durch eine große Skulptur ersetzt.

Eine Ausstellungsstation führt die Kunstfans auch in das “Dismaland” – ein von Banksy und anderen Künstlern betriebener Freizeitpark, der mittels schockierenden Skulpturen nicht zum Spaß haben, sondern zum Nachdenken anregen sollte. Wichtige Themen für Banksy, dessen Murals für jeden Ausstellungsort von einer Künstlergruppe neu gesprayt werden, ist die Polizei, mit der Banksy stets am Rande der Legalität ein Katz-und-Maus-Spiel betreibt.

Diese Werke entstanden während des Ukraine-Kriegs an Hauswänden bei Kiew. Foto: Eppinger

Dabei scheut er sich auch nicht in Kriegsgebiete zu reisen, wie ein Raum mit Graffitis zeigt, die während des Ukraine-Kriegs in der Nähe von Kiew entstanden sind. Zu den besonders flüchtigen Kunstwerken zählen die Ratten, die Banksy in einem Waggon der Londoner U-Bahn ihr Unwesen treiben ließ. Sie wurden schon nach kurzer Zeit von Reinigungskräften wieder entfernt. In der Schau kehrt der “verzierte” Waggon samt U-Bahn-Station zurück.

Flüchtig war auch das “Balloon Girl”, das noch während einer Auktion bei Sotheby’s vom eigenen Rahmen geschreddert wurde. Auch hier gibt es Repliken, mit dem Zustand vor und nach der teilweisen Vernichtung, des inzwischen 18 Millionen Euro teuren Originalwerks. Zu sehen ist außerdem ein Koffer mit täuschend echten 10-Pfund-Scheinen mit dem Abbild von Lady Di im Wert von einer Million Pfund, von denen Banksy einzelne Banknoten unerkannt unters Volk brachte. Diese haben heute pro Stück einen Wert von bis zu 150.000 Euro.

Bis voraussichtlich Mitte März 2024 ist die Ausstellung in Köln zu sehen. Foto: Eppinger

Auch ohne die Originale bietet die neue Ausstellung am ungewöhnlichen Ort ein ungewöhnliches Kunsterlebnis, das von seinen Machern, dem Passauer Musicalproduzent und Veranstalter der “Körperwelten”, Oliver Forster und seinem Team, mit viel Aufwand in Szene gesetzt wurde, was sich auch beim nicht gerade günstigen Eintrittspreis niederschlägt. Dafür erleben die Besucher Kunst als Event und erfahren dabei viel über den Menschen, der hinter dem mysteriösen Künstler steckt.

Service: The Mystery of Banksy – A Genius Mind” bis Mitte März im ehemaligen Autohaus an der Oskar-Jäger-Straße 99 in Köln-Ehrenfeld, Öffnungszeiten: Di, Mi, So und Feiertage 10 bis 18, Do-Sa 10-20 Uhr, Eintritt: ab 18 (ermäßigt ab 14) Euro.

www.mystery-banksy.com